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Ost trifft West

Die deutsch-chinesische Designerin Yang Liu vergleicht in ihren Infografiken kulturelle Eigenheiten – zum Erkennen, Schmunzeln und Diskutieren.

Jasmin Siebert, 05.02.2020
Die Designerin Yang Liu in Berlin
Die Designerin Yang Liu in Berlin © privat

Großer Mann auf blauem Grund, kleiner Mann auf rotem Grund – das versinnbildlicht auf den ersten Blick, welche Bedeutung westliche Kulturen dem Ego zumessen. Yang Liu stellt in ihren minimalistischen Infografiken typisch deutsche und chinesische Eigenheiten gegenüber.

Das „Ich“ im Westen und im Osten
Das „Ich“ im Westen und im Osten © Yang Liu, Taschen Verlag, Köln

Dabei will die 43-jährige Designerin und Professorin für Kommunikationsdesign an der University of Applied Sciences Europe in Berlin nicht demonstrieren, dass „die Chinesen so“ und „die Deutschen so“ seien. Ihr Buch „Ost trifft West“ ist aus ihrem privaten Tagebuch entstanden, das sie im Alter von 26 Jahren führte. Damals hatte sie jeweils genau 13 Jahre in China und in Deutschland gelebt.

Der „Umgang mit Problemen“
Der „Umgang mit Problemen“ © Yang Liu, Taschen Verlag, Köln

Eigentlich wollte sie das 13 mal 13 Zentimeter kleine Büchlein nur Freunden schenken, doch es wurde ein weltweiter Bestseller. Aus aller Welt hätten sie Nachrichten erreicht, erzählt Yang Liu. Aus Simbabwe, den USA und aus ganz Europa, selbst Ureinwohner aus Australien hätten sich auf der chinesischen Seite wiedergefunden. Die Designerin trat im iranischen Fernsehen auf und rettete mit ihrem Buch sogar die eine oder andere Beziehung, die an kulturellen Differenzen zu zerbrechen drohte.

„Ansichten“ im Westen und im Osten
„Ansichten“ im Westen und im Osten © Yang Liu, Taschen Verlag, Köln

In deutschen Restaurants ist es leise, in chinesischen laut. Moderne Deutsche lieben Fahrräder, Chinesen fahren lieber Auto. Yang Lius reduzierte Piktogramme scheinen viele Klischees zu bestätigen. Doch sie sagt: „Klischee ist ein europäischer Begriff.“ Nicht alle Stereotype seien falsch.

Yang Liu bezeichnet ihr Buch als „Konversationsstarter“: Menschen kommen ins Gespräch über die Möglichkeiten, wie man sich in bestimmten Situationen verhalten kann. „Alle Orte, an denen wir waren, beeinflussen uns“, ist sich Yang Liu sicher. Sie sei auch „ein bisschen türkisch und amerikanisch“ – das eine beim Frühstück, das andere in punkto Offenheit und Kontaktfreude. „Das ist der Vorteil unserer heutigen globalisierten Welt: Wir können frei wählen, wie wir uns verhalten“, sagt Yang Liu.

„Ost trifft West“: Ein kleiner Bestseller
„Ost trifft West“: Ein kleiner Bestseller © Yang Liu, Taschen Verlag, Köln

Inzwischen hat die Designerin weitere Bücher mit Gegensatz-Paaren veröffentlicht. Und ganz gleich, ob es um Männer und Frauen, Erwachsene und Kinder oder Gestern und Heute geht – der Leser kann selbst auf jeder Seite neu entscheiden, wo er sich einordnet. Bald erscheint Yang Lius fünftes Werk, das Thema: kulturelle Differenzen.

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