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Von Caracas nach Berlin

Friseurin Sherlym Hernandez aus Venezuela erzählt, wie sie bei ihrer Arbeit in einem Berliner Friseursalon ihr großes Glück gefunden hat.

02.03.2018
Sherlym Hernandez arbeitet als Friseurin in Berlin.
Sherlym Hernandez arbeitet als Friseurin in Berlin. © Stephan Pramme

Deutschland. „Ich bin heute als Friseurin glücklicher denn je. Das überrascht mich selbst, denn ich übe diesen Beruf schon so lange aus und wollte eigentlich längst etwas Neues ausprobieren. Aber es bereitet mir Freude, in Kontakt mit Menschen zu sein und mit ihnen gemeinsam den passenden Stil zu finden. Ein bisschen Extravaganz darf dabei sein, die Frisur muss dennoch natürlich wirken.

Ich bin 28 Jahre alt und stamme aus Venezuela. Die zweijährige Ausbildung zur Friseurin habe ich in einer kleinen Stadt nahe Caracas abgeschlossen. Dort arbeitete ich einige Jahre bevor ich nach Europa auswanderte. Die politische Lage zu Hause war heikel. Meine Familie kann sich keine Lebensmittel mehr leisten, die Regale in den Geschäften sind meistens leer. Ich schicke meiner Mutter regelmäßig Geld, ihre Situation sorgt mich sehr.

Ich kam zuerst nach Italien und arbeitete in Rom als Friseurin. Die Arbeit hat mir aber nicht viel Spaß gemacht. Vor vier Jahren zog ich nach Berlin. Ich wollte Deutsch lernen und mir schnell einen anderen Job suchen. Aber es kam anders: Die Integrationsschule gab vor, dass die Teilnehmer einige Stunden im eigenen Beruf auf Deutsch arbeiten. Weil mir dieser Friseurladen hier in Berlin sympathisch war, fragte ich nach einem Praktikum. Daraus entwickelte sich eine freie Mitarbeit. Und zum ersten Mal bin ich jetzt richtig glücklich in diesem Beruf.

Ich arbeite 40 Stunden in der Woche an vier Tagen auf selbstständiger Basis und lebe gut davon. Die Kollegen sind großartig, die Kunden sind toll und die Gespräche sehr interessant. Niemand hat sich je beschwert, dass ich nicht perfekt Deutsch spreche. Am besten kann ich auf Deutsch über Frisuren reden, ist ja klar. Zwei bis drei Mal im Jahr machen wir Schulungen, denn die Stile ändern sich oft. Einen eigenen Salon will ich erst einmal nicht eröffnen. Ich genieße es, unabhängig und flexibel zu sein.“

Protokoll: Nicole Sagener

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