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Umwelt: Lösung für den Plastikmüll?

Wie Forscher aus den neuen Bundesländern den umweltschädlichen Kunststoff in einen hochwertigen Rohstoff umwandeln wollen.

Martin Orth, 01.10.2018
Bernd Meyer entwickelt ein Verfahren für chemisches Recycling.
Bernd Meyer entwickelt ein Verfahren für chemisches Recycling. © TU Bergakademie Freiberg/IEC

Die Idee hat nur Vorteile: Der umweltschädlicher Plastikmüll wird verwertet, die klimaschädliche Braunkohle nicht verbrannt, sondern in Gas umgewandelt. Das daraus entstehende Synthesegas dient der Chemieindustrie als Rohstoff und macht sie unabhängig von Erdöl und Erdgas.

So wird Plastikmüll zu wertvollem Rohstoff

Kern der Konversionstechnik ist ein Reaktor, in dem die kohlenstoffhaltigen Ausgangsstoffe mit Sauerstoff und Wasserdampf unter Wärmeentwicklung bei Temperaturen von 1000 Grad Celsius und darüber behandelt werden. Durch das Hinzufügen von Wasserstoff wird nach weiterer Aufbereitung und Reinigung ein Synthesegas gewonnen, das ein bedeutender Ausgangsstoff für die chemische Industrie ist.

Mit einem Forschungsreaktor in Freiberg (Sachsen) wollen Wissenschaftler die technische Machbarkeit prüfen und die Kosten ermitteln. Falls es gelingt, ein hochwertiges Synthesegas zu erzeugen und die Anlage mit minimalen CO2-Emissionen zu betreiben, soll der Reaktor am Chemiestandort Leuna (Sachsen-Anhalt) eingesetzt werden.

„Chemisches Recycling“ von Plastikmüll

Projektleiter Bernd Meyer bezeichnet das Verfahren als „chemisches Recycling“. Der Direktor des Instituts für Energieverfahrenstechnik und Chemieingenieurwesen IEC an der TU Bergakademie Freiberg und Leiter des Geschäftsfelds „Chemische Umwandlungsprozesse“ am Fraunhofer IMWS erklärt: „Kohlenstoff wird nicht verbrannt, um dann als CO2 die Umwelt zu belasten, sondern für andere Stoffverbindungen genutzt. Damit bahnen wir den Weg zu einer weitgehend CO2-neutralen Kohlenstoff-Kreislaufwirtschaft“.

Braunkohle klimafreundlich nutzen

Armin Willingmann, Wirtschaftsminister des Landes Sachsen-Anhalt, sieht weitere Vorteile: „Mit der Pilotanlage kann es gelingen, eine von Erdöl und Erdgas weitgehend unabhängige Rohstoffbasis für die energieintensive chemische Industrie zu erschließen. Gleichzeitig können wir die in der Region vorhandene Braunkohle wertschöpfend und klimafreundlich nutzen.“ Damit könne die Anlage dazu beitragen, den Strukturwandel in der Region erfolgreich zu gestalten.

„Weltweit große Nachfrage“

Wenn sich das Verfahren bewährt, soll die Plattform in den industriellen Maßstab hochskaliert werden. „Wir sehen eine große Nachfrage für diese Technologie, und zwar weltweit“, sagt Ralf B. Wehrspohn, Leiter des Fraunhofer-Instituts für Mikrostruktur von Werkstoffen und Systemen (IMWS) in Halle. Bei einem erfolgreichen Abschluss der Planungsphase soll das Projekt bis 2024 umgesetzt werden.

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