Eine Erfahrung fürs Leben
Junge Menschen erzählen von ihren Auslandsaufenthalten in Europa – beim Freiwilligendienst, einem Praktikum oder an der Uni.
Ein Auslandsaufenthalt schmückt deinen Lebenslauf und ist eine wichtige persönliche Erfahrung. Viele junge Europäer nutzen die offenen Grenzen der EU und verbringen eine Zeit im Ausland. Für junge Menschen bis 27 Jahre, die nach Deutschland kommen wollen, gibt es eine ganze Reihe von Austauschprogrammen. Freiwilligendienste gibt es auch in den Bereichen Sport, Natur oder Kultur.
Studierende kommen am einfachsten mit Erasmus+, dem Förderprogramm der Europäischen Union, ins europäische Ausland. Ansprechpartner gibt es an jeder Hochschule; auch Praktikumsplätze für Nichtakademiker vermittelt Erasmus+. Deutschland.de hat mit Teilnehmern unterschiedlicher Austauschprogramme gesprochen.
In Spanien um Menschen mit Behinderung gekümmert
Nicole Eberherr aus dem Landkreis Rosenheim, machte einen europäischen Freiwilligendienst. Der Verein Via für internationalen und interkulturellen Austausch vermittelte sie nach Manresa in Spanien. Dort hat sie sich zehn Monate lang um Menschen mit Behinderung gekümmert. Jetzt studiert die 19-Jährige Publizistik in Österreich.
„Am zweiten Tag in Spanien saß ich an der Bushaltestelle und schluchzte. Ich war allein in einem fremden Land und verstand kein Wort. Doch dank eines Intensivkurses Katalanisch und einem Onlinekurs plus Sprachtandem für Spanisch lernte ich die Sprachen meines Gastlandes sehr schnell. Die geistig behinderten Menschen, mit denen ich arbeitete, wuchsen mir ans Herz. Ich machte mit ihnen Sport oder Ausflüge in den Park. Die Zeit mit mir machte ihnen Spaß und so zeigten mir ihre Zuneigung sehr offen. Ich wohnte mit zwei Italienerinnen in einer Wohngemeinschaft und verbesserte so auch noch mein Italienisch. Ich habe viele Freunde aus aller Welt gefunden, zum Beispiel ein Au-Pair-Mädchen aus Schweden. Außerdem wurde ich Mitglied in einem Verein, der Menschenpyramiden baut. Die sogenannten Castells sind eine katalanische Tradition. Spanien hat mich fröhlicher und selbstbewusster gemacht.“
Schafe hüten im deutschen Naturschutzgebiet
Coline Diebolt aus Wissembourg in Frankreich absolvierte ein Freiwilliges Ökologisches Jahr (FÖJ) in Großsolt im Norden Deutschlands. Jetzt studiert die 19-Jährige Medizin in Homburg im Saarland.
„Ich war die erste FÖJ-lerin in Großsolt, einem kleinen Ort bei Flensburg, gewohnt habe ich im Pfarrhaus. Morgens war ich als Rangerin allein im Naturschutzgebiet unterwegs: Auf dem Fahrrad fuhr ich über Wanderwege, schnitt Äste ab und meldete kaputte Schilder. Als ich erfuhr, dass es eine Wanderschäferei gibt, wusste ich, dass ich hier richtig bin. Ich liebe Schafe! Ich half beim Füttern und Stallputzen und führte Schulklassen herum. Am Nachmittag arbeitete ich bei Pfadfindergruppen mit. Ich bin selbst Pfadfinderin seit ich sieben Jahre alt bin. Highlights waren die Zeltlager im Sommer. Einmal organisierte ich auch ein Lager für die deutschen Jugendleiter in meiner Heimatstadt. Toll waren auch die FÖJ-Seminare, wir haben sogar eine Segeltour unternommen.“
Offene Türen dank Erasmus in Italien
Tobias Beyer aus Ingolstadt in Süddeutschland, verbrachte als Erasmus+ Student zwei Semester in Verona in Italien. Jetzt schreibt der 26-Jährige seine Masterarbeit im Studienfach Marketing bei einem Automobilunternehmen im italienischen Sant’Agata Bolognese.
„Nie hätte ich gedacht, welche Türen mir Erasmus öffnet! Alles an meinem Auslandsjahr in Italien war gut organisiert. Bewusst verzichtete ich auf einen Wohnheimplatz und zog in eine WG mit zwei Italienern. Dass alle Kurse auf Italienisch waren, stürzte mich anfangs in eine Krise. Dann suchte ich mir einen Job in einer Bar, das verbesserte meine Sprachkenntnisse schnell. Auch die Kommilitonen waren wahnsinnig hilfsbereit. Ich entdeckte das Laufen für mich und mit einem französischen Austauschstudenten fuhr ich zu Wettkämpfen: erst rennen, dann sightseeing. Nach dem zweiten Semester in Italien habe ich mich für Praktika beworben. In der PR-Abteilung eines Automobilkonzerns klappte es ziemlich schnell. Mein Praktikum geht bis März 2020 und ich weiß gar nicht, ob ich nach Deutschland zurück möchte.“
Tolle Work-Life-Balance in Schweden
Friederike Storch ist 24 Jahre alt und studiert in Nürnberg Management im Master. Sie war mit Erasmus+ ein Semester in Örebro in Schweden.
„Für Austauschstudierende gibt es in Örebro ein tolles Programm mit Gruppenreisen und Partys. Mit den Mädels aus meiner Buddygruppe vom Anfang bin ich heute noch befreundet. Ich wohnte auf dem Campus und arbeitete ehrenamtlich im Kårhus, dem studentischen Veranstaltungshaus. Später stieg ich sogar zur bezahlten Cafémanagerin auf. Außerdem trainierte ich Leichtathletik und sang im Chor eines schwedischen Theaters, so hatte ich viel Kontakt zu Schweden. Das Beste an der Uni war ein Outdoor-Kurs. Ich konnte fast alle Kurse anrechnen lassen, das war total unkompliziert. Nach meinem Master würde ich gerne in Schweden arbeiten, dort ist die Work-Life-Balance einfach toll.“