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Mathematik in der Wahlnacht

Wie wird aus meinen zwei Kreuzchen ein Wahlergebnis der Bundestagswahl? Bundeswahlleiter Dieter Sarreither erklärt es. 

15.09.2017
Bundestagswahl 2017: Dieter Sarreither ist Präsident des Statistischen Bundesamtes und Bundeswahlleiter.
Bundeswahlleiter Dieter Sarreither © dpa

Deutschland. Welche Gefühle ich mit dem Wahlsonntag am 24. September 2017 verbinde? Unter anderem natürlich große Anspannung. Als Bundeswahlleiter bin ich für die Durchführung der Bundestagswahl 2017 verantwortlich. Wir haben an diesem Tag nur eine einzige Chance auf Erfolg. Aber natürlich bereiten wir schon seit Wochen alles vor, damit nichts schiefgeht und ich noch in der Wahlnacht das vorläufige Ergebnis bekanntgeben kann. Das ist das Wichtige. Darauf warten die Bürger und die Medien. Dafür sind wir mit etwa 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in zwei Rechenzentren in Wiesbaden und in Berlin im Einsatz.

 

Wir haben in den vergangenen Wochen die Bundestagswahl auf der Basis fiktiver Zahlen schon exakt durchgespielt. Wer gewinnt, kann ich Ihnen natürlich noch nicht sagen.
Bundeswahlleiter Dieter Sarreither

Ich habe Mathematik studiert – aber um das Ergebnis am Wahltag nachvollziehen zu können, ist keine höhere Mathematik nötig. Addieren, subtrahieren, multiplizieren und dividieren reicht aus. Was das Ganze vielleicht etwas komplizierter macht, sind die Regeln, was multipliziert und was dividiert werden muss, wann wir das Minimum nehmen und wann das Maximum. Wir haben den vom Gesetz vorgegebenen Algorithmus in einem Wahlprogramm installiert und werden das Ganze am Wahlabend parallel dazu in eigenen Rechnungen noch einmal nachvollziehen. Wir müssen sichergehen, dass die Ergebnisse unser Wahlrechtssystem korrekt abbilden. Dazu haben wir in den vergangenen Wochen die Bundestagswahl auf der Basis fiktiver Zahlen schon exakt durchgespielt – mit Ausgleichsmandaten, Sitzverteilung und den entsprechenden Wahlbeteiligungen. Wer gewinnt, kann ich Ihnen natürlich noch nicht sagen. Wir haben keine visionären Rechnungen. Es ist alles möglich.

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Wenn am Wahlabend die Wahlbezirke ausgezählt sind, gibt es eine genau strukturierte Meldekette: Die Wahlvorstände in den Wahlbezirken melden ihr Ergebnis an die Gemeinden, diese geben ihr Ergebnis an die Kreiswahlleitungen weiter, diese wiederum an die Landeswahlleitungen und am Schluss erhalte ich die Ergebnisse aus 299 ausgezählten Wahlkreisen.

Die Meldungen werden entweder per Telefon oder über verschlüsselte Netze des Bundes übermittelt, sind also gegen Angriffe abgesichert. Dann kommt der spannendste Teil: die Sitzverteilung. Früh steht über die Erststimmen fest, wer im jeweiligen Wahlkreis als Direktkandidat gewonnen hat. Entscheidender sind aber die Zweitstimmen. Sie legen das Verhältnis und den Anteil an Sitzen fest, der einer Partei im Bundestag zusteht. Sobald alle Zahlen vorliegen, können wir sagen, welche Partei mit welcher Landesliste wie viele Plätze gewonnen hat und welche Kandidaten damit in den Bundestag einziehen – zumindest als vorläufiges Ergebnis.

Keine Chance für Fake News

In Bezug auf Fake News im Netz und möglicherweise gehackte Nachrichtenseiten sind die Bürgerinnen und Bürger bereits sensibilisiert. Wir appellieren an alle, nicht jeden Informationsschnipsel – beispielsweise, dass Wahllokale geschlossen seinen – zu glauben, sondern selbst zu recherchieren. Die Auszählung der Stimmen ist öffentlich und transparent, durch das Ausfüllen der Papierstimmzettel mit einem Bleistift oder Kugelschreiber nachvollziehbar und geschützt vor Manipulationen.

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Etwa 14 Tage nach der Wahl trifft sich noch einmal der Bundeswahlausschuss und stellt auf Basis der Niederschriften vom Wahlabend das endgültige Wahlergebnis fest. Wenn wir das geschafft haben, ist die Politik dran. Dann muss sich der Bundestag konstituieren und es werden voraussichtlich sehr hektische Zeiten für die Politiker. Das beobachte ich aus der Ferne, das ist dann nicht mehr meine Aufgabe.

Protokoll: Sarah Kanning

© www.deutschland.de