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Nachhaltig erfolgreich

Das Projekt „Die Russland-Meister 4.0“ zeigt, wie innovativ deutsche Unternehmen zwischen Kaliningrad und Wladiwostok sind.

Klaus Lüber, 26.08.2021
Continental-Werk in Kaluga: innovative Wirtschaftskraft
Continental-Werk in Kaluga: innovative Wirtschaftskraft © Hans-Jürgen Burkard

Hitzerekorde, Brände, Überschwemmungen – der jüngste Weltklimabericht hat es noch einmal sehr deutlich gemacht: Die Erde erwärmt sich rasant, die Auswirkungen sind katastrophal, schnelles Handeln ist geboten. Doch ein konsequenter Kurswechsel ist anspruchsvoll, vor allem die Wirtschaft muss mitziehen und nachhaltiger werden – und dies auf globaler Ebene.

Welche große Rolle wirtschaftliche Kooperationen dabei spielen können, soll die deutsch-russische Initiative „Die Russland-Meister 4.0“ zeigen. Kern des im Rahmen des aktuellen Deutsch-Russischen Themenjahres „Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung“ realisierten Projekts ist eine Foto-Wanderausstellung, die bis Oktober 2022 in den Zentren von zwölf russischen Städten gezeigt und jeweils von einer Fachkonferenz begleitet wird. Zu sehen sind Szenen und Eindrücke aus deutschen Firmenstandorten in Russland, festgehalten vom renommierten Reportage-Fotografen Hans-Jürgen Burkard.


Deutsch-Russisches Themenjahr „Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung“

Das Format der Deutsch-Russischen Themenjahre wurde 2014 auf Initiative beider Regierungen gestartet, um eine breite Öffentlichkeit über die vielfältigen bilateralen Beziehungen zu informieren. Es geht dabei auch darum, den Austausch zu gemeinsamen und globalen Herausforderungen zu vertiefen, Netzwerke aufzubauen und zu festigen. Bisherige Themenjahre widmeten sich der Sprache und Literatur, dem Jugendaustausch, den kommunalen und regionalen Partnerschaften sowie der Hochschulkooperation und Wissenschaft. Am 11. Dezember 2020 wurde das aktuelle Themenjahr „Wirtschaft und nachhaltige Entwicklung“ eröffnet. Es läuft noch bis Ende 2022.
www.deutsch-russisches-themenjahr.de


Es sei vor allem das hohe Engagement vor Ort, das die Rolle deutscher Unternehmen in Russland so besonders mache, sagt Matthias Schepp, Vorstandsvorsitzender der Deutsch-Russischen Auslandshandelskammer (AHK), Delegierter der Deutschen Wirtschaft in Russland und Haupt-Projektverantwortlicher von „Russland-Meister 4.0“. „Deutsche Unternehmen waren, sind und bleiben in Russland die Champions der Lokalisierung. Unternehmen aus keinem anderen Land bauen so viele Fabriken im größten Flächenstaat der Erde.“ Beste Voraussetzungen, um das Thema Nachhaltigkeit weiter im russischen Wirtschaftsraum zu etablieren. Denn: „Im Bereich von Energieeffizienz, hochmoderner Infrastruktur und umweltschonender Produktion in Fabriken sind deutsche Unternehmen in Russland Vorreiter.“

Auftakt im Henkel-Werk

Die Ausstellung startet am 27. August in Saratow, der 800 Kilometer südöstlich von Moskau gelegenen Wolga-Metropole. Dort begann vor über 30 Jahren das Russland-Engagement der Firma Henkel. 1990 stieg der Konzern beim örtlichen Chemiekombinat in Engels unweit von Saratow ein und modernisierte die Fabrik, die größtenteils Wasch- und Reinigungsmittel herstellte. Heute beschäftigt Henkel mehr als 2.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an insgesamt elf Produktionsstätten, über 80 Prozent der Produkte werden auf dem lokalen Markt hergestellt. Ganz oben auf der Agenda: das Thema Nachhaltigkeit. So konnte man den Verbrauch von Energie und Wasser in neun russischen Produktionsstätten seit 2010 um 30 Prozent reduzieren. „Im vergangenen Jahr haben wir die Strategie um weitere Ziele ergänzt, die den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft erleichtern“, so Sergej Bykowskich, Präsident von Henkel Russland. „Bis 2025 plant Henkel nur Verpackungen zu verwenden, die wiederverwendet werden können oder biologisch abbaubar sind. Der Anteil von recyceltem Kunststoff in der Verpackung unserer Produkte in Europa sollte bis zu diesem Zeitpunkt 35 Prozent erreichen.“

