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Erfolgreiches Netzwerk von Universitäten

Das Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum fördert die akademische und wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen den Ländern.

Marcus Christoph Marcus Christoph, 23.10.2023
Das Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum (DAHZ) besteht seit 2012.
Das Deutsch-Argentinische Hochschulzentrum (DAHZ) besteht seit 2012. © DAAD/David Pinzer

Als Argentinien 1910 sein 100-jähriges Bestehen feierte, steuerte das damalige deutsche Kaiserreich als Geschenk einen monumentalen Brunnen in Buenos Aires bei. Weniger pompös, dafür auf Nachhaltigkeit angelegt, fiel 100 Jahre später der deutsche Beitrag zum Geburtstag des Landes aus: die Initiative zur Gründung des Deutsch-Argentinischen Hochschulzentrums (DAHZ), die 2010 im Jahr der argentinischen „Bicentenario“-Feiern durch ein Memorandum of Unterstanding auf den Weg gebracht wurde. Zwei Jahre später unterzeichneten die Bildungsministerien beider Länder in der deutschen Botschaft in Buenos Aires ein verbindliches Ressortabkommen. Als Vorbild für die bilaterale „Netzwerk-Universität“ diente die Deutsch-Französische Hochschule.

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„Es sollte etwas anderes gesponsert werden als ein weiteres Monument“, blickt der deutsche DAHZ-Leiter Daniel Zimmermann auf die Entstehungszeit zurück. Da kam das von in Argentinien ansässigen deutschen Firmen vorgetragene Ansinnen, den akademischen Austausch zu fördern, gerade recht. Die Unternehmen beklagten Probleme, Fachkräfte zu finden, die Erfahrungen in beiden Kulturkreisen haben.

Binationale Studiengänge mit Doppelabschluss

Ziel des Hochschulzentrums ist nach eigener Definition „die Förderung der institutionellen, akademischen und wissenschaftlichen Zusammenarbeit zwischen Argentinien und Deutschland“. Dabei sollen binationale Studiengänge mit Doppelabschluss entstehen und gefördert werden

Daniel Zimmermann und Hebe Leyendecker leiten das DAHZ.
Daniel Zimmermann und Hebe Leyendecker leiten das DAHZ. © UNSL

In den ersten Jahren sei die finanzielle Unterstützung durch die Wirtschaft „entscheidend wichtig“ gewesen, erläutert Zimmermann. Damals floss fast eine halbe Million Euro aus privaten Mitteln in das Projekt. Heute überwiegt die staatliche Förderung deutlich. Beide Länder bringen jährlich je eine Million Euro ein.

Das trägt Früchte: „Die Ziele werden erreicht“, zieht Zimmermann eine positive Zwischenbilanz. Seit dem Start habe man mehr als 1.000 junge Menschen in rund 40 Studiengängen gefördert. Dabei wurden 400 Doppelabschlüsse erworben. Eine Evaluierung ergab, dass rund 90 Prozent der Absolventinnen und Absolventen einen Job gefunden haben.

Schwerpunkt auf Technik und Naturwissenschaften

Zimmermann betont, dass die Förderstruktur „komplett dezentral“ sei: Die Hochschulen suchen sich Partner im anderen Land und schlagen einen bilateralen Studiengang vor. Der wissenschaftliche Ausschuss und die Lenkungsgruppe des DAHZ entscheiden über die Förderwürdigkeit. Überzeugt ein Vorschlag, unterstützt das DAHZ Studierende, Promovenden, Dozenten oder Wissenschaftlerinnen mit der Übernahme von Flugkosten sowie Aufenthaltszuschüssen. Meist geht es um zwei Auslandssemester.

Derzeit gibt es 21 Bachelor-, Master- oder Promotionsstudiengänge, die eine deutsche und eine argentinische Universität gemeinsam anbieten. Hinzu kommen vier begleitende Forschungs- und acht sogenannte I.DEAR-Projekte. Letztere sind ingenieurwissenschaftliche Förderprogramme, die auch betriebliche Praktika vorsehen. Bislang überwiegen beim DAHZ naturwissenschaftlich-technische Fächer.

Dem DAHZ wird auf argentinischer Seite ein sehr hoher Stellenwert beigemessen. 60 Prozent aller für internationale akademische Kooperationen aufgewendeten Mittel Argentiniens fließen ins DAHZ. Das habe verschiedene Gründe, so Oscar Alpa, Sekretär für Hochschulpolitik im argentinischen Bildungsministerium: „die historischen Bindungen zwischen beiden Ländern, die Tradition der deutschen Universitäten sowie die Präsenz des Staates in der universitären Ausbildung, die in beiden Ländern gegeben ist“. Dies mache die Zusammenarbeit leichter. In Argentinien sei man zudem parteiübergreifend von dem Projekt überzeugt. „Das DAHZ hat bereits zwei Regierungswechsel überstanden“, sagt Alpa. Es handele sich um „Staatspolitik“ – unabhängig von der jeweiligen politischen und wirtschaftlichen Lage.

Neue Leiterin auf argentinischer Seite

Das neue Gesicht auf argentinischer DAHZ-Seite ist seit Juni 2023 Hebe Leyendecker. Die Politikwissenschaftlerin mit deutschen Wurzeln leitet das DAHZ-Büro in Buenos Aires und ist erste Ansprechpartnerin von Daniel Zimmermann, dessen Dienstsitz in Bonn liegt. Sie blickt optimistisch in die Zukunft des DAHZ: „Es macht uns glücklich, dass das Interesse an der Kooperation zwischen Argentinien und Deutschland immer weiter zunimmt.“ Für die jungen Menschen, die am Austausch teilnehmen, ergäben sich viele Chancen: „Das Erlernen einer anderen Sprache öffnet neue Türen, die späteren Berufsaussichten sind sehr gut.“ Gemeinsam mit dem argentinischen Bildungsministerium denke man über weitere Ideen nach, wie mit den verfügbaren Mitteln noch mehr erreicht werden könne, etwa durch eine Vertiefung der Zusammenarbeit zwischen den Unis sowie mit virtuellen Formaten. So könnten mehr Studierende einbezogen werden und die Effekte der Kooperation noch größer sein.

Francisco Veniard nahm als argentinischer Student am I.DEAR-Programm teil.
Francisco Veniard nahm als argentinischer Student am I.DEAR-Programm teil. © DAAD/David Pinzer

Das DAHZ hat sich längst zu einem festen Bestandteil der deutsch-argentinischen Beziehungen entwickelt, der jungen Menschen große Chancen bietet: „Der Austausch war eine sehr bereichernde Erfahrung“, sagt Francisco Veniard, der als argentinischer Student am I.DEAR-Programm teilgenommen hat. An der Berliner Hochschule für Technik habe er Fächer studieren können, die es an der Universidad Católica Argentina (UCA) nicht gab. Heute studiert er einen Doppel-Master der Universität Buenos Aires und der TU Berlin. „Es war eine großartige Gelegenheit – ich kann es nur empfehlen.“