„Wir können viel von Religionen lernen“
Wie können Religionen Frieden stiften – und welche Rolle spielen Frauen dabei? Darum geht es bei der Konferenz zur Friedensverantwortung der Religionen.
Welche Verantwortung tragen Religionen am Friedensprozess in der Welt und welche Unterstützung brauchen sie? Dirk Lölke leitet den Arbeitsstab in der Abteilung für Kultur und Kommunikation im Auswärtigen Amt und beantwortet die wichtigsten Fragen zur Friedenskonferenz in Berlin.
Herr Lölke, zum zweiten Mal lädt das Auswärtige Amt Religionsvertreter aus aller Welt ein. Wer sind die Gäste?
2017 haben wir uns auf die Länder rund ums Mittelmeer konzentriert, auf den Maghreb, den Mittleren Osten und Europa. Im Mittelpunkt standen dementsprechend Christentum, Judentum und Islam. Diesmal laden wir Gäste aus dem asiatischen Raum ein – von Indien bis Japan und China. Es kommen unter anderem Buddhisten und Hindus, die zum Teil einen ganz anderen Ansatz in der Friedensarbeit haben, der von der Harmonie in sich selbst ausgeht.
Religiosität ist etwas sehr Emotionales. Helfen persönliche Überzeugungen bei der Friedensarbeit?
Wir sehen darin eine Chance, Menschen nicht nur auf der rationalen Ebene anzusprechen. Insbesondere außerhalb Mitteleuropas sind die Religionen tief in den Gesellschaften verankert. Vertreter von Religionsgemeinschaften haben einen anderen Blick auf Konflikte, sie denken langfristiger und wirken oftmals weiser. Davon können wir viel lernen. Wenn Außenpolitik dieses Potenzial nicht hebt, entgeht uns ein wichtiger Teil des Diskurses in anderen Ländern.
An der Spitze von Religionsgemeinschaften stehen meist Männer. Oft sind es aber Frauen, die die religiöse Bildung an die nächste Generation weitergeben. Müsste der Westen Frauen intensiver einbeziehen?
Knapp 40 Prozent der Teilnehmer unserer Konferenz im Auswärtigen Amt sind Frauen. Darauf sind wir stolz, denn bei der ersten Konferenz waren es nur etwa 15 Prozent. Die Rolle von Frauen in Friedensprozessen wird ein zentrales Thema sein.
Sprechen Sie sich mit Kollegen in anderen europäischen Staaten ab, ob und mit welchen Religionsgemeinschaften man außenpolitisch zusammenarbeiten sollte?
Es gibt einen Austausch mit den anderen Mitgliedstaaten, doch nicht alle Regierungen innerhalb der EU sind in diesem Bereich gleichermaßen aktiv. Einige Länder sind laizistisch und eher zurückhaltend. Für unsere Konferenz kooperieren wir mit dem finnischen Außenministerium. Finnland hat sehr viel Erfahrung in der Arbeit mit Religionen, gerade in Asien, und hat ein eigenes Netzwerk mit traditionellen und religiösen Friedensstiftern geknüpft.
Interview: Claudia Keller