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Jahr der Begegnung

Das Deutschlandjahr in Russland bietet eine außergewöhnliche Vielfalt an Kultur- und Bildungsformaten.

Benjamin Haerdle, 28.04.2021
Geschichtsinszenierung zum Auftakt des Deutschlandjahrs
Geschichtsinszenierung zum Auftakt des Deutschlandjahrs © Gleb Kuznetsov

Der Austausch ist weitreichend: Fast 4.500 Kilometer Luftlinie entfernt von Russlands Hauptstadt Moskau kommen im Juli 2021 in Ulan-Ude, der Hauptstadt der Republik Burjatien, Künstlerinnen und Künstler aus West und Ost zusammen. Sie treffen sich zum internationalen Festival Typomania für Grafikdesign, Kalligrafie, Bewegungsdesign und Buchverlage. In Workshops, Vorträgen und Ausstellungen, sowohl vor Ort als auch digital, tauschen sie sich über aktuelle Entwicklungen in ihren Fachgebieten sowie zu regionalspezifischen Themen wie etwa der asiatischen Kalligrafie aus. Das Festival mit Beteiligung deutscher Designerinnen und Designer ist nur eine von zahlreichen Veranstaltungen, die das laufende Deutschlandjahr in Russland zu bieten hat, das Ende September 2020 in Moskau eröffnet wurde.

Ebenfalls Teil des Deutschlandjahrs: Musikprojekt in Kasan
Ebenfalls Teil des Deutschlandjahrs: Musikprojekt in Kasan © Andrey Solovyov

Organisiert von der Deutschen Botschaft Moskau, dem Goethe‑Institut und der Deutsch‑Russischen Auslandshandelskammer (AHK) präsentiert das Deutschlandjahr verschiedene Facetten des Lebens in Deutschland und der deutsch-russischen Beziehungen – mit einer außergewöhnlichen Vielfalt an Einblicken in Kunst und Kultur, Bildung und Wissenschaft, Wirtschaft und Technologie, aber auch zu Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt, Klimaschutz und Tourismus. „Das Deutschlandjahr steht für Dialog, Austausch und Begegnung zwischen Deutschen und Russen, es soll Brücken bauen für die Menschen“, sagte der deutsche Botschafter Géza Andreas von Geyr zum Auftakt. Er hoffe, dies trage bei zum Verständnis der Menschen füreinander. Der Sonderbeauftragte des Präsidenten der Russischen Föderation, Michail Schwydkoj, betonte die wichtige Rolle der Kultur, die Menschen in schwierigen Zeiten zusammenbringe: „Es war die Kultur, die es geschafft hat, die Seelen der Deutschen und Russen zu öffnen.“

Vielfältige Veranstaltungen

Stärken soll den deutsch-russischen Austausch eine Vielzahl unterschiedlichster Veranstaltungsformate. Und auch wenn das Deutschlandjahr noch mehr als sechs Monate vor sich hat, kann Inna Mantschewa, die Beauftragte für die Gesamtkoordination, schon eine positive Zwischenbilanz ziehen: „Mehr als 100 Projekte und mehr als 500 Veranstaltungen wurden bislang umgesetzt. Das ist auch angesichts der Corona-Pandemie ein Erfolg.“ Viele Veranstaltungen mussten neu organisiert werden und fanden ausschließlich online oder hybrid statt. „Das hatte aber auch den Vorteil, dass Ausstellungen, Filme, Vorträge oder Kurse über das Internet weltweit abgerufen wurden.“

Zieht eine positive Zwischenbilanz: Inna Mantschewa
Zieht eine positive Zwischenbilanz: Inna Mantschewa © Goethe-Institut

Einige Veranstaltungen wie Theatergastspiele aus Deutschland oder das traditionelle internationale Kulturforum in St. Petersburg konnten wegen der Pandemie nicht wie geplant stattfinden. Deshalb wurde das Deutschlandjahr verlängert und soll nun mit dem Kulturforum und Deutschland als Sondergastland Mitte November enden. Das alljährliche Kulturforum bietet ein umfangreiches Festivalprogramm sowie eine Dialogplattform für Expertinnen und Experten.

Kulturelle Höhepunkte

Voraussichtlich von Anfang Juni an soll an der Fassade eines Theaters in der Moskauer Stadtmitte eine Lichtprojektion des in Berlin lebenden Künstlers Lillevan und der russischen Künstlergruppe „Sila Sveta“ gezeigt werden, eine Hommage an die deutsch-russischen Kulturbeziehungen in Form eines 25-minütigen Videos. Ende September ist das Tanztheater Wuppertal Pina Bausch erstmals in St. Petersburg zu Gast und zeigt im Aleksandrinskij-Theater das Stück „Vollmond“ als Russland-Premiere.

Blick auf die geplante Installation von Lillevan und „Sila Sveta“
Blick auf die geplante Installation von Lillevan und „Sila Sveta“ © Lillevan, Sila Sveta, Vadim Epstein

Viele Veranstaltungen finden auch außerhalb der Metropolen Moskau und St. Petersburg statt. So sind etwa Festivals, die sich der deutschen Sprache und Kultur widmen, im Mai in Wladiwostok und im Oktober in Kaliningrad geplant. Dort kommen für mehrere Tage Kunst- und Kulturschaffende aus Deutschland und Russland zusammen, um Filme, Workshops, Vorträge, Ausstellungen und Konzerte anzubieten. Nur digital findet dagegen die große Jugendkonferenz „Wir sind die Zukunft“ statt, auf der Jugendliche aus Russland und Deutschland im Juni über Nachhaltigkeit und Ökologie diskutieren.

„Gerade vor dem Hintergrund der derzeitigen politisch schwierigen Phase ist es wichtig, dass das Deutschlandjahr stattfindet“, hebt Inna Mantschewa hervor. Ebenso wie das Deutschlandjahr in Russland 2012 werde auch dieses Jahr der Begegnung die Beziehungen zwischen beiden Ländern stärken.

© www.deutschland.de