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Bergbau im Weltall

Sichern Rohstoffe aus dem All die Zukunft der deutschen Industrie? Antworten auf sechs entscheidende Fragen.

Martin Orth, 27.08.2018
Weltraumbergbau: Sind Asteroiden die Rohstoffquelle der Zukunft?
Sind Asteroiden die Rohstoffquelle der Zukunft? © Nomad_Soul/stock.adobe.com

Im August 2018 hat der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) ein neues Zukunftsfeld auf die politische Agenda gesetzt: In einem Positionspapier ruft er dazu auf, die Weichen für den Weltraumbergbau zu stellen. Science Fiction oder bald Realität? Das sagen Experten:

Warum ist Weltraumbergbau wichtig für Deutschland?

Wertvolle Rohstoffe wie Platin, Nickel oder Kobalt werden auf der Erde knapper, bleiben für Zukunftstechnologien aber unentbehrlich. Und die Möglichkeiten des wirtschaftlichen Abbaus im Weltraum steigen mit dem technologischen Fortschritt.

Was ist das Ziel des BDI?

Ziel des BDI ist zunächst ein nationales Weltraumgesetz, das private Investitionen und Innovationen ermöglicht. „Es soll noch in dieser Legislaturperiode kommen“, sagt Matthias Wachter, Abteilungsleiter Sicherheit und Rohstoffe beim BDI und einer der Autoren des Positionspapiers. Deutschland sollte dem Beispiel Luxemburgs folgen, das als einziges Land neben den USA über ein Weltraumbergbaugesetz verfügt.

Matthias Wachter
Matthias Wachter © Christian Kruppa

Wie groß ist das Potenzial an Rohstoffen aus dem All?

Es gibt Schätzungen, nach denen ein Asteroid mit einen Durchmesser von einem Kilometer ausreicht, um den Bedarf der Weltbevölkerung mit metallischen Rohstoffen über Jahrzehnte hinweg zu decken. 700.000 Asteroiden kennen wir bisher, 17.000 befinden sich in Erdnähe und eignen sich für den Weltraumbergbau.

Wie funktioniert Weltraumbergbau?

Schon innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen kleinere Weltraumsonden zum Auffinden erdnaher, potenziell rohstoffreicher Asteroiden in die Umlaufbahn der inneren Planeten fliegen. Hochentwickelte Technik scannt einzelne Asteroiden, sammelt Proben, analysiert deren Rohstoffgehalt und sendet die Ergebnisse zur Erde. Haben die Sonden passende Asteroiden gefunden, könnten größere unbemannte Flugkörper sie ansteuern und Roboter die Rohstoffe abbauen.

Wie weit ist Deutschland beim Weltraumbergbau?

Die deutsche Industrie ist bei Antriebstechnik, Analytik, Sensorik, Robotik oder Bergbautechnik gut aufgestellt. Das Bremer Raumfahrtunternehmen OHB hat bereits ein Tochterunternehmen in Luxemburg für Projekte im All gegründet. Und in Berlin gibt es mehrere Startups, die so genannte New Space-Projekte verfolgen, berichtet Wachter. „Ihnen würde die Weltraumgesetzgebung einen Push verleihen.“

Was sagen Weltraumexperten?

Weltraumbergbau im großen Stil sieht Professor Ralf Jaumann, Planetengeologe am Deutschen Zentrum für Luft-und Raumfahrt (DLR), in naher Zukunft nicht. „Die Rohstoffe sind im Weltraum zwar in traumhafter Konzentration und Zugänglichkeit vorhanden. Ich zweifele aber an der Wirtschaftlichkeit.“ Seine Prognose: Über einen längeren Zeitraum von etwa 50 Jahren werde sich der Mensch den Weltraum aber schon zu eigen machen.

Ralf Jaumann
Ralf Jaumann © David Ausserhofer