Denkanstöße für die Politik
Austausch über Ländergrenzen hinweg: Zwei Frauen und ein Mann erzählen, was sie sich vom EU-Bürgerforum erhoffen.
Die Konferenz zur Zukunft Europas bringt Menschen aus der ganzen EU zusammen. Gemeinsam diskutieren sie bei Bürgerforen über Ideen, Wünsche und Erwartungen. An einem Forum zur Rolle der EU in der Welt und zur Migration Mitte Oktober 2021 nehmen auch Kirsten Kistner, Felix Weber und Nina Hermann teil. Hier erzählen sie, was das für sie bedeutet.
Kirsten Kistner (60) lebt in Tübingen und arbeitet in der Weiterbildung. Die Teilnahme am EU-Bürgerforum weckt bei ihr auch Erinnerungen an ihre erste Wahl:
„Bei der ersten Europawahl 1979 durfte ich zum ersten Mal wählen. Als Schülersprecherin wurde ich damals im Vorfeld der Wahl auch zu einer Veranstaltung für Jungwählerinnen und Jungwähler in Straßburg eingeladen. Das hat mich sehr geprägt. Und deshalb habe ich auch eine ganz persönliche Verbindung zu dem EU-Bürgerforum in Straßburg, an dem ich teilnehme.
Ich finde ein solches Forum grundsätzlich eine tolle Form der Bürgerbeteiligung. Ich freue mich auf den Austausch mit den anderen Teilnehmenden. Wir reden alle viel übereinander, aber nicht so viel miteinander. Ich bin zum Beispiel sehr gespannt auf die Ansichten von Menschen aus den osteuropäischen Staaten.
Für mich geht es bei einem solchen Forum oder auch bei Bürgerräten in Deutschland vor allem darum, sich gegenseitig zuzuhören. Die Politik kann so auch erfahren, was die Menschen umtreibt, welche Ängste sie haben. Die Themen dürfen allerdings nicht zerredet werden, die politischen Prozesse dürfen zudem durch Bürgerbeteiligungen nicht lahmgelegt werden. Wir haben für die politischen Entscheidungen gewählte Vertretungen.“
Felix Weber (33) lebt in Essen und arbeitet als Bankkaufmann in Düsseldorf. Er freut sich, Menschen aus ganz Europa kennenzulernen:
„Mir war die Konferenz gar kein Begriff, als ich zufällig angerufen wurde. Erst war ich skeptisch und musste mich zunächst informieren, um was es sich dabei handelt. Als ich merkte, dass es ein seriöses Angebot ist, habe ich mein Interesse angemeldet – und bin jetzt sehr froh und glücklich, dabei zu sein. Ich finde es total spannend, dass ich in Straßburg in ein politisches Zentrum der EU komme und dort meine Meinung äußern kann.
Dass es bei dem Bürgerforum um die Rolle der EU in der Welt und Migration geht, war Zufall. Ich bin aber absolut zufrieden mit diesen Themen. Bei der Frage der Migration finde ich, dass Europa die Grenzen nicht schließen darf. Denn Europa und Deutschland geht es sehr gut.
Ein solches Bürgerforum finde ich grundsätzlich sehr sinnvoll. Wenn dabei aber nur diskutiert wird und heiße Luft herauskommt, macht es keinen Sinn. Ich wünsche mir, dass am Ende konkrete Ergebnisse stehen. Ich hoffe, dass ich in Straßburg viele unterschiedliche Menschen aus anderen Nationen kennenlerne.“
Nina Hermann (18) befindet sich in Heidelberg in der Ausbildung zur Pflegefachfrau. Sie hofft auf Denkanstöße für die Politik:
„Ich freue mich mega auf das EU-Bürgerforum, weil ich neue Menschen kennenlernen und mich mit ihnen austauschen kann. Ich interessiere mich auch allgemein sehr für Politik. Ich habe Lust darauf, jetzt über die Zukunft Europas zu diskutieren. Wie wichtig das Forumsthema Migration ist, zeigt sich gerade in der Pflege, weil in Deutschland viele Pflegekräfte aus anderen Ländern kommen.
Ich finde eine stärkere Bürgerbeteiligung insgesamt sehr wichtig. Die Bevölkerung kann der Politik auch mal einen Denkanstoß geben. Es sollte deshalb noch viel einfacher sein, sich einzubringen.“