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Gemeinsame Lösungen für globale Herausforderungen

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung hat eine neue China-Strategie vorgelegt. Bis zum Jahr 2020 soll die Zusammenarbeit in neun Feldern mit 35 Maßnahmen intensiviert werden.

13.01.2016
© dpa/Ole Spata - Johanna Wanka
Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Im Jahr 2013 gab China laut OECD-Angaben umgerechnet rund 253 Milliarden Euro für Forschung und Entwicklung aus, während es in Deutschland etwa 76 Milliarden Euro waren. Selbst die USA, führend in der Welt, kamen umgerechnet „nur“ auf 344 Milliarden Euro. Im selben Jahr studierten an chinesischen Hochschulen mehr als 31 Millionen junge Menschen, während es in Deutschland rund 2,6 Millionen waren. Und fast 400000 Chinesen besuchten 2013 eine Hochschule im Ausland, knapp 24000 davon in Deutschland. China war in den 1990er-Jahren die „Werkbank der Welt“. In den vergangenen Jahren hat sich das Land in manchen Bereichen bereits zu einer Industrienation entwickelt. Seit der Jahrtausendwende ist die Wandlung zu einer Innovationsnation erklärtes Ziel der chinesischen Regierung.
 
Vor diesem Hintergrund hat das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) mit Experten aus Forschung, Wissenschaft und Wirtschaft die „China-Strategie 2015-2020“ entwickelt. „Wir wollen mit China einen Weg der strategischen Kooperation beschreiten, der nicht abhängig ist von Zufälligkeiten und Gelegenheiten. Wir wollen einen Weg gemeinsam mit China einschlagen, der von Vertrauen und Verlässlichkeit geprägt ist“, sagte Bundesforschungsministerin Johanna Wanka zur Vorstellung der Strategie während des China-Tages im BMBF im Oktober 2015.
 
Neun Aktionsfelder hat das Bundesforschungsministerium für die zukünftige Zusammenarbeit mit China definiert, die durch 35 Maßnahmen konkretisiert werden. Im Mittelpunkt stehen grundlegende Themen wie die Schaffung einer breiteren China-Kompetenz in Deutschland. Längere Forschungsaufenthalte in China und ein besseres Wissen über die chinesische Arbeitskultur und Sprache sollen belastbare Beziehungen entstehen lassen. Für die Zusammenarbeit sind verbesserte Rahmenbedingungen notwendig, beispielsweise beim Wissensaustausch, in Fragen geistiger Eigentumsrechte und im Technologietransfer.
 
Außerdem sollen strukturelle Kooperationen von Hochschul- und Forschungseinrichtungen ausgeweitet werden, also gemeinsame Institute und Studiengänge entstehen. Im Bereich Forschung liegen die Schwerpunkte bei Innovationsforschung,  Umwelttechnologie, Elektromobilität, Photonik, Energieeffizienz, Meeres- und Polarforschung sowie Lebenswissenschaften. Außerdem ist China sehr am deutschen Modell der dualen Berufsausbildung interessiert.
 
Aus deutscher Sicht ist nicht nur die Kooperation in den Umwelttechnologien interessant, sondern auch in einzelnen Schlüsseltechnologien wie Elektromobilität oder Photonik. China legt derzeit große Umweltprogramme zur Sanierung seiner Trinkwasserreservoirs und Böden auf. In diesem Bereich besteht seit Jahren eine enge Zusammenarbeit. Seit 2011 existiert die deutsch-chinesische Innovationsplattform Elektromobilität, um die Entwicklung und Markteinführung neuer Technologien gemeinsam voran zu bringen. Auf dem Gebiet der Photonik liegt der Schwerpunkt der Zusammenarbeit bei der LED-Beleuchtung. Beide Länder sind an der industriellen Entwicklung dieser Technologie interessiert, weil es sich um einen internationalen Zukunftsmarkt handelt. LED-Leuchten leisten zudem einen wichtigen Beitrag, um die Energieeffizienz-Ziele beider Regierungen zu erreichen.
 
Zum Abschluss des China-Tages im BMBF unterstrich Forschungsstaatssekretär Dr. Georg Schütte noch einmal die Bedeutung der neuen Strategie. „Die Zusammenarbeit mit China ist ein kontinuierlicher, aber auch sehr komplexer Prozess, den beide Länder vor einigen Jahrzehnten angestoßen haben. Mit der Zeit hat sich die Zusammenarbeit gewandelt und wurde den neuen Herausforderungen angepasst. Ein gutes Beispiel für diesen Wandlungsprozess und das Streben nach Erneuerung ist auf dem Titelbild der China-Strategie zu sehen: der Shanghaier Stadtteil Pudong auf der Ostseite des Flusses Huangpu. Dort, wo noch vor 25 Jahren sumpfige Felder lagen, die Shanghai mit Gemüse versorgten, befindet sich heute ein modernes Finanz- und Handelszentrum“, sagte Schütte. ▪