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Radikal neue Positionen

Das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa wird die Documenta verändern. Auch der deutsche Pavillon auf der Biennale von Venedig wird überraschen.

Martin Orth, 05.05.2021
Ruangrupa, Künstlerkollektiv aus Indonesien
Ruangrupa, Künstlerkollektiv aus Indonesien © documenta

Ruangrupa: Game Changer der Documenta?

„Wir wollen eine global ausgerichtete, kooperative und interdisziplinäre Kunst- und Kulturplattform schaffen, die über die 100 Tage der Documenta 15 hinaus wirksam bleibt“, teilte das indonesische Künstlerkollektiv Ruangrupa mit, nachdem es mit der künstlerischen Leitung der Documenta 2022 betraut wurde. Die zehnköpfige Gruppe betreibt einen Kunstraum („Ruangrupa“) im Süden von Jakarta, hat über 20 Jahre Erfahrung im Aufbau von Netzwerken und steht für einen partizipatorischen Ansatz. Durch Einbeziehung von Künstlern und anderen Disziplinen wie Sozialwissenschaften, Politik, Technologie oder Medien stärkt sie die künstlerische Idee und fördert ihre Verbreitung durch Ausstellungen, Workshops und Festivals sowie Zeitschriften, Bücher und Online-Magazine. Für die Findungskommission der Documenta ist Ruangrupa ein Game Changer. Sie verspricht sich von dem Kollektiv neuen Schwung und einen Paradigmenwechsel, weg vom passiven Konsum der Kunst, hin zum aktiven Gestalten. Einen ersten Eindruck vermittelte ein Mitglied der Künstlerinitiative auf der Berlinale 2021. Mirwan Andan hielt einen blauen Schaumstoffwürfel in der Hand, darin ein Mikro, und warf ihn den Zuhörerinnen und Zuhörern zu, die tief in ihre Sitzsäcke versunken waren. „To hang out“, abhängen mit Ruangrupa, lautete das Motto. Wie sich dieses Konzept auf die „Weltausstellung der Kunst“ auswirken wird, werden wir nach der Eröffnung am 18. Juni 2022 wissen.  

Maria Eichhorn, Konzeptkünstlerin aus Bamberg
Maria Eichhorn, Konzeptkünstlerin aus Bamberg © Jens Ziehe

Maria Eichhorn: Überraschung in Venedig?

„Malen hat mich gelangweilt“, sagte Maria Eichhorn mal in einem Interview über ihre Ausbildung an der Hochschule der Künste in Berlin, „ich wollte einen anderen Ausdruck für das, was mich beschäftigt.“ Zu erleben war dieser dann 2011 in der Kunsthalle Bern. Statt eine Ausstellung auszurichten, verwendete sie die zur Verfügung gestellten Gelder für dringend notwendige Reparaturarbeiten. Zu sehen war während der Öffnungszeiten eine ruhende Baustelle, renoviert wurde in den Schließzeiten. Oder bei der Ausstellung „5 weeks, 25 days, 175 hours“ 2016 in der Chisenhale Gallery in London. Für die Laufzeit der Schau gab sie den Angestellten frei, die Türen blieben zu. „Es gibt nichts zu sehen, aber viel zum Nachdenken“, schrieb ein begeisterter englischer Kritiker. „Maria Eichhorn ist genau die Künstlerin, die ich schon immer im Deutschen Pavillon auf der Biennale in Venedig sehen wollte“, sagte Yilmaz Dziewior, der Kurator des Pavillons und Direktor des Museum Ludwig in Köln, nach der Wahl der 59 Jahre alten Konzeptkünstlerin aus Bamberg. Man darf gespannt sein, was Maria Eichhorn bis zum 23. April 2022 daraus macht. Denn an dem Pavillon, der als Repräsentationsbau der Nazis errichtet wurde, haben sich schon viele Künstler abgearbeitet. Den Aufsehen erregendsten Beitrag lieferte bislang Hans Haacke. Er ließ 1993 die Bodenplatten zertrümmern und stellte den Schutt aus.

© www.deutschland.de

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