Kultursommer für alle und überall
Sommer und Sonne, Theater und Musik unter freiem Himmel: Wir stellen euch ein erfolgreiches Konzept aus Deutschland vor.
Der Sommer ist auch in Deutschland die Zeit der großen Open-Air-Festivals. Und die der kleinen Konzerte, der Feste in Parks, des Freilufttheaters. „Kultursommer“ könnte man sagen, wie es vielerorts in Deutschland auch geschieht – dabei handelt es bei dem Konzept um eine „Erfindung” aus dem Bundesland Rheinland-Pfalz. 1992 rief die Landesregierung dort erstmals einen Kultursommer aus. „Es geht darum, dass Kunst und Kultur nicht nur in den großen Städten des Landes erlebbar sein sollen, sondern die Wege für die Menschen kurz sind und Kulturangebote in großer Vielfalt in ganz Rheinland-Pfalz angeboten werden“, sagt Professor Jürgen Hardeck, Staatssekretär im Kulturministerium des Landes. 26 Jahre lang, seit 1995, war er Geschäftsführer des landeseigenen „Kultursommer Rheinland-Pfalz“.
Zwar fördert das Kultursommerbüro, inzwischen Teil einer Stiftung, die Veranstaltungen jedes Jahr mit rund 4,5 Millionen Euro und gibt auch ein Motto vor. „Daran kann man sich halten, muss es aber nicht“, sagt Hardeck. Und das ist es dann auch. Denn: „Der Kultursommer Rheinland-Pfalz wird von der Kulturszene des Landes gemacht!“ Veranstaltern wird geholfen, wo nötig – mit Geld, mit Beratung und bei der Öffentlichkeitsarbeit. Die Finanzierung, sagt Hardeck, sehe idealtypisch so aus: „mindestens ein Drittel Eintrittseinnahmen, ein Drittel Mittel des Veranstalters und ein Drittel Landesförderung“. Das Programm kommt in aller Regel zu 100 Prozent aus der freien Kulturszene.
Daraus erwächst auch die Vielfalt des Kultursommers, seine rund 200 Veranstaltungen zwischen dem 1. Mai und dem 31. Oktober ziehen sich quer durch das große Bundesland und ebenso durch die Kunstsparten. Sie reichen vom Filmfestival oder Straßentheaterfestival in der Großstadt Ludwigshafen über die „Nibelungenfestspiele“ in Worms, das „Fringe-Festival“ in Trier bis zu den „Westerwälder Literaturtagen“, dem Weltmusikfestival „Horizonte“ in Koblenz und dem Festival mittelalterlicher Musik „Via Mediaeval“ in den Kirchen des Landes. Kulturförderung für alle und überall könnte das Konzept Kultursommer auch heißen. Geht es auf? „Etwa 700.000 Menschen kommen jedes Jahr“, sagt Hardeck. „Ja, das ist sehr gut gelungen.“