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Christian Kastrop, OECD

In der deutschland.de-Serie „Auf Posten“ gewähren Botschafter und hochrangige deutsche Mitarbeiter in internationalen Organisationen Einblicke in ihre Arbeit. Teil 11: Christian Kastrop, Direktor der Abteilung für wirtschaftspolitische Studien der OECD, Paris.

16.06.2015
© OECD - Christian Kastrop

Sie leiten die Policy Studies Branch im Economics Department der OECD. Wie würden Sie Ihren Job beschreiben? Was ist Ihre Aufgabe?

Die Abteilung für Politische Studien ist für alle wirtschaftspolitischen Fragen zuständig. Aus der Sicht Deutschlands  umfasst meine Zuständigkeit in etwa die der Grundsatzabteilungen von Wirtschafts- und Finanzministerium, allerdings angereichert durch weitere Themen aus dem Feld  der Geldpolitik, der Sozialpolitik sowie originär internationale Themen wie Handel, Finanz- und Wechselkursentwicklung. Mein Job als Abteilungsleiter besteht  in der Konzept- und Strategieentwicklung für eine evidenzbasierte Politikberatung, auf der Basis ökonomischer Analysen und in der darauf aufbauenden Ausarbeitung  ökonomischer Konzepte und Vorschlägen zu ihrer politischen Umsetzung.

Die OECD hat sich der Entwicklung von Demokratie und Marktwirtschaft verschrieben. Wie bringt sich Deutschland in dieses Thema bzw. in ihrer Organisation ein?

Die OECD wird ganz wesentlich durch den Rat der Botschafter gesteuert. Deutschland ist hier sehr aktiv. Der deutsche Botschafter bei der OECD, Jürgen Heimsoeth und sein Team, spielen hier eine sehr aktive Rolle, wenn es um die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeit geht. Eine andere wichtige Rolle, gerade für meine Abteilung, spielen die Expertenkomitees der Mitgliedsländer, die den Fachabteilungen der OECD zugeordnet werden. Das Wirtschaftsministerium hat hier die Federführung, aber auch das Finanzressort ist bei vielen Themen aktiv.

Wie muss man sich Ihren Arbeitsalltag vorstellen? Und was schätzen Sie persönlich an Ihrem Sitz in Paris?

Es ist jedenfalls kein „Nine to Five Job“, auch das Wochenende ist oft in Gefahr. In einer internationalen Organisation ist weltweit immer gerade jemand wach und möchte Kontakt aufnehmen. Das Reisen spielt eine wichtige Rolle, wir müssen unsere Mitgliedsländer auch vor Ort betreuen, aber es  ist nicht so dramatisch, wie ich es ursprünglich erwartet habe. Paris ist natürlich ein ausgezeichneter Standort, an dem ja auch viele gerne Urlaub machen. Die Sehenswürdigkeiten und das Kulturangebot ist phänomenal. Das einzige Problem ist, dass wir dies zumindest an Werktagen praktisch nicht wahrnehmen können.

Was macht Ihrer Meinung nach eine verantwortliche Position in einer internationalen Organisation erstrebenswert?

Der besondere Reiz liegt für mich in der Internationalität. Es ist einfach eine tolle Chance, mit Kolleginnen und Kollegen aus vielen Ländern beruflichen und auch privaten Austausch zu haben. Internationale Organisationen können zeigen, wie internationale Zusammenarbeit an globalen Problemen trotz unterschiedlicher Kulturen wirklich möglich ist. Das lässt in der Tat hoffen, solche Probleme trotz mancher Rückschläge doch lösen zu können.

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