Deutsche Wissenschaft auf Arabisch
„Hot Spot“ heißt ein TV-Wissenschaftsmagazin auf Al Arabiya. Die Beiträge werden in Deutschland produziert.

Als Hartmut Klenkes Redaktionsteam über ein Thema diskutierte, das in der nächsten Sendung des Wissenschaftsmagazins „Hot Spot“ laufen sollte, hatte die Redaktion zunächst großes Bedenken. „Es ging um Hunde, die bei polizeilicher Ermittlungsarbeit zum Einsatz kommen“, erinnert sich Klenke. „Wir wissen ja, dass Hunde in der arabischen Welt ein heikles Thema sind.“ Die Redaktion diskutierte und diskutierte und kam dann zum Entschluss: „Wir probieren das – auch wenn wir ein wenig Bauchschmerzen haben.“
Seit Frühjahr 2012 produziert doc.station das Magazin „Hot Spot“ im Auftrag des Auswärtigen Amts. 49 Sendungen haben Geschäftsführer Klenke und sein Team seither auf die Beine gestellt. Sie berichten über wissenschaftliche Experimente, medizinische Fortschritte und den neusten Stand der technischen Entwicklung in Deutschland – und sie zeigen dabei ein aktuelles Bild der deutschen Forschungslandschaft. „Unser Ziel ist es, jungen Menschen in der arabischen Welt Lust auf deutsche Wissenschaft und Forschung zu machen“, sagt Klenke. Die Firma doc.station Medienproduktion GmbH ist eine hundertprozentige Tochter des deutschen öffentlich-rechtlichen Senders ZDF. Seit seiner Gründung 1999 hat doc.station mehr als 1600 Stunden Programm für das Fernsehen im deutschsprachigen Raum produziert – spezialsiert sind die Fernsehmacher auf Geschichts- und Wissenschaftsdokumentationen, auf Reportagen und Naturfilme. Rund 15 Journalisten arbeiten im „Hot Spot“-Team, drei Redakteure, die die Sendung betreuen, und freie Mitarbeiter aus ganz Deutschland. Sie sind stets auf der Suche nach den neuesten Themen in der Forschung und schlagen sie in einer großen Redaktionskonferenz vor. Findet der Großteil der anderen die Idee gut, wird die Themenidee mit den zuständigen Mitarbeitern im Auswärtigen Amt in Berlin besprochen.
„Ja“ sagte das Auswärtige Amt auch zu dem vorgeschlagenen Beitrag über Hunde in der polizeilichen Ermittlungsarbeit. Der Redakteur machte sich an die Arbeit, berichtete aus Hamburg über so genannte „Mantrailer“. Das sind Hunde, mit deren Hilfe Personen aufgespürt werden können. Dank des guten Geruchssinns der Hunde wurden in Deutschland schon Hunderte von vermissten Personen wiedergefunden, zahlreiche Verbrechen konnten von der Polizei mit Hilfe der Tiere aufgeklärt werden.
Es war am Ende der ersten Staffel von „Hot Spot“ im Herbst 2014, als der Beitrag zum ersten Mal ausgestrahlt wurde. Doch dabei blieb es nicht. Er kam so gut an, dass er elf Mal wiederholt wurde, berichtet Klenke. „Damit hätten wir wirklich nicht gerechnet.“ Hunde werden in den meisten arabischen Staaten nicht bei der Polizei eingesetzt, ließ ihn der arabische Sender wissen, für viele der Zuschauer wäre das wohl eine kleine Sensation gewesen. Dann klingelte bei der Polizei in Hamburg das Telefon. Am anderen Ende: Behörden in Ägypten. Mit welcher Art von Hunden diese Ermittlung am Besten funktioniere, wollte man wissen? Ob es möglich wäre, diese auch in Deutschland ausbilden zu lassen. „Es ist schön, wenn unsere Arbeit solch eine Auswirkung hat“, sagt Klenke.
Wie viele Zuschauer die „Hot Spot“-Sendungen tatsächlich haben, lässt sich nicht genau festsellen. Die ersten beiden Staffeln wurden zunächst auf Qatar TV ausgestrahlt, später von Al Arabiya. Inzwischen sind alle Staffeln ausschließlich auf Al Arabiya zu sehen. Der arabischsprachiger Nachrichtensender aus den Vereinigten Arabischen Emiraten ist in den Ländern der arabischen Welt weit verbreitet. Zwischen 740 000 und 3,6 Millionen Zuschauerinnen und Zuschauer hat Al Arabiya täglich. In diesem weiten Rahmen bewegen sich auch die Zuschauerzahlen von „Hot Spot“.
Wenn die Redaktion ihre Beiträge für eine Ausgabe von „Hot Spot“ fertig produziert hat, laufen sie in Hamburg zusammen. Dort werden sie ins Arabische übersetzt und an die Sender überspielt. Moderiert wird das Magazin dann direkt im Sender in Dubai. „Mit einem Moderator, der im arabischen Raum bekannt ist, hat unser Format die besten Chancen erfolgreich zu sein“, sagt Klenke. „Mit dem Thema Wissenschaft können wir auch viel über Deutschland vermitteln und dabei zeigen, welche Möglichkeiten man in einer freien, demokratische Gesellschaft hat“, sagt Klenke. „Das Schönste aber ist, wenn wir von der Offenheit unserer Zuschauer überrascht werden.“ ▪