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Humorvoll und cool

Deutsche Film- und TV-Produktionen wie „Deutschland 83“ und „Toni Erdmann“ begeistern in den USA mit Coolness, Action und überraschendem Humor.

Markus Ehrenberg, 24.02.2017
© dpa - Deutschland 83

Manchmal werden deutsche Geschichten von außen besser verstanden. Jüngstes Beispiel: die Serie „Deutschland 83“, eine Mischung aus 1980er-Zeitgeist und spannender Action-Unterhaltung. Der Held: ein junger NVA-Soldat (Jonas Nay), der als Stasi-Spion in die Bundeswehr eingeschleust wird. Die UFA-Produktion lief zunächst erfolgreich im US-amerikanischen SundanceTV – und Ende 2015 in Deutschland beim Sender RTL mit überschaubaren Quoten. Im Ausland war „Deutschland 83“ dann 2016 erneut ein Verkaufserfolg, gekrönt von einem Emmy Award.

„,Deutschland 83‘ hat eine gewisse Actioness, Coolness. Es ist eine ungewöhnliche Weise, über Deutschland zu erzählen, was sicher auch daran liegt, dass die Serie von einer Amerikanerin geschrieben wurde, von Anna Levine Winger“, erklärt Nico Hofmann, Co-CEO der UFA. Die Serie habe eine gewisse Ironie, Überhöhung und Leichtigkeit, die im angloamerikanischen Raum dann vielleicht noch besser ankommen als in Deutschland.

Auch andere Genres funktionieren. So nahe wie Maren Ades Vater-Tochter-Tragikkomödie „Toni Erdmann“ war eine deutsche Produktion dem Oscar für den besten fremdsprachigen Film schon lange nicht mehr. Von wegen, die Deutschen haben keinen Sinn für Humor, schwärmt Peter Debruge, Filmkritiker des US-Magazins „Variety“. „Wie ist es sonst zu erklären, dass die innovativste Komödie aus 2016 von der deutschen Autorin und Regisseurin Maren Ade stammt?“

Aus Deutschland kommt neuerdings eine erfolgreiche Mischung aus eigenständigen Independent-, Autoren-  und Unterhaltungsproduktionen. Es gebe eindeutig, so Nico Hofmann, eine Trendwende bei den internationalen Erfolgsaussichten deutscher Filme und Serien. Dafür arbeite man bei der UFA im „Writers’ room“ immer mehr mit internationalen Autoren zusammen, zum Beispiel bei „Siegfried und Roy“ oder der Verfilmung von Frank Schätzings Bestseller „Breaking News“. Internationalisierung ist das Stichwort. Bei den UFA-Vorführungen mit anschließenden Panel-Diskussionen auf der Berlinale saßen 500 Leute aus der ganzen Welt im Raum. So kommen internationale Ko-Produktionen zustande: „Anders können Projekte wie unsere geplante ,Hitler‘-Serie gar nicht mehr gestemmt werden“, sagt Hofmann. Auch bei dieser Serie, die in weiten Teilen auf dem Buch „Hitlers erster Krieg“ des Historikers Thomas Weber basiert, rechne man mit großem Interesse im US-amerikanischen und englischen Markt.

Erfolge bei den Emmys

„Deutschland 83“ hat es vorgemacht. Gleich drei „International Emmy Awards“, gab es im November 2016 für deutsche TV-Produktionen: Neben „Deutschland 83“ und der TV-Doku „Krieg der Lügen – Curveball und der Irakkrieg“ gewann die Deutsche Christiane Paul als beste Schauspielerin für ihre Rolle im TV-Film „Unterm Radar“ über umstrittene Terrorbekämpfung. Der Film wurde für den deutschen öffentlich-rechtlichen Sender ARD produziert. „Wir lösen jetzt ein bisschen die Skandinavier ab“, so Nico Hofmann über den deutschen Erfolg in den USA. Vor allem Themen aus der neueren deutschen Geschichte stoßen im Ausland auf großes Interesse. „Ich glaube, dass sich das Deutschlandbild komplett gedreht hat“, sagte UFA-Produzent Jörg Winger bei der Emmy-Zeremonie und berichtete vom Überschwang, der an der Ost- und Westküste der USA bei Gesprächen über die deutsche TV-Branche herrsche.

Von neuem Mut spricht Regina Ziegler, eine der seit vielen Jahren erfolgreichsten deutschen Produzentinnen. „Wir genieren uns nicht mehr, unsere besten Produkte auf dem hochkompetitiven US-Markt anzubieten und uns auch als Produzenten dort zu zeigen. Wir trauen uns mehr.“ Außerdem seien die deutschen Produzenten auch finanziell mitunter auf Partner angewiesen. „Dazu zählen in erster Linie US-Firmen.“ Das wirke horizonterweiternd für beide Seiten. „Das macht uns nicht nur als Produzenten bekannt. Es weckt Neugierde für unsere Produkte. Unsere Serie ,Weissensee‘ zum Beispiel kommt auch im Ausland sehr gut an, alle drei Staffeln laufen bei Netflix.“ Eine vierte Staffel der Serie über das Leben in Ost- und Westdeutschland zur Wendezeit ist bereits fest eingeplant. Und „Deutschland 86“, die Fortsetzung von „Deutschland 83“, geht im Sommer 2017 in den Dreh, geschrieben im  UFA-„Writers’ room“.

„Glückstränen in New York“: Artikel über die Emmy-Verleihung 2016

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