Zum Hauptinhalt springen

„Eine große Herausforderung“

Wetterkatastrophen belasten vulnerable Länder – Jennifer Morgan moderiert Verhandlungen über Entschädigungen.

Klaus Lüber, 03.11.2022
Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik
Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik © picture alliance/dpa

Der Klimawandel verursacht Schäden in Milliardenhöhe. Oft müssen diese von jenen Staaten getragen werden, die ohnehin über wenig Mittel verfügen. Dieses Problem ist schon seit Jahrzehnten bekannt, sei bei Klimakonferenzen bislang aber noch nicht ernsthaft verhandelt worden, sagt Sabine Minninger, Klimaexpertin bei Brot für die Welt. Minninger war zu Gast bei einem Podiumsgespräch des Auswärtigen Amtes aus Anlass der Klimakonferenz COP27. Es ging um die Frage, inwieweit die Weltgemeinschaft Verantwortung für die Folgen von Extremwetterereignissen übernehmen sollte. „Hier ist in den letzten Jahren viel zu wenig passiert. Vor allem die westlichen Industrieländer hatten sämtliche Vorstöße in diese Richtung blockiert“, sagt Minninger.

Deutschland will auf der Klimakonferenz nun ein deutliches Zeichen für die vulnerabelsten Länder und ihre Bedürfnisse setzen. Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt, ist als Moderatorin zudem direkt an den Verhandlungen um Entschädigungen für künftige Wetterkatastrophen beteiligt. „Eine große Herausforderung“, wie sie selbst sagt. „Es geht vor allem darum, genau zuzuhören und sich in die Sorgen der Länder hineinzuversetzen.“ Dennoch ist sie optimistisch. „Ich spüre eine große Bereitschaft, gemeinsam zu einer Lösung zu kommen.“

Reiche Länder übernehmen Verantwortung

Die Chancen dafür sind vorhanden. Anfang Oktober wurde am Rande der Weltbanktagung in Washington ein globaler Schutzschirm gegen Klimarisiken beschlossen. Vereinbart wurde er zwischen der deutschen G7-Präsidentschaft und den „Vulnerable Twenty“ (V20), einem  Zusammenschluss von Staaten, die besonders stark vom Klimawandel bedroht sind.

Zugesagt wurde bereits 2015 ein Volumen von 100 Milliarden US-Dollar jährlich für betroffene Länder, verpflichtet hatten sich die Industriestaaten zu Klimaschutz- und Anpassungsmaßnahmen bereits 2009 in Kopenhagen. Auf der Pariser Klimakonferenz 2015 wurde festgelegt, die jährliche Bereitstellung der Gelder zunächst bis zum Jahr 2025 zuzusichern. In 2020 sind 83 Milliarden Dollar geflossen. Deutschland beteiligte sich mit 8,5 Milliarden Dollar.

Reicht das aus? Minninger ist skeptisch. Allein die Schäden des Klimawandels in Afrika beziffert sie auf 300 bis 600 Milliarden US-Dollar bis 2030, erst 11 Prozent des aktuellen Anpassungsbedarfs sei durch das bereitgestellte Geld gedeckt. Auch Jürgen Zattler, Abteilungsleiter für internationale Zusammenarbeit im BMZ, sagt: „Der Schutzschirm ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Was wir vor allem brauchen, sind die Kapitalströme aus dem Privatsektor hinein in klimafreundliche Lösungen.“ Dazu sei es wichtig, in vielen Ländern die Rahmenbedingungen zu ändern. So sei es in Südafrika bis vor Kurzem als Privatinvestor gar nicht möglich gewesen, in Erneuerbare Energien zu investieren. Sabine Minninger hält den Schutzschirm zwar für einen ersten wichtigen Schritt. Allerdings wünscht sie sich noch ein klareres politisches Signal. „Wir brauchen eine noch deutlichere Verantwortungsübernahme der Verursacher der Klimakrise.“

Die wichtigsten Informationen zur COP27 findest Du hier.

© www.deutschland.de