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Die Erfolgsautorin Nell Zink

Nell Zink lebte zurückgezogen in einer deutschen Kleinstadt - bis ein Brief an Jonathan Franzen ihr zum Durchbruch verhalf.

04.07.2016
© Marlene Krusemark - Nell Zink

Eigentlich wollte sie Jonathan Franzen nur beweisen, dass sich Ornithologie und anspruchsvolle Literatur in einem Buch vereinen lassen. Und dann, im Herbst 2014, wurde Nell Zinks Romandebüt „Der Mauerläufer“ (The Wallcreeper) in den USA als Literatursensation gefeiert. Kritiker sprachen von einem „Meisterwerk“, von „außergewöhnlichem Talent“ und „erstaunlicher Originalität“. Die damals 50 Jahre alte Romandebütantin Nell Zink wird seitdem in einem Atemzug mit John Irving oder Joseph Heller genannt.

Nell Zink, 1964 in Kalifornien geboren, wuchs im ländlichen Virginia auf. Sie studierte in Williamsburg Philosophie. Mit 29 Jahren gründete sie mit ihrem damaligen Ehemann eine Band und brachte das Fanzine „Animal Review“ mit Musikkritiken und Tiergeschichten heraus. Eine von Zinks Geschichten fiel zufällig in die Hände eines israelischen Musikwissenschaftlers. Sie lernten sich kennen, acht Monate später heirateten sie und zogen in die Nähe von Tel Aviv. In Israel freundete sich Zink mit dem Schriftsteller Avner Shats an. Für ihn schrieb sie Geschichten, wie später auch für ihre Freunde in Tübingen. Im Jahr 2000 zog sie in die Stadt am Neckar, die sie bereits in ihrer Jugendzeit bereist hatte. Hier promovierte Zink in Medienwissenschaften, jobbte beim Schwäbischen Tagblatt und als Übersetzerin in einer Agentur.

Das nächste Buch kommt im Herbst 2016

Als die schwäbische Clique nach Berlin abwanderte, ging Zink mit. Doch weil sie sich Berlin nicht leisten konnte, zog die Gelegenheitsautorin ins nahe Bad Belzig. Dort, auf der Matratze in einer studentischen Einzimmerwohnung, entstand „Der Mauerläufer“. Anstoß dazu gab kein geringerer als der amerikanische Beststellerautor Jonathan Franzen, ein Hobbyornithologe. Auf einen Artikel Franzens über Vogelmord am Mittelmeer hin schrieb ihm die leidenschaftliche Umwelt- und Vogelschützerin Zink eine Gegendarstellung. Zwischen den beiden entspann sich eine Korrespondenz, in deren Verlauf Franzen Zink empfahl, selbst zu veröffentlichen. Wie aus Gewohnheit betont Zink noch heute, sie habe ihr Debüt „Mauerläufer“, die verrückt-fantastische Geschichte aus der deutschen Öko-Aktivisten-Szene, eigentlich nur für Franzen geschrieben, nicht für die Allgemeinheit.

Doch so langsam sollte sich Zink damit abfinden, dass sie die Öffentlichkeit nicht mehr aus ihrem literarischen Schaffen ausschließen kann. Ihr zweiter Roman „Mislaid“ ist 2015 in den USA erschienen und wurde für den National Book Award nominiert. Ihr drittes Buch „Nicotine“ soll im Herbst 2016 erscheinen.

www.rowohlt.de/autor/nell-zink.html

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