„Wir möchten Innovation in die Welt bringen“
Wie zwei Geschwister aus Hamburg bei „Jugend forscht“ einen Sonderpreis gewonnen haben – und warum ihre Erfindung viel mit den Großeltern in China zu tun hat.

Die Hamburger Geschwister Eva und David Shi haben einen Assistenzroboter entwickelt und damit beim Wettbewerb „Jugend forscht“ den Sonderpreis in Robotik des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt gewonnen.
Die Begeisterung der beiden Jugendlichen für Technik liegt in der Familie: Vater Junhao studierte Elektrotechnik an der Technischen Universität in München und promovierte in Bremen. Mutter Hua ist Informatikerin und promovierte in Clausthal. Die Eltern lernten sich in China kennen und leben seit mehr als 20 Jahren in Deutschland.
Mit Roboter-Bausätzen Ideen realisiert
„Bei uns in Hamburg werden für Kinder und Jugendliche viele spannende Angebote rund ums Programmieren angeboten. Wir haben schon früh an den Veranstaltungen der Code Week Hamburg teilgenommen oder Kurse in der Hamburger Zentralbibliothek genutzt“, erzählt die 16-jährige Eva. „Zu Hause haben David und ich mit Scratch programmiert und dann mit Roboter-Bausätzen unsere ersten eigenen Ideen umgesetzt.“
Prototyp für die Großeltern in China
Etwa alle zwei Jahre fliegt die Familie für mehrere Wochen nach China. „Früher haben uns unsere Großeltern öfter in Hamburg besucht. Aber inzwischen ist der lange Flug für sie zu beschwerlich, denn unsere Oma hatte vor einigen Jahren eine Operation an der Hüfte“, erzählt Eva.
So entstand auch die Idee für den im 3D-Druck realisierten „FindBot“, mit dem die Geschwister bei „Jugend forscht“ angetreten sind. Mittels KI-Technik, Kamera und Greifarm kann der Roboter verlorene Alltagsgegenstände finden und zurückbringen – und damit älteren und in der Mobilität eingeschränkten Menschen das Leben erleichtern.
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Einverständniserklärung öffnenObwohl die Geschwister in Deutschland aufgewachsen sind, mögen sie vor allem das Essen und die Gerichte aus dem Herkunftsland der Eltern: „Besonders das leckere warme Frühstück mit Baozi, die kleinen Teigtaschen. Von deutschen Freunden kennen wir es, dass sie mittags warm essen und dass es abends das sogenannte Abendbrot mit Brot und Aufschnitt wie Käse und Wurst gibt. Das könnten wir uns nicht vorstellen. Abends werden bei uns warme chinesische Gerichte aufgetischt“, erzählt Eva.
Hamburg-Fans trotz Wind und Regen
Die Geschwister wohnen gerne im Norden Deutschlands. „Wir haben hier viele Kontakte und Freunde aus aller Welt. Hamburg ist multikulturell und eine tolle Stadt“, sagt Eva und fügt lachend hinzu: „trotz des Wetters.“ Das Hamburger Klima mit viel Wind und Regen ist berüchtigt. „Der Sommer in China ist sehr warm. Daher besuchen wir unsere Verwandtschaft dort eher im Frühjahr oder Herbst.“
Zum intensiven Tüfteln gehen die Geschwister mehrmals pro Woche ins Schülerforschungszentrum Hamburg, in dem Jugendliche eigene naturwissenschaftliche Projekte umsetzen können.
Zusätzlich besuchen Eva und David jeden Sonntag eine chinesische Wochenendschule in Hamburg. „Wir gehen schon seit dem Kindergartenalter dorthin. Dort haben wir Lesen und Schreiben gelernt und dort treffen wir den Großteil unserer chinesischen Freunde, die uns alle mit unseren chinesischen Namen, Aihua und Dawei, ansprechen. Unsere Eltern haben Namen für uns gewählt, die gut zu beiden Sprachen passen“, erklärt Eva. „Die Namen Eva und David sind für unsere deutschen Freunde einfacher auszusprechen“, ergänzt David.

Eva hat neben der Technik eine weitere Leidenschaft: Ballett. Sie lernte es an der Chinesischen Schule und tanzte an den chinesischen Neujahrsfesten zu traditionellen Liedern. „Daran erinnere ich mich gern zurück“, sagt Eva, die im nächsten Jahr an einem Hamburger Gymnasium das Abitur machen wird und anschließend etwas im MINT-Bereich studieren möchte. Das Schulsystem in Deutschland sei ganz anders als in China. „Wenn mein Bruder und ich uns mit unseren gleichaltrigen Cousinen oder Cousins aus China unterhalten, stellen wir viele Unterschiede fest: In China ist es strenger, es werden mehr Hausaufgaben aufgegeben als hier bei uns in Deutschland“, erzählt Eva. Das gelte vor allem für die Grundschule. „Wir hatten in den ersten Schuljahren kaum Druck.“
Technik begeistert uns, weil sie Theorie mit Praxis und Mechanik mit Programmieren verbindet.
Die Welt verbessern
David erklärt die Technik-Begeisterung der beiden folgendermaßen: „Technik verbindet Theorie mit Praxis und Mechanik mit Programmieren. Wir können unsere Ideen einbringen, um praktische Lösungen für Alltagsprobleme zu finden und ein greifbares Produkt zu entwickeln. Mit unserer Forschung möchten wir Innovation in die Welt bringen und sie so verbessern.“
Ihr Preisgeld wollen sie in ihr Projekt investieren: „Unsere Großeltern in China haben den Wettbewerb verfolgt und sind stolz auf uns. Wenn der Prototyp fertig ist, werden wir ihn nach China schicken“, sagt David.