Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland
Wo steht Deutschland bei der Energiewende? Wir beantworten sechs Fragen von den zentralen Zielen bis zum Beitrag von Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Was versteht man unter Energiewende?
Entstanden ist der Begriff Energiewende schon vor mehr als 40 Jahren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwarfen damals die Vision einer nachhaltigen Energieversorgung: Erdöl, Kohle, Erdgas und Atomenergie sollen ersetzt werden durch erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik, aber auch Wasserkraft, Biomasse und Erdwärme. Seit gut 20 Jahren fördert Deutschland den Ausbau der Erneuerbaren – aus ökologischen, ökonomischen und demokratischen Gründen. Die Energiewende liefert nicht nur klimaneutrale Energie und trägt so zum Klimaschutz bei. Sie reduziert auch die Abhängigkeit von teuren Energieimporten, erhöht die Wertschöpfung im eigenen Land und ermöglicht die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger an der Energieerzeugung. Damals wie auch heute umfasst der Begriff Energiewende aber nicht nur den Bau neuer Windräder und Solaranlagen. Auch ein nachhaltiger Umgang mit Energie ist ein wesentlicher Baustein.
Welche Förderung erhalten erneuerbare Energien in Deutschland?
Schon 1990 beschloss Deutschland das weltweit erste sogenannte Ökostrom-Einspeisegesetz, allerdings mit einer relativ bescheidenen Vergütung. Das änderte sich zehn Jahre später mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Höhere Fördersätze und bessere Bedingungen im Strommarkt wurden eingeführt. Für viele Bürgerinnen und Bürger, aber auch Unternehmen war es nun attraktiv, in Windräder und Photovoltaik-Anlagen zu investieren. Der Ausbau beschleunigte sich. Damit sanken die Preise rapide – die Erneuerbaren wurden wettbewerbsfähig. Mehrfach wurden die Fördersätze abgesenkt und schließlich ein Auktionsmodell eingeführt, um möglichst günstige Preise zu erzielen. Anfang 2023 lag die Förderung für Windkraft an Land bei nur gut sieben Cent pro Kilowattstunde, für Dach-Solaranlagen bei rund elf Cent. Viele Betreiber verzichten mittlerweile sogar auf die Förderung und finanzieren sich direkt über den Strommarkt.
Wo steht Deutschland beim Ausbau erneuerbarer Energien?
Ein immer größerer Anteil des deutschen Stromverbrauchs wird von erneuerbaren Energien gedeckt. Gut 46 Prozent waren es 2022, ein neuer Rekordwert. Allerdings umfasst die Energiewende nicht nur die Stromversorgung. Es zählen alle Bereiche dazu, in denen Energie genutzt wird – also auch Mobilität und das Heizen von Gebäuden, auch wenn sich dafür eigene Begriffe wie Verkehrswende und Wärmewende eingebürgert haben. Hier gibt es noch Verbesserungsmöglichkeiten.
80 Prozent Ökostrom bis 2030 – schafft Deutschland das?
Beim Ökostrom ist Deutschland auf einem guten Weg. Der Anteil der erneuerbaren Energien liegt im Strommix heute schon bei 46 Prozent. Bis 2030 sollen es mindestens 80 Prozent sein. Die Zielmarke hob die Bundesregierung 2022 an, damit die Ziele des Pariser Klimaschutz-Abkommens erreicht werden können. Zuvor waren 65 Prozent geplant. Fünf Jahre später, 2035, soll das Stromsystem komplett umgestellt sein. Das ist machbar. Doch dafür braucht es sehr viel mehr Tempo als bislang. Solarenergie beispielsweise muss dreimal schneller zugebaut werden, Offshore-Windräder sogar zehnmal schneller. Beschleunigung ist aber auf allen Ebenen nötig – auch bei der Produktion von Anlagen, bei Genehmigungsverfahren, beim Ausbau der Stromnetze. Mit neuen Gesetzen wurden dafür die Weichen gestellt.
Dabei ist auch ein steigender Strombedarf mit eingeplant. Denn wenn Millionen E-Autos unterwegs sind, Wärmepumpen alte Heizkessel ersetzen und auch viele Industrieprozesse elektrifiziert werden, steigt die Nachfrage nach Strom bis zum Ende des Jahrzehnts voraussichtlich um ein Drittel. Deshalb ist ein sparsamer Umgang mit Energie eine zentrale Säule der Energiewende. Als Faustformel gilt: Je weniger Energie verbraucht wird, desto leichter sind die Klimaziele zu erreichen.
Wie kann Strom aus erneuerbarer Energie gespeichert werden?
Eine Vielzahl von Speichertechnologien ist längst vorhanden und auch bereits erprobt. In einem komplett erneuerbaren Energiesystem sorgen sie für eine sichere Versorgung, wenn es Nacht ist, kein Wind weht oder beides in einer tagelangen Dunkelflaute zusammenkommt. Expertinnen und Experten empfehlen eine intelligente Kombination verschiedener Speicherlösungen: Solaranlagen mit Batteriespeicher, Wasserstoffspeicher, Pumpspeicherwerke, Wärmespeicher sowie smarte Netze, die auch die Batterie von E-Autos mit anzapfen. Wie viele Speicher künftig nötig sind, hängt davon ab, wie viele Windräder und Solaranlagen gebaut werden – und auch wo. In Regionen mit viel Windkraft braucht man weniger Speicher, wo Solaranlagen dominieren, braucht man mehr. Grundsätzlich gilt: Je weniger Speicher, desto besser. Denn die Technologien sind nach wie vor teuer und bei der Umwandlung geht viel Energie verloren.
Was können Verbraucher zur Energiewende beitragen?
Sehr viel. Am wichtigsten ist das Energiesparen, bei der Nutzung von Elektrogeräten genauso wie beim Heizen. Es hilft auch, das Auto stehen zu lassen und stattdessen zum Beispiel Fahrrad zu fahren. Wer kann, setzt sich eine eigene Solaranlage aufs Dach oder bringt sie am Balkon an. Weitere Tipps: der Wechsel zu Ökostrom oder das Engagement in einer Bürgerenergiegesellschaft, die erneuerbare Energien fördert.