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Das erste Hochhaus-Rechenzentrum der Welt

In Shenzhen baut das Frankfurter Architekturbüro Schneider+Schumacher das erste Hochhaus-Rechenzentrum der Welt – mit einem besonderen Hingucker.

Interview: Martin Orth, 27.12.2021
Das erste Hochhaus-Rechenzentrum der Welt
Das erste Hochhaus-Rechenzentrum der Welt © schneider+schumacher

Das Frankfurter Architekturbüro Schneider+Schumacher ist seit zehn Jahren in China aktiv. Michael Schumacher sagt im Interview, wie es dazu kam, was China für ihn so reizvoll macht, und was das Besondere an dem neuen Rechenzentrum ist.

Michael Schumacher, Partner von Schneider+Schumacher
Michael Schumacher, Partner von Schneider+Schumacher © schneider+schumacher

Herr Schumacher, wie kommt ein deutsches Architekturbüro dazu, in China ein Rechenzentrum zu bauen?

Wir bauen in Shenzhen ein weithin sichtbares Hochhaus, das erste Hochhaus-Rechenzentrum der Welt. Und ich halte es für eine große Kulturleistung, nützliche Gebäude – es sind ja keine Gebäude der Repräsentation einer Firma oder einer Institution – von hoher Qualität zu entwickeln. Das hat man in China erkannt und wir haben das, glaube ich, auch ganz gut umgesetzt.

Was ist das Besondere an diesem Bau?

Er hat fünf Untergeschosse, in denen ein Blockheizkraftwerk und alle möglichen technischen Einrichtungen untergebracht sind, die auch dem Viertel zugutekommen. Dann gibt es eine Post zu ebener Erde mit öffentlicher Nutzung. Darüber sind 17 Geschosse angeordnet, in denen ausschließlich Server stehen. Ganz oben ist ein Kontrollzentrum vorgesehen. Da in dem Gebäude aber nicht viele Menschen arbeiten, gibt es keine Fassaden im üblichen Sinne mit Fenstern. Wir haben den Nachteil einer geschlossenen Fassade so gelöst, dass sozusagen Nullen und Einsen vor die Fassade gehängt werden. Das ist eigentlich banal und naheliegend, weil es ja im Inneren nur um Nullen und Einsen geht. Aber diese Nullen und Einsen haben in eine Art spielerisches Ornament verwandelt, in Kreise und Striche, die sich durch den Wind bewegen. So bekommt dieser Turm ein gewisses ästhetisches Leben.

Die Fassade des Qianhai Telecommunication Center
Die Fassade des Qianhai Telecommunication Center © schneider+schumacher

Wie weit ist der Bau Ende 2021 fortgeschritten, wann wird er fertig sein?

Der Bau kommt jetzt aus dem Boden heraus. Die unteren Geschosse brauchen ja immer am längsten. Und ich denke, dass er in ein bis anderthalb Jahren fertig ist. Wir haben inzwischen ein großes Muster auf der Fassade aufgebaut, weil die Fassade ein bisschen glänzt, und prüfen, ob sie Autofahrer blendet.

Zum Abschluss noch kurz zu Ihrem Unternehmen: Wie kamen Sie nach China? Und was haben Sie dort bisher realisiert?

Eine meiner Studentinnen hat mich gefragt, ob wir dort nicht ein Büro aufmachen wollen. Das haben wir dann vor etwa zehn Jahren in Tianjin gemacht und dort zunächst eine große Schule gebaut. Später kam unser Büro in Shenzhen dazu. Dort ist jetzt nicht nur dieses Rechenzentrum im Bau, sondern auch das 180 Meter hohe Zhaolian Gebäude und Shenfang Park, ein Projekt, das ich sehr interessant finde: ein Laborgebäude mit 300.000 Quadratmetern Fläche.

Was macht es für deutsche Architekten interessant, in China zu bauen?

Es ist eine andere Herausforderung, ein anderer Maßstab. Man bekommt in Deutschland nicht so schnell die Möglichkeit, Gebäude in diesen Dimensionen zu bauen.

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