Natur, Kultur, Geschichte: Entdeckungsreise im Grenzgebiet
Die deutsch-polnische Grenze ist eine Reise wert – zehn Tipps für Urlaub zu beiden Seiten von Oder und Neiße.

Rund fünf Millionen Deutsche machen jedes Jahr Urlaub in Polen, 1,8 Millionen Übernachtungen buchten polnische Reisende 2023 in Deutschland – und lagen damit auf Platz zwei der internationalen Besucherinnen und Besucher. Tagesausflügler und private Übernachtungen sind dabei nicht mitgezählt. Grund genug, einige Tipps für Touristenziele nahe der deutsch-polnischen Grenze zu geben.

Natur pur im Nationalpark Unteres Odertal
Der Internationalpark Unteres Odertal ist ein riesiges und einzigartiges Schutzgebiet zu beiden Seiten der Grenze – und der Oder. Unzählige Wander-, Fahrrad- und Kanutouren führen Urlauberinnen und Urlauber durch die atemberaubend schöne und vielfältige Landschaft. Zum Teil gut erschlossen, zum Teil sehr ursprünglich gibt es in dem weitläufigen Verbund von Schutzgebieten in beiden Ländern für jeden Anspruch etwas zu entdecken.

Eine Grenze, zwei Flüsse und 577 Kilometer Radweg
Noch einmal 100 Kilometer länger als die deutsch-polnische Grenze ist der Oder-Neiße-Radweg entlang den namensgebenden Flüssen bis ans Stettiner Haff. Der Radweg mit geringer Verkehrsbelastung verläuft auf der deutschen Seite der Flüsse, aber Abstecher nach Polen sind an jeder Brücke möglich. Selbstverständlich kann er in Etappen beliebiger Länge gefahren werden, gerne auch mit Kindern, schließlich geht es durch flaches Gelände.

Schluchten im flachen Land: Naturpark Märkische Schweiz
Im flachen Land zu beiden Seiten der Oder an die Schweiz zu erinnern, klingt zunächst einmal kühn. Aber der recht kleine „Naturpark Märkische Schweiz“ zeigt, dass der Vergleich durchaus möglich ist, wenn auch in kleinem Maßstab: Seen aller Größen und Formen wechseln sich mit Feldern, Wäldern, kleinen Hügeln und – ja, es stimmt – steilen Schluchten ab. Die letzte Eiszeit hat diese vielfältige Landschaft geschaffen, die sich besonders gut beim Wandern oder Radfahren erleben lässt.

Kostrzyn nad Odrą (Lubuskie): Geschichte und Natur
Was für die Märkische Schweiz gilt, trifft auf Lubuskie (Lebus) auf der polnischen Seite der Oder genauso zu. Zahlreiche Seen und Flüsse machen die nur wenig industrialisierte Region zu einem beliebten Ziel für einen naturnahen und aktiven Urlaub. Wer mehr möchte als Natur: Die Kleinstadt Kostrzyn nad Odrą (Küstrin) ist wegen ihrer Festungsruinen, des historischen Stadtzentrums und ihrer reichen Geschichte allemal eine Reise wert.

Wie wäre es mit Kultur? Das Zisterzienserkloster Neuzelle
Das Kloster Neuzelle ist ein barocker Prachtbau, dessen Geschichte bis ins 13. Jahrhundert zurückreicht. Die Anlage umfasst eine beeindruckende Klosterkirche, die Stiftskirche St. Marien, sowie wunderschön gepflegte Klostergärten. Sie ist das größte Barockdenkmal Nord- und Ostdeutschlands und eines der wenigen vollständig erhaltenen Zeugnisse zisterziensischer Baukunst. Auf dem Klosterareal liegt auch das Museum „Himmlisches Theater“ mit seinen verblüffend dreidimensionalen Passionsdarstellungen.

Besonders beliebt: Ostsee und Ostpommersche Seenplatte
Die Ostseeküste und die Pommersche Seenplatte sind die wichtigsten Ferienzentren von Zachodniopomorskie (Westpommern) im Nordwesten Polens. Die bekannten Kurorte werden auch von vielen deutschen Gästen besucht. Die Küste selbst lädt ein zu einem Badeurlaub, aber auch historische Städte wie Szczecin (Stettin), ausgedehnte Wälder oder das beliebte Segelrevier, das Zalew Szczeciński (Stettiner Haff), ziehen viele Touristen an.

Städtetrip ins Spätmittelalter: Angermünde am Mündesee
Angermünde zählt flächenmäßig mit 323 Quadratkilometern zu den größten Städten in Deutschland, vergleichbar mit Bremen oder Dresden. Die Kleinstadt hat aber nur gut 14.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Seit ihrer Gründung um das Jahr 1230 hat sich am Stadtbild nicht viel verändert. Der mittelalterliche und fast quadratische Grundriss ist bis heute weitgehend erhalten. Zu den attraktivsten Plätzen gehört der Markt mit seinen schmucken Häusern rings um das Rathaus.

Ein Schloss samt Park und viele Kirchen: Żagań
Die Stadt Żagań ist bekannt für ihren imposanten Schlosskomplex mit dem wunderschön sanierten Schlosspark: ein kulturelles Juwel in Westpolen. Das barocke Schloss und die umliegenden Parkanlagen sind ideale Orte für Erkundungen und entspannende Spaziergänge. Überdies zählt die Stadt mit ihren 24.500 Einwohnern nicht weniger als sieben historische Kirchen und zwei Klöster. Geschichtlich Interessierte finden hier auch Überbleibsel aus einer dunklen Zeit: Ein nazideutsches Kriegsgefangenenlager (Stalag Luft III), das Vorbild für den berühmten Film „Gesprengte Ketten“ war.