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Supercomputer Jupiter

Der schnellste Rechner Europas steht in Jülich. Was macht ihn so besonders? Und wie wichtig ist er für Deutschland? 

Ralf Isermann Ralf Isermann, 26.09.2025
Supercomputer JUPITER
Supercomputer JUPITER © dpa

Von oben sieht er aus wie ein gigantischer Computerchip, innen summen 24.000 Hochleistungsrecheneinheiten vor sich hin: Anfang September 2025 wurde „Jupiter“ in Betrieb genommen – der neue Supercomputer des Forschungszentrums Jülich. Jupiter setzt neue Maßstäbe – vor allem im europäischen Vergleich. Er ist der schnellste Computer auf dem Kontinent und rangiert weltweit immerhin auf dem vierten Platz. Er ist modular aufgebaut, zahlreiche Container mit Recheneinheiten sind zusammengeschaltet und können entsprechend erweitert werden – das ist weltweit einzigartig. Hinzu kommt: Kein Supercomputer weltweit arbeitet energieeffizienter als der Großrechner aus Deutschland.

Hochleistungsrechner wie Jupiter sind essenziell für die deutsche Wirtschaft. „Aus europäischer Perspektive ist Jupiter ein Pionier – er zeigt, dass wir globale Spitzenleistungen erzielen können, wenn wir nationale Visionen mit europäischer Zusammenarbeit verbinden“, sagt Henna Virkkunen, Exekutiv-Vizepräsidentin der Europäischen Kommission für technologische Souveränität, Sicherheit und Demokratie, die zur Eröffnung nach Jülich gereist war.

Die gigantische Rechenkapazität solcher Maschinen – Jupiter ist so leistungsfähig wie eine Million Smartphones und mehrere Millionen Laptops – ist für viele zukunftsweisende Anwendungen notwendig. Bei Klima- und Wettersimulationen, der Entwicklung nachhaltiger Energiesysteme und insbesondere bei der Entwicklung großer KI-Modelle (sogenannter Large Language Models, LLMs) können Supercomputer ihre volle Stärke ausspielen. Bei voller Auslastung benötigt Jupiter für das Training eines LLMs weniger als eine Woche. Astrid Lambrecht, die Vorstandsvorsitzende des Forschungszentrums Jülich, erwartet von Jupiter einen „gewaltigen Schub“ für die Forschung.

Digitale Souveränität

Jupiter ist ein wichtiges Puzzleteil im europäischen Bemühen um digitale Souveränität. Viele Unternehmen fordern den Aufbau einer europäischen KI-Infrastruktur, um unabhängiger von den USA und China zu werden. Der EU-Aktionsplan „KI-Kontinent“ sieht den Aufbau eigener Daten- und Rechenzentren sowie die Nutzung vertrauenswürdiger KI-Lösungen als digitalen Rückhalt – quasi ein Betriebssystem – in Gesundheit, Verwaltung, Industrie und Bildung vor. „Unsere Sicherheit und Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland und in Europa setzen technologische Souveränität und souveräne Rechnerkapazitäten voraus“, so der deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz. Der Supercomputer mit seiner modularen Struktur – er wird auch als JUPITER AI Factory (JAIF) bezeichnet – ist ziemlich genau das, was die EU unter AI-Gigafactories versteht, die in den kommenden Jahren überall auf dem Kontinent entstehen sollen.

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Der Digitalverband Bitkom teilt die Freude über die Inbetriebnahme von Jupiter, sieht allerdings noch erheblich mehr Bedarf an solchen Rechnern. KI-Experte Janis Hecker sagt: „Um KI-Modelle der nächsten Generation zu trainieren, ist JUPITER trotz der beeindruckenden Rechenleistung immer noch zu klein.“ Für das Training eigener leistungsstarker Grundlagenmodelle auf dem Niveau der großen US-Hersteller seien extrem hohe Investitionen notwendig. Zur gleichen Einschätzung kommt Holger Hoos, KI-Experte der RWTH Aachen und Berater der EU-Kommission. Eine Maschine wie Jupiter könne den Bedarf an Rechenpower keinesfalls abdecken, dies sei allerdings auch nie geplant gewesen. „Hierzu braucht es einen massiven Ausbau europäischer KI-Rechenkapazitäten weit jenseits von Jupiter“, erklärt er.

Rascher Ausbau in der EU

Hoos befürwortet einen raschen Ausbau in der EU, um sich unabhängiger zu machen: „Ich halte die digitale Souveränität, insbesondere im Bereich KI, für eine äußerst dringliche Angelegenheit.“ Es gehe darum, auf Augenhöhe mit den USA und China mithalten zu können, um nicht noch tiefer in eine problematische Abhängigkeit – vor allem von Dienstleistungen und Software aus den USA – zu geraten.

Die Größe der notwendigen Anstrengungen zeigt sich auch in den Investitionen für Jupiter. Für den Aufbau dieses einzelnen Supercomputers flossen Investitionen von 500 Millionen Euro – ein Viertel davon stammt aus dem Haushalt des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt. Bundesforschungsministerin Dorothee Bär sagt: „Jupiter revolutioniert mit seiner enormen Rechenleistung sowohl das Rechnen wissenschaftlicher Simulationen als auch Training und Anwendung größter KI-Modelle und zahlt so auf das Ziel der Hightech-Agenda Deutschland ein, KI als Schlüsseltechnologie zu einem wichtigen Werkzeug in zentralen Forschungs- und Anwendungsfeldern zu machen.“