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Gemeinsam Ökostrom erzeugen

Laura Zöckler engagiert sich für die Energiewende in Bürgerhand – als Vorständin einer Energiegenossenschaft in Heidelberg.

Kim BergKim Berg, 13.03.2023
 Laura Zöckler fördert den Ausbau von Ökostrom aus Bürgerhand.
Laura Zöckler fördert den Ausbau von Ökostrom aus Bürgerhand. © privat

Sie wollen einen Beitrag zur Energiewende leisten, um der Klimakrise entgegenzutreten: Wir stellen Menschen vor, die mit ihren Ideen und ihrem Engagement den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland und weltweit vorantreiben.

Mit Naturstrom gegen die Klimakrise

„Ich habe früh gelernt, dass erneuerbare Energie die Lösung im Kampf gegen den Klimawandel ist“, sagt Laura Zöckler. Die Heidelbergerin engagiert sich für eine Energiewende mit Bürgerbeteiligung. Ihre Vision, die in der Stadt an vielen Stellen bereits Realität geworden ist: „Privatpersonen produzieren die erneuerbare Energie, die wir für eine ökologische Energieversorgung benötigen.“ Hauptberuflich arbeitet Zöckler bei den Bürgerwerken, einem Verbund von über 110 lokalen Energiegenossenschaften. Ehrenamtlich engagiert sie sich seit 2011 bei der Heidelberger Energiegenossenschaft (HEG).

Die Genossenschaft wurde 2010 als Zusammenschluss engagierter Bürgerinnen und Bürger gegründet. Genossenschaften haben in Deutschland eine lange Tradition. In ihnen finden sich Menschen zusammen, die ein gemeinsames Ziel nach den Prinzipien von Selbsthilfe, Selbstverwaltung und Selbstverantwortung verfolgen. Ziel der HEG ist, dass sich Menschen in Heidelberg und Umgebung zu 100 Prozent mit erneuerbarer Energie aus der Nachbarschaft versorgen können. Seit 2018 gehört Zöckler zu den drei Vorständen der HEG. „Wir bauen Solaranlagen, die unsere mehr als 1.200 Mitglieder finanzieren. Zusätzlich liefern wir Ökostrom, bauen Elektroladesäulen und sind an Windrädern beteiligt.“

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„Wir werden oft als die jungen Wilden bezeichnet, weil Energiegenossenschaften sonst meistens von älteren Menschen gegründet wurden“, sagt Zöckler. Anders als andere Energiegenossenschaften ist die HEG aus einer studentischen Initiative hervorgegangen. Sie möchte die Versorgung durch kleine, regionale Energielieferanten stärken. Ihre Arbeit hat sich gelohnt: Für ihr Engagement erhielt die HEG 2014 den Deutschen Solarpreis.

Immer auf der Suche nach freien Flächen für Photovoltaikanlagen

Mittlerweile realisiert die Genossenschaft in Heidelberg Photovoltaikprojekte, die sie selbst plant, finanziert und verwaltet. Dafür sind Zöckler und ihre Partner immer auf der Suche nach freien Dachflächen von Privathäusern, Industrieanlagen, Schulen, Vereinen und Universitätsgebäuden. Zinsen und Erträge aus den Anlagen werden an die Mitglieder der Genossenschaft ausgezahlt. Einnahmen investiert die HEG, um weitere Projekte umzusetzen.

Der gewonnene Strom kann in den Gebäuden direkt genutzt werden. Überschüssigen Strom speist die Genossenschaft ins Netz ein. Für einen Teil erhält sie vom Staat EEG-Vergütung, eine Vergütung für den Ausbau Erneuerbarer Energien und einen anderen Teil verkauft die HEG an die Bürgerwerke. Denn über den Ökostromanbieter können Menschen aus ganz Deutschland 100 Prozent Naturstrom beziehen. Das Besondere: Der Solar- und Windstrom stammt aus regionalen Anlagen in Bürgerhand wie denen der HEG.

„Pro verbrauchter Kilowattstunde wird ein bestimmter Betrag der Einnahmen von den Bürgerwerken zum Ausbau Erneuerbarer Energien bereitgestellt. Mit dem Strom, den man verbraucht, kann man also auch noch etwas Gutes tun“, erklärt Zöckler. Mehr als 1.000 Haushalte und Unternehmen versorgt die HEG mittlerweile über die Bürgerwerke mit Ökostrom.

Als Mieter Ökostrom vom eigenen Dach beziehen

Seit 2018 profitieren über die HEG auch 130 Bewohnerinnen und Bewohner in drei Mehrfamilienhäusern in der Heidelberger Südstadt von Ökostrom aus eigener Produktion. 2022 kam ein viertes Mehrfamilienhaus hinzu. Über die Solarpanels beziehen die Bewohnerinnen und Bewohner im Rahmen des Quartierprojekts Solarenergie vom eigenen Dach, die dann in die einzelnen Wohnungen verteilt wird. Überschüssiger Strom fließt in einen Speicher und acht Elektroladesäulen, von denen zwei permanent für Carsharing-Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Reicht der Sonnenstrom für die Versorgung der Häuser nicht aus, springt der Stromspeicher ein – erst dann wird Strom aus dem öffentlichen Netz genutzt. „Wir können den Strom vom eigenen Dach deutlich günstiger anbieten als den Strom, der aus dem Netz kommt“, sagt Zöckler. So profitieren die Mieterinnen und Mieter finanziell. Und sie wissen, woher ihr Strom kommt – das sorgt für Identifikation.

Die Energiewende in Städten können wir nur mit Mieterstromprojekten umsetzen.
Laura Zöckler , Heidelberger Energiegenossenschaft

Hauseigentümerinnen und -eigentümer, die ihren Mietern die Möglichkeit geben möchten, Solarstrom vom eigenen Dach zu nutzen, müssen bei diesem Modell nicht in die eigene Tasche greifen. Planung, Wartung und Finanzierung der Solarpanels übernimmt die HEG. „Mit unseren Projekten zeigen wir, dass die Energiewende ein Geschäftsfeld ist, das funktioniert. Es macht unheimlich viel Spaß und stiftet Sinn, außerdem stärken wir die regionale Wertschöpfung“, so Zöckler.

Ihr Wissen und ihre Erfahrungen geben die Mitarbeitenden der Genossenschaft seit 2013 in Workshops weiter, damit auch andere Akteure erfolgreich Ökostrom erzeugen und verteilen können. Zöckler ist überzeugt: „Die Energiewende in Städten gelingt nur mit Mieterstromprojekten.“

Mit Mini-Solaranlagen Ökostrom für den eigenen Verbrauch erzeugen

Zusätzlich fördert die Genossenschaft den Ausbau sogenannter Balkonmodule, die Mieterinnen und Mieter ebenso wie Wohnungseigentümer an ihren Balkongittern montieren können. Mit einer Mini-Solaranlage können sie so Ökostrom für den eigenen Verbrauch erzeugen. Der Strom wird über ein Kabel direkt in die Wohnung geleitet.

Weitere Porträts von Menschen, die sich für die Energiewende engagieren, findet ihr hier.

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