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An Brasilien kommt kein deutscher Autobauer vorbei

Fast alle großen deutschen Autohersteller haben Expansionspläne für Brasilien.

20.01.2014
© picture-alliance/dpa - Industry

Es war stets das beinah gleiche Foto, das in den vergangenen Monaten in einem brasilianischen Regierungsbüro entstand: das selbe Gemälde an der Wand, der selbe glänzende Holztisch, dahinter Brasiliens Präsidentin Dilma Rousseff. Was sich änderte, waren die Garderobe der Präsidentin, das Modellauto vor ihr auf dem Tisch – und der Herr links neben ihr, der in die Kamera lächelte. Mal war es Daimler-Vorstand Andreas Renschler, mal Rupert Stadler, Vorstandsvorsitzender bei Audi, mal Thomas Schmall, Präsident von Volkswagen do Brasil.

Verantwortliche beinah aller großen deutschen Automobilkonzerne sprachen zuletzt beim brasilianischen Staatsoberhaupt vor. Sie wollen ihre Aktivitäten in dem lateinamerikanischen Land verstärken, wollen neue Produktionsstätten errichten oder bestehende erweitern. So plant BMW den Bau eines Werks in der Region Joinville im Bundesstaat Santa Catarina. Im Februar 2013 hat die brasilianische Regierung das Vorhaben genehmigt, bereits 2014 soll die Produktion beginnen. Rund 30.000 Autos will BMW in Joinville jedes Jahr produzieren. Investitionsvolumen: mehr als 200 Millionen Euro. Etwas später, voraussichtlich 2016, soll es im neuen Daimler-Werk losgehen. Der Konzern will in Iracemápolis bei São Paulo eine weitere Montagestätte eröffnen. Etwa 170 Millionen Euro investiert der Konzern in den Standort, bis zu 20.000 Fahrzeuge sollen dort jährlich vom Band rollen. „Brasilien ist ein wichtiger Zukunftsmarkt”, sagt Vorstand Renschler, mit der lokalen Fertigung stelle man sich dem Wettbewerb. Das will auch Audi. Der Ingolstädter Autohersteller peilt für 2015 den Beginn der Produktion in Curitiba im Bundesstaat Paraná an. In einem bestehenden Werk des Volkswagen-Konzerns, dem Audi angehört, sollen langfristig jedes Jahr bis zu 36.000 Wagen der Marke gefertigt werden. Audi nimmt dafür 150 Millionen Euro in die Hand. Auch Volkswagen selbst, in Brasilien schon seit 60 Jahren vertreten, gibt zusätzlich Gas: Das Unternehmen kündigte an, den neuen Golf auch in Brasilien zu produzieren und die Kapazitäten in Curitiba um 20 Prozent zu erweitern.

Der Ansturm der Hersteller ist kaum verwunderlich angesichts der Bewegung auf dem brasilianischen Markt. Die Konsumausgaben der Mittelschicht steigen, und damit die Nachfrage nach Neuwagen. In der ersten Jahreshälfte 2013 wurden rund 1,8 Millionen neue Autos angemeldet, fast fünf Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Laut der deutschen Außenwirtschaftsförderung Germany Trade & Invest (GTAI) prognostizieren Be-obachter für den Absatz bis 2017 ein jährliches Plus von bis zu zehn Prozent. ▪

Helen Sibum