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Grüner Wasserstoff aus Afrika

Internationales Masterprogramm qualifiziert Studierende aus 15 westafrikanischen Ländern für das Zukunftsthema grüner Wasserstoff.

Bettina Mittelstraß, 31.01.2023
Studierende des deutsch-afrikanischen Masterprogramms
Studierende des deutsch-afrikanischen Masterprogramms © ForschungszentrumJülich

Viel Sonne und Wind – im globalen Süden sind diese natürlichen Ressourcen reichlich vorhanden. „Das macht Afrika zu einer sehr gut geeigneten Region für die Produktion von grünem Wasserstoff“, sagt Dr. Solomon Nwabueze Agbo vom Forschungszentrum Jülich. Die deutsche Forschungseinrichtung engagiert sich seit Oktober 2021 mit viel Expertise in der  Energieforschung in Westafrika. In Kooperation mit der RWTH Aachen, der Universität Rostock und dem in Ghanas Hauptstadt Accra angesiedelten West African Science Service Centre on Climate Change and Adapter Land Use (WASCAL) werden aktuell 60 Studierende aus 15 westafrikanischen Ländern in dem neuen International Master’s Program in Energy and Green Hydrogen (IMP-EGH) ausgebildet. Das WASCAL wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und ist Partner des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD). 

Es ist die erste Ausbildung dieser Art in der Region, gefördert vom BMBF im Rahmen des Programms „Innovationen für die Energiewende“ mit zunächst 16 Millionen Euro bis 2025. „Gemeinsam wollen wir lokale Kapazitäten schaffen, um ein globales Zukunftsthema anzugehen“, sagt der Jülicher Projektleiter Agbo. „Wir bereiten junge Menschen aus Westafrika darauf vor, innovative Lösungen für erneuerbare Energien und grüne Wasserstofftechnologien zu finden, um sich so für die Entwicklung in Afrika einzusetzen.“

Wasserstoffproduzent der Zukunft

Wasserstofftechnologie ist ein wichtiges Feld, um zukünftig erneuerbare Energie zu speichern und somit zur Transformation des globalen Energiesystems beizutragen. „Zum heutigen Zeitpunkt sind allerdings etwa 98 Prozent der weltweiten Produktion von Wasserstoff nicht klimaneutral – also mit dem Ausstoß von CO2 verbunden“, erläutert Marcel Kottrup, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Controlling der RWTH Aachen. Er koordiniert den Track „Economics, Policies and Infrastructure“ des IMP-EGH. Und das müsse sich dringend ändern. „Das ist eine sehr gute Chance für Westafrika zu einem zukünftigen Produzenten für grünen – also klimaneutralen – Wasserstoff zu werden und dadurch auch die sozio-ökonomische Entwicklung in der Region voranzutreiben“, sagt Kottrup. „Durch den Standortvorteil und entsprechend reichhaltigere Ressourcen an erneuerbaren Energien kann hier kostengünstiger produziert werden als an Standorten im globalen Norden.“

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Einsatz für eine bessere Welt

Die Studierenden im Masterstudiengang IMP-EGH sollen einmal Expertinnen und Experten auf dem Gebiet des grünen Wasserstoffs werden und sich den damit verbundenen Chancen und Herausforderungen widmen. Viele können es kaum erwarten, diese Aufgaben anzugehen, betont die Senegalesin Fatou Sarr: „Wir wollen eine bessere Welt und wir können nicht auf Entwicklung und Nachhaltigkeit warten. Wir absolvieren also diesen Master, um etwas zu verändern.“ Die junge Physikerin ist eine mehrfach geförderte Studentin und engagierte Aktivistin für mehr politische Beteiligung der Jugend in Afrika. Sie kämpft schon lange in internationalen Gremien für die digitale Transformation, die Technologisierung ihres Landes und die Umsetzung der SDGs der Vereinten Nationen. „Ich will etwas tun, was einen Impact für mein Land hat. Das ist für mich das Wichtigste.“ Sarr tritt nun an, um die politische und wirtschaftliche Infrastruktur für grüne Wasserstofftechnologie herzustellen. Dafür spezialisierte sie sich im dritten Semester ihres Masterstudiums auf den Bereich Economics, Policies and Infrastructure.

Abwechslungsreiches Studium – aussichtsreiche Berufe

Während der ersten beiden Semester besuchten alle 60 Studierenden gemeinsame Grundlagenkurse an der Université Abdou Moumouni de Niamey in Niger. Mit der Spezialisierung, die danach in sechs Bereichen möglich ist – darunter grüne Wasserstofftechnologie, Bioenergie oder Photovoltaik – verteilen sich die Studierenden auf drei weitere Partneruniversitäten im Programm: die Université Felix Houphouet Boigny (Elfenbeinküste), die Université de Lomé (Togo) und die Université Cheikh Anta Diop de Dakar (Senegal). Hier beginnt auch die konkrete Kooperation mit den deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus Jülich, Aachen und Rostock, die im Blended-Learning-Format neben digitalem Unterrichtsmetrial zur Vorbereitung vor allem Lehrveranstaltungen an den westafrikanischen Partnerhochschulen umsetzen. Im vierten Semester kommen die Studierenden dann nach Deutschland und schreiben ihre Masterarbeit – vier Spezialisierungsbereiche werden von Jülich betreut, einer von der Universität Rostock. Fatou Sarr wird in ihrer Arbeit von der RWTH Aachen betreut, um im Anschluss die Verteidigung an der Université Cheikh Anta Diop de Dakar zu halten.

Experte für "grünen" Wasserstoff: der Physiker Solomon Nwabueze Agbo.
Experte für "grünen" Wasserstoff: der Physiker Solomon Nwabueze Agbo. © Forschungszentrum Jülich/Wilhelm-Peter Schneider

Die beruflichen Möglichkeiten, die sich den Studierenden dann bieten, sind sehr breit. Ob als Gründer oder Gründerin, in der Industrie, auf lokaler Regierungsebene oder in internationalen Institutionen – in jedem Fall sind die Absolventinnen und Absolventen vorbereitet, um Führungsaufgaben zu übernehmen, sagt Solomon Agbo: „Es ist wichtig, dass die Entwicklung in Afrika von Afrikanerinnen und Afrikanern vorangetrieben wird. Das ist es, was das Masterprogramm erreichen will.“ Die Motivation dafür ist hoch. 900 Bewerbungen kamen auf die erste Ausschreibung am WASCAL. Fatou Sarr macht fleißig Werbung und erzählt von ihrem Studium. „Es ist wichtig, dass viele Menschen in Afrika von dem Wissen profitieren.“ Was sie am Studium außerdem beeindruckt, ist die internationale Vernetzung, die den afrikanischen Studierenden untereinander geboten wird. „Wir müssen in Zukunft länderübergreifend zusammenarbeiten und uns aufeinander verlassen können – dafür legen wir gerade den Grundstein.“

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