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Genossenschaften in Deutschland

Vor mehr als 160 Jahren entwickelten zwei Männer in Deutschland eine soziale Wirtschaftsform: die Genossenschaft. Sie setzt auf die Gemeinschaft.

01.07.2015
© dpa/McPHOTOs - Cooperatives

„Was einer allein nicht schafft, das schaffen viele“: Unter diesem Motto sind in Deutschland mehr als 20 Millionen Menschen Mitglied einer Genossenschaft. Sie können damit ein Unternehmen aufbauen, das sie allein nicht finanzieren könnten, oder sich beispielsweise über eine von 900 Energiegenossenschaften aktiv an der Energiewende beteiligen.

Genossenschaftliche Zusammenschlüsse prägen ganz selbstverständlich den Alltag. Nähme man alle genossenschaftlichen Angebote wahr, könnte ein Tag in Deutschland folgendermaßen aussehen: Herr Müller steht morgens um 7 Uhr auf. Die Milch für seinen Kaffee stammt aus einer von 250 Milchgenossenschaften in Deutschland, die Frühstücksbrötchen von einem der 17.000 Bäcker, die in der Genossenschaft für Bäcker und Konditoren organisiert sind. Butter und Marmelade kauft Herr Müller bei einem genossenschaftlich organisierten Supermarkt wie Rewe oder Edeka. Herr Müller verlässt seine Wohnung, die er bei einer der 2000 deutschen Wohnungsgenossenschaften gemietet hat. Auf dem Weg zur Arbeit liest er im Taxi einer Taxigenossenschaft die Tageszeitung taz. Sie wird von einer Verlagsgenossenschaft herausgegeben. Nach der Arbeit hebt Herr Müller Geld ab bei seiner genossenschaftlichen Volksbank oder Raiffeisenbank. Bei diesen Banken geht es nicht in erster Linie um Gewinnmaximierung; jeder Genosse erhält einen Teil des Gewinns als Dividende.

Genossenschaftsidee als Kulturerbe

Diese Idee geht auf zwei Männer zurück, die Mitte des 19. Jahrhunderts unabhängig voneinander Vorläufer von Kreditgenossenschaften gründeten: Franz Hermann Schulze-Delitzsch und Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Sie vergaben Mikrokredite an Bauern zu guten Konditionen und leisteten damit „Hilfe zur Selbsthilfe“ – in einer Zeit, in der sich soziale Missstände durch Industrialisierung und Land-Stadt-Migration extrem verstärkten.

Die von Schulze-Delitzsch und Raiffeisen geprägte Genossenschaftsidee ist im Dezember 2014 in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen worden. Im Jahr 2016 wird die UNESCO darüber entscheiden, ob sie in die internationale Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wird. Seit 1923 findet am ersten Samstag im Juli der Internationale Genossenschaftstag (International Cooperative Day) statt, im Jahr 2015 am 4. Juli. Er soll das Bewusstsein für Genossenschaften schärfen und an die Werte Solidarität, ökonomische Effizienz und Gleichberechtigung erinnern.

Internationaler Genossenschaftstag am 4. Juli 2015

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