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Im Rahmen einer parallel zum Ausstellungsauftakt stattfindenden Podiumsdiskussion im Henkel-Werk in Engels wird Bykowskich unter anderem zusammen mit Géza Andreas von Geyr,  Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation, und Walerij  Radajew, Gouverneur der Region Saratow, darüber diskutieren, wie das Thema Nachhaltigkeit als wirtschaftliches Erfolgsrezept etabliert werden kann. Auch für die anderen Stationen der Ausstellung, bis Ende 2021 etwa noch Krasnodar, Kaliningrad und Sotschi, sollen begleitende Fachkonferenzen zu den Auftaktterminen stattfinden, jeweils mit Beteiligung eines deutschen Unternehmens und in Anwesenheit des Gouverneurs oder der Gouverneurin der entsprechenden Region. Insgesamt hoffe man, so Matthias Schepp, dass die Ausstellung in anderthalb Jahren auf breite Resonanz in Wirtschaft und Gesellschaft stoße. Dafür spricht auch, dass sich das Konzept der Russland-Meister bereits bewährt hat. Schon 2018 tourte die Foto-Ausstellung durch das Land, damals aus Anlass der Fußball-WM, begleitet von einem breiten Medienecho.

Autoreifen aus Löwenzahn

Wie Henkel war auch der Reifenhersteller Continental schon 2018 an der Ausstellung beteiligt. Im Rahmen des aktuellen Ausstellungsfokus Nachhaltigkeit präsentiert sich das Unternehmen 2021 mit einem ganz besonderen Projekt. Am Produktionsstandort Kaluga, rund 200 Kilometer südwestlich von Moskau, betreibt Continental eine eigene Abteilung für Forschung und Entwicklung. Dort wird unter anderem nach Lösungen gesucht, den zentralen Reifenrohstoff Naturkautschuk nachhaltiger zu gewinnen. Statt wie bislang auf den südostasiatischen Kautschukbaum zu setzen, für dessen Anbau Regenwald gerodet wird und der den Einsatz großer Mengen Pestizide erfordert, hat Continental eine Möglichkeit gefunden, Löwenzahn als Kautschukquelle zu nutzen, hierbei insbesondere den sogenannten russischen Löwenzahn, der ursprünglich in Kasachstan und in Westchina beheimatet ist. Zu den Vorteilen gehört auch die lokale Rohstoffgewinnung. „Das vermeidet lange Transportwege, reduziert den CO2-Ausstoß und schont wertvolle Ressourcen“, so Anatolij Antipow, Fabrikchef im Continental-Werk in Kaluga, wo die Russland-Meister im Mai 2022 Station machen. „Wenn sich der Löwenzahn-Kautschuk etabliert, ist das eine echte Revolution.“

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Zukunft der Russland-Meister

Wie 2018 soll es auch bei der Wiederauflage des Projekts einen umfangreichen Bildband geben, der an Vertreterinnen und Vertreter aus Politik und Wirtschaft sowie an Sponsoren verteilt wird. Darin: eine Auswahl von Fotos und Reportagen der über 40 beteiligten deutschen Firmen. Man arbeite gerade an einer Neuauflage, so die AHK Russland, auch Star-Fotograf Hans-Jürgen Burkard ist wieder an Bord, die Fertigstellung ist bis Ende 2021 geplant. Ebenfalls angedacht ist, die Ausstellung nach der Abschlussveranstaltung in Moskau zum Ende des Deutsch-Russischen Themenjahres im Oktober 2022 sporadisch weiterzuführen und so das deutsche Engagement in Russland noch bekannter zu machen.

© www.deutschland.de