Zum Hauptinhalt springen

Arbeiten mit Geparden und Warzenschweinen

Als Naturfilmer hat Reinhard Radke schon einiges erlebt. Für kuriose Momente sorgten jedoch oftmals nicht Tiere, sondern Touristen. 

Kim Berg , 24.05.2023
Reinhard Radke bei Dreharbeiten im Serengeti Nationalpark 2007
Reinhard Radke bei Dreharbeiten im Serengeti Nationalpark 2007 © Reinhard Radke Nature Photography

Reinhard Radke sitzt in seinem Büro, einem „Büro wie jedes andere, nach einem erfüllten Leben“, wie er sagt. Doch nur in wenigen Büros finden sich Krokodilschädel, Gepardenporträts oder Musikinstrumente aus Ostasien. Reinhard Radke ist Tierfilmer – seine Filme wurden weltweit vertrieben und unter anderem von Discovery, BBC und National Geographic ausgestrahlt. Über 30 Jahre reiste er durch die Welt und porträtierte Leoparden, Hyänen, Krokodile und Warzenschweine. Dabei ist Radke eigentlich Elektroingenieur. Doch nach der Ausbildung zog es ihn 1976 nach Südostasien. Dort streife er monatelang durch den Dschungel, wanderte auf Vulkane und beobachtete Komodowarane. Nach dieser Reise erschien ihm ein technischer Berufsweg zu langweilig. 

Eine Verbindung zur Schönheit der Natur herstellen 

Radke studierte Biologie und reiste 1978 zum ersten Mal nach Afrika. Dort entwickelte er eine Leidenschaft für den Kontinent und seine Tierwelten. Als Verhaltensbiologe promovierte er mit einer Feldstudie über kenianische Warzenschweine – seitdem seine „Lieblingstiere“, schmunzelt Radke. Nach einigen wissenschaftlichen Kurzfilmen, die er über seine Arbeit drehte, entwickelte er ein Faible fürs Filmen. „Gute Tierdokus können es schaffen, bei den Menschen eine emotionale Verbindung zu den Schönheiten der Natur herzustellen und so dazu beitragen, dass Menschen bestimmte Gebiete als besonders schützenswert erachten“, erklärt Radke. 

Dieses YouTube-Video kann in einem neuen Tab abgespielt werden

YouTube öffnen

Inhalte Dritter

Wir verwenden YouTube, um Inhalte einzubetten, die möglicherweise Daten über deine Aktivitäten erfassen. Bitte überprüfe die Details und akzeptiere den Dienst, um diesen Inhalt anzuzeigen.

Einverständniserklärung öffnen

Piwik is not available or is blocked. Please check your adblocker settings.

Seine Filme zeichnen sich vor allem durch ihren Spielfilmcharme aus. Oft gibt es einen Hauptcharakter – wie in „Die Leopardin“ oder „Die Löwenbrüder“. Trotz einer vermeintlich konstruierten Handlung war es Radke immer wichtig, in seinen Filmen reales Verhalten zu dokumentieren. Die Inhalte seien „Geschichten, die das Leben schreibt“, sagt der Biologe. „Es hat mir immer besonderen Spaß gemacht, meine ,Darsteller‘ über längere Strecken durch ihr Leben zu begleiten.“ 

Artenschutz durch Naturdokumentationen fördern 

Für den Naturschutz spielen Naturdokumentationen eine wichtige Rolle. „Naturfilme können einen großen Beitrag zum Schutz von Nationalparks leisten, weil Fernsehbeiträge das Interesse für diese Orte wecken“, erklärt Radke. Der Tourismus finanziert die Erhaltung der Nationalparks, die sich andernfalls kaum tragen könnten. Er sichert die Arbeitsplätze in den Parks und bietet eine wirtschaftliche Alternative zur landwirtschaftlichen Nutzung der Flächen. „Gute Naturdokus dienen als Werbeträger, um die Finanzierung solcher Gebiete zu gewährleisten“, sagt Radke. 

Mehr Touristen bedeuten für Naturfilmer allerdings auch schwierigere Drehbedingungen. Denn nicht selten wollen gleichzeitig Touristen Löwen, Geparden und Elefanten fotografieren. „Die Guides in den Nationalparks geben Standorte über charismatische Tiere sofort an ihre Kollegen weiter“, erklärt Radke. Oft bleibt nur eine halbe Stunde, bevor Kolonnen von Jeeps mit Touristen anrollen. „Einige Szenen in meinen Filmen wirken manchmal unnötig umständlich geschnitten, weil ich um Autos herumfilmen musste“, erzählt Radke lachend. Das lässt sich nicht vermeiden und „macht das Arbeiten als Tierfilmer manchmal etwas komplizierter.“ 

Touristen im Masai Mara Reservat 2008
Touristen im Masai Mara Reservat 2008 © Reinhard Radke Nature Photography

Einen emotionalen Zugang zu Tieren ermöglichen 

Für den Artenschutz sei die direkte Begegnung mit diesen schutzbedürftigen Tieren jedoch besonders wichtig, glaubt Radke. So „erhalten Menschen einen wesentlich emotionaleren Zugang zu diesen Tieren“, erklärt er, selbst wenn der Moment nur kurz sei. „Es ist ergreifend, wenn man beispielweise Gazellen beobachtet, die ihre Jungtiere versorgen. Das erzeugt Emotionen, die ein Foto niemals transportieren kann“, erklärt der passionierte Tierfilmer. 

© www.deutschland.de