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Auszeichnung für japanisches Debut

Die Autorin Chisako Wakatake erhält den LiBeraturpreis 2022 – als bisher erste Japanerin.

Sarah KanningSarah Kanning, 26.10.2022
Preisträgerin Chisako Wakatake
Preisträgerin Chisako Wakatake © Kisei Kobayashi

„Auf andere Gedanken“ habe sie kommen wollen nach dem überraschenden Tod ihres Mannes, erzählt die japanische Autorin Chisako Wakatake über den Beginn ihrer zweiten Karriere. Sie besuchte einen Kurs für kreatives Schreiben damals – und blieb acht Jahre lang dabei. 63 Jahre alt war Chisako Wakatake, als ihr erster Roman „Jeder geht für sich allein“ 2017 in Japan erschien. Für dieses Erstlingswerk hat sie nun während der Frankfurter Buchmesse den vom Kulturverein Litprom vergebenen LiBeraturpreis 2022 erhalten – als bisher erste Japanerin in der Geschichte des 1987 erstmals vergebenen Preises.

In Japan ist Wakatake bereits mit zwei renommierten Preisen ausgezeichnet worden und auch dort stellte eine Auszeichnung eine Premiere dar: Sie ist die bislang älteste Preisträgerin des Bungei-Preises des gleichnamigen Literaturmagazins, danach folgte der Akutagawa-Preis für aufstrebende Schriftstellerin.

Ein Befreiungsprozess, der heftig an gesellschaftlichen, identitätsstiftenden, existenziellen Grundaussagen rüttelt.
Jury-Begründung LiBeraturpreis

In ihrem Roman beginnt die Witwe Momoko, Stimmen aus ihrer Vergangenheit zu hören. Diese sprechen einen alten japanischen Dialekt, der für die deutsche Fassung ins Erzgebirgische übertragen wurde. Mit der Figur der Momoko zeigt die Schriftstellerin, dass das Leben auch im hohen Alter noch lange nicht vorbei ist und manche Erkenntnisse oder Entdeckungen erst dann möglich werden. „Kein anderes Werk entsprach dem Konzept hinter diesem Preis – Befreiung qua oder in der Literatur — mehr als dieser feingewichtete, fast philosophische Roman“, urteilte die Jury. „Mit großer Sprachkunst, elegant, schnörkellos, tiefgründig und urwitzig tritt die Romanheldin Momoko, nun in den Mittsiebzigern, einen Befreiungsprozess los, der heftig an gesellschaftlichen, identitätsstiftenden, existenziellen Grundaussagen rüttelt.“

Der LiBeraturpreis ist mit 3.000 Euro dotiert und macht Literaturen aus Afrika, Asien, Lateinamerika und der arabischen Welt im deutschsprachigen Raum sichtbar. Er wird gefördert durch das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst sowie den Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main.

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