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Geschichte Teil 5: Beginn einer neuen Zeitrechnung

Die Mauer fällt, der Kalte Krieg ist Geschichte: Das wiedervereinte Deutschland ist ein souveräner Staat und enger Verbündeter der USA.

Klaus Lüber, 02.10.2018
Mauerfall
9. November 1989: Die Mauer in Berlin ist Geschichte © dpa

Durchbruch in der Entspannungspolitik: Die USA und die Sowjetunion einigen sich auf die Abschaffung einer ganzen Klasse von Atomwaffen, den in Europa stationierten Mittelstreckenraketen und Marschflugkörpern. Der seit 1985 regierende sowjetische Staatschef Michail Gorbatschow will Reformen. Die UdSSR sind wirtschaftlich geschwächt und stehen innenpolitisch unter Druck: Im gesamten sowjetischen Machtbereich zeigen sich Tendenzen zu Autonomie und Demokratisierung. Der Anfang vom Ende des Kalten Krieges beginnt.

Überwindung der Teilung

Am 9. November 1989 bringt die Friedliche Revolution  der Menschen in der DDR die Berliner Mauer zu Fall. Das zuvor lange Undenkbare scheint auf einmal möglich: Die Frage einer Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten steht im Raum. Für die Gewinner des Zweiten Weltkrieges ist das heikel. Obwohl die Teilung Deutschlands längst zum prominentesten Symbol für den Kalten Krieg geworden ist, den beide Seiten gerne beenden wollen, hätte es sie ohne den Aggressor Deutschland im Zweiten Weltkrieg nicht gegeben. Vor allem bei Briten und Franzosen ist die Angst groß, eine Wiedervereinigung könne Deutschland wieder zu Nationalismus und Dominanz verleiten.

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Die USA unterstützen die Wiedervereinigung

Solche Ängste gibt es in den USA nicht. Dort sieht Präsident George H. W. Bush die Entwicklungen in Deutschland positiv – und unterstützt die Wiedervereinigung. Das Ziel der USA ist dabei von Anfang an klar: Man will ein wiedervereinigtes, souveränes, in das westliche Bündnissystem integriertes Deutschland. Genau das steht auch im Zwei-plus-Vier-Vertrag, den West- und Ostdeutschland im Herbst 1990 mit den vier Siegermächten des Zweiten Weltkriegs USA, Großbritannien, Frankreich und UdSSR schließen: Das vereinte Deutschland erlangt die volle völkerrechtliche Souveränität und ist, wie die Bundesrepublik zuvor, Mitglied in der NATO. Die USA möchten Deutschland als militärischen Partner in Europa behalten.

Neben dem damaligen deutschen Bundeskanzler Helmut Kohl gilt auch George H. W. Bush als einer der „Väter der deutschen Einheit“: Er unterstützt Kohl auch dabei, Gorbatschow von der Wiedervereinigung zu überzeugen. Kohl vergisst Bush diese Hilfe nie. Der US-Präsident sei „ein wahrer Freund der Bundesrepublik“, und die Deutschen verdankten ihm viel, äußerte er mehrfach.

Im Dezember 1991 beschließen die Präsidenten Russlands, der Ukraine und Weißrusslands die Auflösung der Sowjetunion in 15 unabhängige Staaten. Auch der Kalte Krieg gilt damit als beendet.

George Bush, Helmut Kohl
„Väter der Einheit“: George H. W. Bush und Helmut Kohl © dpa

Europa wächst neu zusammen

Deutschland ist nach wie vor der engste Verbündete der USA in Europa. Nach dem Zusammenbruch des Kommunismus mischen sich die Karten auf dem Kontinent neu. Viele junge unabhängige Staaten in Mittel-, Ost- und Südosteuropa suchen nach Orientierung. Deutschland will zur Ost-Integration Europas beitragen und wird dabei von den USA unterstützt. Ein wichtiger Schritt ist der Vertrag von Maastricht, der 1993 in Kraft tritt. Er ist die Basis für eine europäische Währungsunion. Auch die NATO hat Interesse daran, ehemalige Ostblockländer als neue Mitglieder zu gewinnen. Im März 1999 treten Polen, Tschechien und Ungarn dem Militärbündnis bei.

Gleichberechtigte Partner und Verbündete

Die Haltung der US-Politik gegenüber Deutschland in den Jahren nach der Wiedervereinigung ist die eines Partners auf Augenhöhe. Beide Seiten intensivieren in die transatlantischen Beziehungen und kultivieren eine gemeinsame Erinnerungskultur, in der das Narrativ der Befreiung eine große Rolle für das Selbstverständnis einnimmt. „Besiegt, besetzt, befreit“ titelt das Magazin „Der Spiegel“ 1995 in seiner Ausgabe zum 50. Jahrestag der Weltkriegsniederlage.

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