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Die Handelsreisende

„Diese Zeit hat meine Art Geschäfte zu machen völlig verändert“, sagt die mexikanische Unternehmerin Myrhge Spross über ihren Aufenthalt in Deutschland.

Helen SibumHelen Sibum, 24.05.2024
Unternehmerin Myrhge Spross
Unternehmerin Myrhge Spross © David Palma

Sie leben internationale Vernetzung: Wir stellen Menschen vor, die für Deutschlands Partnerschaften weltweit stehen. Denn globale Aufgaben lassen sich nur gemeinsam bewältigen. 

Als Myrhge Spross 2019 von ihrem Aufenthalt in Deutschland zurückkehrte, hatte sie eine neue Idee im Gepäck. Und diese Idee hatte einen Namen: „Cluster“. Dass Firmen sich in solchen Netzwerken zusammentun, um sich auszutauschen und mit gebündelter Stärke eine bessere Position auf dem Markt zu erlangen, war in Mexiko damals noch nicht verbreitet. In zahlreichen Gesprächen mit Unternehmensvertretern aus dem Raum Stuttgart erfuhr Spross mehr über das Konzept. Als Teilnehmende des Programms „Partnering in Business with Germany“ verbrachte sie damals vier Wochen in Deutschland – gemeinsam mit mehr als 20 anderen Unternehmerinnen und Unternehmern aus Mexiko.

„Partnering in Business with Germany“ ist ein Programm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Es bringt mittelständische Unternehmen aus 17 Schwellen- und Entwicklungsländern mit deutschen Firmen zusammen. Mehr als 17.000 internationale Führungskräfte aus verschiedenen Branchen haben seit 1998 daran teilgenommen, jedes Jahr kommen rund 1.000 hinzu. Etwa 3.000 deutsche Unternehmen beteiligen sich jedes Jahr. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) setzt das Programm um, die unmittelbare Durchführung übernehmen Weiterbildungsanbieter in verschiedenen Regionen Deutschlands.

Das war für mich ein echtes Aha-Erlebnis.
Myrhge Spross, Unternehmerin aus Mexiko

Im Fall von Myrhge Spross war das die Industrie- und Handelskammer (IHK) Stuttgart. Sie vermittelte der promovierten Juristin, die in Mexiko bereits eine Reihe von Unternehmen gegründet hatte, Gespräche mit Vertreterinnen und Vertretern von Technologiefirmen aus der Region. „Bei den Begegnungen habe ich viel darüber gelernt, wie man mit Deutschland Geschäfte macht. Und ich habe von den Cluster-Initiativen erfahren, die es im Raum Stuttgart gibt. Das war für mich ein echtes Aha-Erlebnis, aus Mexiko kannte ich diese Form der Zusammenarbeit nicht.“ Sie sei dankbar für die Zeit in Deutschland. „Sie hat meine Art zu denken und Geschäfte zu machen völlig verändert.

Myrhge Spross im Kreis von Unternehmenspartnern
Myrhge Spross im Kreis von Unternehmenspartnern © David Palma

Zurück in Mexiko gründete Spross, deren Großvater aus Deutschland stammte, das „Airspace Cluster Edo Mex“, in dem sich verschiedene Unternehmen der Luftfahrtbranche zusammengetan haben. Damit will sie auch auf den deutschen Markt gelangen. „Das ist mein Hauptziel. Deutschland ist für Mexiko der wichtigste Handelspartner in der EU und der drittwichtigste weltweit, nach den USA und China.“ Gleichzeitig hat Spross, die umtriebige Unternehmerin, schon wieder eine neue Idee: mexikanische „Superfoods“ nach Deutschland exportieren.

Ein Gewinn für beide Seiten

Die Gruppe um Myrhge Spross war die erste, die aus Mexiko nach Stuttgart kam, erzählt Nahida Amado von der IHK, die die Unternehmerinnen und Unternehmer damals betreut hat – und seitdem viele weitere, auch aus anderen Ländern. Im Laufe der Jahre hat sich dabei schon manch konkretes Geschäft angebahnt, sagt Amado. Auch für die deutschen Unternehmen sei die Teilnahme ein Gewinn. Durch das Programm erhielten sie oft Zugang zu Ländern, die für deutsche Mittelständler noch nicht erschlossen seien. Die direkten Kontakte helfen ihnen, Risiken zu minimieren und den Markteintritt leichter zu gestalten.

Myrhge Spross, die neben einem Doktortitel in Jura auch einen MBA hat, wird demnächst wieder nach Deutschland reisen – mit ihrem Sohn, der dort ein Studium beginnt. Ihre Beziehung zu Deutschland – geschäftlich wie persönlich – wird eng bleiben, da ist Myrhge Spross sicher.