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„Nutze deine Wut“

Tupoka Ogette will dem Rassismus nicht das Feld überlassen. Sie entwickelt Strategien, damit umzugehen.

20.03.2020
Anti-Rassismus-Trainerin Tupoka Ogette
Anti-Rassismus-Trainerin Tupoka Ogette © Stephen Lawson

„Ich bin 1980 in Leipzig geboren, meine Mutter ist weiße Deutsche, mein Vater ein schwarzer Tansanier. Schon als Kind habe ich Alltagsrassismus erlebt. 20 Jahre später musste ich feststellen, dass es meinen Söhnen genau so ging. Da kam eine ganz neue Wut in mir hoch. Es gibt diese Worte der Bürgerrechtlerin Maya Angelou: ‚Du solltest wütend sein. Du darfst nicht bitter sein. Bitterkeit ist wie Krebs. Sie frisst ihren Wirt. Sie tut nichts mit dem Gegenstand ihres Missfallens. Nutze die Wut.’ Das habe ich getan und 2012 einen Workshop für Eltern von kids of color entwickelt. Darin erarbeiten wir gemeinsam Strategien, mit den Erfahrungen unserer Kinder umzugehen. Inzwischen gebe ich in Schulen, Vereinen oder Behörden auch Workshops zu Machtstrukturen und bewussten sowie unbewussten Vorurteilen. Und ich begleite Unternehmen, Behörden oder Parteien dabei, diverser zu werden. Darin erarbeiten wir gemeinsam Strategien, wie Eltern ihre Kinder dabei unterstützen können, mit Alltagsrassismus umzugehen. Inzwischen berate und begleite ich auch Schulen, Parteien, Redaktionen, Kultureinrichtungen, Unternehmen und Einzelpersonen dabei, sich auf einen rassismuskritischen Weg zu begeben.

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Ich glaube nicht, dass meine Kinder oder Kindeskinder jemals in einer rassismusfreien Gesellschaft leben werden. Rassismus gibt es seit Jahrhunderten und ist auf allen gesellschaftlichen Ebenen tief verankert.– vermutlich müssen wir ähnlich viel Zeit ansetzen, um ihn zu beseitigen. Ich merke aber, dass Rassismus besprechbarer wird. Als Kind hatte ich kaum Worte für das, was mir passiert ist. Daher habe ich es mir als Erwachsene zur Aufgabe gemacht, diese Worte zu finden. Den weißen Menschen um mich herum ging es genauso, es wurde nicht darüber geredet. Die jüngere Generation hat mehr Ressourcen, um Worte für ihre Erfahrungen zu finden. Und sDenn sobald man Worte für etwas hat, wird es real.

Es gibt eine gefährliche Polarisierung in unserer Gesellschaft.
Tupoga Ogette, Anti-Rassismus-Trainerin

Der Anschlag von Hanau hat mich entsetzt. Er ist vor allem deshalb so tragisch, weil er nicht überraschend kam. Von Rassismus Betroffene warnen seit Langem vor einer gefährlichen Polarisierung in unserer Gesellschaft. Auch ich habe Angst um meine inzwischen erwachsenen Kinder. Gleichzeitig wehrt sich etwas in mir, davor zu kapitulieren. Kurz nach dem Anschlag hatte ich eine Lesung in Köln. Es war berührend zu sehen, wie viele Menschen dort zusammenkamen, um zu trauern, aber auch um zu fragen: ‚Was können wir jetzt tun?‘“

Tupoka Ogette ist Anti-Rassismus-Trainerin und -Beraterin und lebt in Berlin. 2017 erschien ihr Buch „Exit Racism. Rassismuskritisch denken lernen.“ Zudem produziert sie den Podcast „tupodcast – Gespräche unter Schwestern“.

Protokoll: Helen Sibum

Internationale Wochen gegen Rassismus vom 16. bis 29. März 2020

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