Islamkenner und kluger Kopf
Der Orientalist und Erzähler Navid Kermani vermittelt zwischen den Welten – intelligent und kenntnisreich.

Wenn in Deutschland Fragen zum Islam und der arabischen Welt aufkommen, gibt er oft die Antworten: Navid Kermani, in Siegen als Sohn iranischer Eltern geboren, ist habilitierter Orientalist und schreibt sowohl Sachbücher zu seinem Fachgebiet als auch Romane, Essays und Reportagen. Im September 2014 erhielt Kermani den Joseph-Breitbach-Preis für sein Gesamtwerk – mit nur 46 Jahren. Die Auszeichnung ist mit 50.000 Euro der höchstdotierte deutsche Literaturpreis. Zeitgleich erschien sein neues Buch „Zwischen Koran und Kafka. West-östliche Erkundungen“, mit dem er den Koran deutschen Leserinnen und Lesern zugänglicher macht. Dazu schafft er Verbindungen in ihre Lebenswelt und stellt Fragen wie: Welche Gedichte verdankt Goethe dem Koran? Schon in seiner Promotionsarbeit beschäftigte Kermani sich mit der Rezeptionsweise des Koran, die unter dem Titel „Gott ist schön“ erschien.
Kermanis Verdienste um die Völkerverständigung brachten ihn sogar in den deutschen Bundestag. Im Mai 2014 hielt er dort eine viel beachtete Rede während der Feierlichkeiten zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes, in der er auf sich selbst als sichtbaren Erfolg verwies: Dass ein Sohn iranischer Eltern diese Festrede halten dürfe, sei nicht selbstverständlich. Kermani lebt mit seiner Frau, der Journalistin und Islamwissenschaftlerin Katajun Amirpur, und zwei Kindern in Köln.