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Abendkleider von Meissen

Die traditionsreiche Porzellanmanufaktur Meissen steigt in das Modegeschäft ein.

30.10.2013
picture-alliance/dpa - Christian  Kurtzke
© picture-alliance/dpa - Christian Kurtzke

Die Schneeballvase ist ein Klassiker der Porzellanmanufaktur Meissen. Unzählige Blüten der Schneeballpflanze verzieren das kunstvoll gestaltete Gefäß aus dem 18. Jahrhundert. Bei den wenigsten Menschen steht das Sammlerstück in der Vitrine – eine solche Vase des mehr als 300 Jahre alten deutschen Traditionsunternehmens ist mehrere tausend Euro wert. Einige der Schneeballblüten könnten nun aber in Kleiderschränken auf der ganzen Welt zu finden sein – auf Cocktail- und Abendkleidern der Marke Meissen Couture. Das Label gehört zum Mailänder Tochterunternehmen Meissen Italia. Im September 2013 präsentierte das Unternehmen erstmals die Kleider des manufaktureigenen Labels.

Entworfen wurden die Roben von der Modedesignerin Frida Weyer. Die 36 Jahre alte Berlinerin hat 2003 ihr Diplom an der internationalen Modeschule Esmod Berlin gemacht und ist seitdem in der Modebranche tätig. 2008 gründete sie ihr eigenes Modelabel „Frida Weyer“. 2013 wurde sie als Chefdesignern von Meissen Couture engagiert. Mit Porzellan hat sie bislang wenig gearbeitet – und daran wird sich auch kaum etwas ändern. Denn die Schneeballblüten auf ihren Kleidern sind aus Stoff genäht.

Porzellan und Stoff – wie passt das zusammen? Vor einigen Monaten durchstöberte Meissen-Geschäftsführer Christian Kurtzke die Archive seiner Porzellan-Manufaktur und stieß auf Porzellanfiguren aus dem 19. Jahrhundert. Die Kleidung, die sie tragen, ist nicht aufgemalt, sondern echt: Damals tauchte man Stoffe in Porzellanmasse ein, brannte sie und zog sie den Figuren über. Porzellan und Kleidung sind also buchstäblich miteinander verschmolzen.

Seit September werden bei Meissen nicht mehr nur Porzellanfiguren, sondern auch Frauen eingekleidet. Jährlich sollen zwei Kollektionen mit Cocktail-, Abend- und Brautkleidern präsentiert werden. „Der Markenkern von Meissen ist nicht die Mode, sondern die Kunst. Daher konzentrieren wir uns im Konzern auf die Couture, bei der edle Materialien, aufwendige Handwerkskunst und Kreativität zusammenfließen“, so Kurtzke. Ein wesentliches Ziel der Kooperation besteht für Meissen darin, die Marke und das Porzellan einer deutlich jüngeren Zielgruppe zuzuführen, „ohne dabei die eigene Wertigkeit aufzugeben“.

Die edlen Kleider spielen mit neuen Interpretationen klassischer Dekore der 300-jährigen Manufakturhistorie. Langfristig möchte Meissen-Chef Kurtzke sein Modelabel als „elegante Nischenmarke“ im Luxussegment etablieren. „Wir sind im Begriff, eine zeitgemäße Modemarke mit einem 300-jährigen Kulturerbe zu schaffen.“ Die exquisiten Stücke gibt es nur in Meissen-Boutiquen und bei ausgewählten Partnern.

www.meissen.com

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