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Die Bedeutung biologischer Vielfalt

Der Verlust der Biodiversität ist so bedrohlich wie der Klimawandel. Warum ist biologische Vielfalt so wichtig und was tut Deutschland für ihren Erhalt?

Friederike BauerFriederike Bauer, 24.05.2023
Bunte Artenvielfalt: Fischertukan im Regenwald von Costa Rica
Bunte Artenvielfalt: Fischertukan im Regenwald von Costa Rica © picture alliance/dpa

Der Artenschutz ist wie der Klimaschutz eine Menschheitsaufgabe. Denn der Verlust von biologischer Vielfalt bedroht weltweit Lebensgrundlagen. Antworten auf die wichtigsten Fragen rund um die Bedeutung der Biodiversität, das weltweite Artensterben, das Engagement Deutschlands für den Artenschutz und die Biodiversitätsziele der Bundesregierung.

Was ist Biodiversität – und warum ist sie so wichtig?

Unter Biodiversität wird die natürliche Vielfalt sowohl innerhalb von Pflanzen- und Tierarten als auch die biologische Vielfalt in Ökosystemen verstanden. Diese Vielfalt bildet ein dichtes Netz auf der Erde. Dies ermöglicht es der Natur erst, die Materialien und Rohstoffe hervorzubringen, die auch der Mensch braucht: Wasser, Kleidung, Nahrung, Rohstoffe, Medikamente und vieles mehr. Fast alles, was wir zum Leben benötigen, hat einen natürlichen Ursprung. Wenn aber Bienen nicht mehr bestäuben, Böden ausgelaugt und Meere überfischt sind, wird es eng für die Menschen. Artenvielfalt ist wie ein Boden, der durch den stetigen Schwund immer brüchiger wird und uns irgendwann nicht mehr trägt.

Die Fülle aller Arten wirkt wie eine Versicherung. Versagt eine Art, etwa wegen Trockenheit, Hitze oder stärkeren Niederschlägen, übernimmt eine andere, besser angepasste ihre Funktionen. Der Schutz einzelner Arten ist eine Methode, um diese Vielfalt zu erhalten. In Deutschland stehen fast 500 heimische Arten unter strengem Schutz, darunter Vögel wie der Weißstorch oder Schmetterlinge wie der Apollofalter. Auch viele Farn- und Flechtenarten zählen dazu. So versucht man den Bestand zu erhalten und wieder zu vergrößern.

In Deutschland unter strengem Artenschutz: der Weißstorch
In Deutschland unter strengem Artenschutz: der Weißstorch © picture alliance/dpa

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Biodiversität und Klimawandel?

Der Klimawandel und der Verlust an Biodiversität stellen eine Doppelkrise dar; sie verstärken sich gegenseitig – positiv und negativ. Der Verlust an Biodiversität kann den Klimawandel beschleunigen. Wenn Wälder oder Moore verloren gehen, wird CO2 freigesetzt. Bleiben sie intakt, können sie Unmengen an klimaschädlichem Kohlendioxid speichern und als natürliche Kohlenstoff-Senken dienen. Biodiversität kann den Klimawandel also auch mildern. Naturerhalt ist deshalb ein wichtiges Mittel im Kampf gegen die Erderwärmung. Umgekehrt kann der Klimawandel den Artenschwund noch beschleunigen, wie das Beispiel der sterbenden Korallenriffe zeigt.
 

Wie steht es weltweit und in Deutschland um die Artenvielfalt?

Das Verschwinden von Arten ist nicht per se beunruhigend, das gehört seit jeher zum Lauf der Natur. Allerdings bewegt sich die Geschwindigkeit des Verlusts außerhalb der Norm: Sie ist mindestens zehn bis hundert Mal höher als in der Zeit, bevor der Mensch die Erde dominierte. Nach Angaben des Weltbiodiversitätsrates IPBES ist global derzeit eine Million von acht Millionen Arten vom Aussterben bedroht – und das bereits in den kommenden Jahren. Zwar liegt der Großteil der reichen Biodiversität im Globalen Süden, deshalb ist die Gefahr des Schwundes dort besonders hoch, etwa in den Anden oder am Südhang des Himalajas. Aber auch in Deutschland bietet der Zustand der Biodiversität Anlass zur Sorge. So haben Vögel-Bestände in den vergangenen 25 Jahren um rund ein Drittel abgenommen. Dazu zählen auch „Allerweltsarten“ wie Feldlerche oder Rebhuhn.

Faszinierende Biodiversität: der seltene Schneeleopard
Faszinierende Biodiversität: der seltene Schneeleopard © Adobe Stock

Ob Vögel oder Wälder, Savannen oder Säugetiere, Fische oder Korallenriffe, überall schwindet der natürliche Lebensraum und mit ihm die biologische Vielfalt. Das Heimtückische daran: Der Prozess vollzieht sich schleichend und für uns nicht direkt spürbar. Grund dafür ist vor allem die Landwirtschaft. Im Norden der Welt wurde sie in den vergangenen Jahrzehnten auf maximale Effizienz getrimmt. Häufig entstanden monotone Landschaften ohne Hecken, Bäume und Brachflächen – gerade sie wären aber wichtig für Vögel, Würmer und andere Pflanzen und Tiere. Auf der südlichen Erdhalbkugel ist vor allem die Rodung von Wäldern das Problem; hier frisst sich die Landwirtschaft immer weiter in unberührte Natur hinein.

Was unternimmt Deutschland zum Schutz der Biodiversität?

Deutschland gehört international zu den größten Gebern beim Erhalt von Biodiversität. Bei der UN-Vollversammlung in New York im September 2022 kündigte Bundeskanzler Olaf Scholz an, die Summe bis 2025 auf 1,5 Milliarden Euro im Jahr in etwa zu verdoppeln. Damit finanziert Deutschland zum Beispiel Projekte zum Schutz des Regenwalds in Brasilien oder Indonesien; die Bundesregierung fördert aber auch innovative Finanzinstrumente wie den Legacy Landscapes Fund. In Deutschland stellt die Bundesregierung bis 2026 für Biodiversität vier Milliarden Euro bereit. Das ist zugleich ein Beitrag für natürlichen Klimaschutz.

Welchen Beitrag leistet in Deutschland die Nationale Strategie zur biologischen Vielfalt?

Sie gilt als das zentrale Instrument zum Naturschutz der Bundesregierung. Die Strategie wurde erstmalig 2007 formuliert und enthält einige hundert Ziele und Maßnahmen. Die Fortschritte werden einmal pro Legislaturperiode überprüft. 2021 gab es den dritten Rechenschaftsbericht dazu. Demnach ist zwar einiges erreicht worden, zum Beispiel beim Schutz von Insekten oder beim Ausbau der Öko-Landwirtschaft, aber es bestehe weiterhin großer Handlungsbedarf. International stellen die Beschlüsse des UN-Biodiversitätsgipfels in Montreal Ende 2022 eine zentrale Rolle. Die rund 200 Teilnehmerstaaten der COP15 einigten sich unter anderem darauf, 30 Prozent der weltweiten Land- und Meeresflächen bis 2030 unter Schutz zu stellen. Es soll zudem mehr Geld für den Schutz der Artenvielfalt ausgegeben werden. Bundesumweltministerin Steffi Lemke lobte danach: „Die Staatengemeinschaft hat sich dafür entschieden, das Artenaussterben endlich zu stoppen.“

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