„Einen echten Unterschied machen“
Das Startup Plastic Fischer fischt Plastikmüll aus Flüssen, um die Meere sauber zu halten. Wie das funktioniert, erklärt Gründer Karsten Hirsch.
Herr Hirsch, Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Ozeane. Ihr Startup setzt bei den Flüssen an, damit der Plastikmüll gar nicht erst in die Meere gelangt. Wie kamen Sie auf die Idee?
Ich habe 2018 mein Jurastudium in Köln beendet und war danach mit zwei Freunden in Vietnam im Urlaub. Am Mekong haben wir gesehen, wie viel Plastik in dem Fluss Richtung Meer schwimmt. Wir fragten uns, warum gibt es keine Firma auf der Welt, die sich auf Flüsse konzentriert, um Ozean-Plastik zu verhindern? Kurz darauf gründeten wir Plastic Fischer.
Wie holen Sie das Plastik aus den Flüssen?
Wir haben eine Technologie entwickelt, die überall auf der Welt gebaut werden kann. Das sind schwimmende Zäune, die so weit ins Wasser ragen, dass das Plastik gestoppt werden kann, ohne Fische und andere Lebewesen zu stören. Das Plastik sammeln wir manuell mit Keschern oder Netzen ein und bringen es in eigene Sortieranlagen. Damit schaffen wir auch Jobs. Mittlerweile haben wir 80 Vollzeit-Angestellte in Indien und Indonesien, wo wir hauptsächlich arbeiten. Gerade der Ganges ist einer der dreckigsten Flüsse der Welt.
Wie viel Plastikmüll haben Sie schon abgefangen?
Mehr als 700.000 Kilo seit April 2021. Aktuell sammeln wir jede Woche zwischen zehn und 15 Tonnen.
Wie finanzieren Sie Ihre Arbeit?
Für jeden Euro, den Unternehmen und Privatpersonen uns zahlen, können wir ein Kilo Plastik aus Flüssen fischen, sortieren und verarbeiten. Der gesamte Prozess wird über Empower.eco verifiziert. Sponsoren erhalten ein digitales Zertifikat, das unsere Arbeit garantiert. Viele Privatpersonen schenken die Zertifikate Familie und Freunden zum Geburtstag oder zu Weihnachten. Firmen, wie beispielsweise die Allianz Gruppe, unterstützen uns und teilen Bilder und Details unserer Arbeit auf Social Media und inkludieren es in ihren Nachhaltigkeits- und ESG-Berichten.
Was passiert mit dem Plastik, das Sie einsammeln?
PET-Flaschen, Glas und Aluminium werden vor Ort recycelt. Aber der größte Teil sind leider mehrschichtige Plastikverpackungen, die nicht recycelbar sind. Sie gehen in die thermische Verwertung, das heißt, sie werden verbrannt und daraus wird Energie gewonnen.
Was planen Sie für die Zukunft?
Wir sind schon auf dem Weg, die erfolgreichste Firma weltweit zu sein in diesem Bereich. Das ist eigentlich erschreckend, weil wir ja immer noch ein kleines Startup sind. Unser Ziel: Wir wollen tausendmal so groß werden wie bisher und damit 10 Prozent des weltweiten Ozean-Plastiks verhindern – um so einen echten Unterschied zu machen.
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Karsten Hirsch gründete 2018 mit Freunden das Startup mit dem Ziel, Flüsse und damit letztlich die Ozeane von Plastikmüll zu reinigen. Mehr Infos findest Du hier: https://plasticfischer.com/