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Verborgener Hunger

Interview mit dem Ernährungsexperten Hans Konrad Biesalski über „verborgenen Hunger“.

13.01.2015
© dpa/epa/Francis R. Malasig - Hidden hunger

Bei der Internationalen Grünen Woche und dem begleitenden Global Forum for Food and Agriculture (GFFA) geht es auch um die Ernährungssicherung in der Welt. Ein zunehmendes Problem: der „verborgene Hunger“. Hans Konrad Biesalski, Professor für Ernährungswissenschaft an der Universität Hohenheim, hat ein Buch darüber geschrieben.

Was ist verborgener Hunger?

Verborgener Hunger ist eine meist durch Armut bedingte und durch einseitige Ernährung hervorgerufene Form der Mangelernährung. Ein Drittel der Weltbevölkerung ernährt sich vorwiegend von stärkehaltigen Lebensmitteln wie Reis, Mais oder Weizen, weil sie billig sind und satt machen. Doch satt zu sein, ist nicht genug. Mangelernährten Menschen fehlt es unter anderem an Vitaminen, Eisen, Zink, Jod, Selen, Spurenelementen und anderen lebensnotwendigen Mikronährstoffen.

Wer leidet daran?

Die Weltgesundheitsorganisation WHO, die Welternährungsorganisation FAO und andere Beobachter gehen davon aus, dass weltweit rund eine Milliarde Menschen mangelernährt sind und weitere zwei Milliarden unter Eisen- oder Zinkmangel leiden. Rund 95 Prozent von ihnen leben in Schwellen- und Entwicklungsländern. Schwangere, stillende Mütter und Kinder sind am schlimmsten betroffen. Laut WHO sterben jedes Jahr rund sieben Millionen Kinder unter fünf Jahren an den direkten oder indirekten Folgen von Mangelernährung.

Es gibt Lösungsansätze wie die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kleinbauern oder die Stärkung „alter Sorten“, aber werden sie auch umgesetzt?

Nicht ausreichend. Wir dürfen nicht nachlassen, immer wieder auf dieses Problem hinzuweisen. Die von Deutschland stark unterstützte Post-2015-Agenda der Vereinten Nationen sowie die Bemühungen des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) unter dem Titel „Welt ohne Hunger“ sind ein wichtiger Schritt. Es geht darum, Kräfte zu bündeln und gemeinsam dafür zu sorgen, dass die Ursachen der Armut, und damit die Grundlage der Mangelernährung, kontinuierlich und erfolgreich bekämpft werden. Dies bedeutet auch, dass Ernährungs-, Agrar-, und Wirtschaftswissenschaften gemeinsam mit der Politik daran arbeiten müssen, diese sehr komplexen Herausforderungen zu bearbeiten. Genau diesen Ansatz verfolgt das vom BMZ und vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte Zentrum für Ernährungssicherheit an der Universität Hohenheim.

Internationale Grüne Woche in Berlin vom 16. bis 25. Januar 2015

www.gruenewoche.de

www.uni-hohenheim.de