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Klimaaußenpolitik setzt Zeichen

Mehr Ambition in Solidarität heißt das deutsche Ziel bei der COP27 – Jennifer Morgan will Zeichen setzen.

Klaus Lüber, 03.11.2022
Außenministerin Baerbock und Staatssekretärin Morgan
Außenministerin Baerbock und Staatssekretärin Morgan © picture alliance/dpa

Trotz widriger Umstände keine Rückschritte zulassen – so könnte man das Hauptziel der deutschen Bundesregierung für die anstehende Klimakonferenz COP27 im ägyptischen Sharm el-Sheikh zusammenfassen. Die globale Energie- und Ernährungskrise dürfe nicht zur Renaissance fossiler Wirtschaft führen, bekräftigt Jennifer Morgan, Staatssekretärin und Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik im Auswärtigen Amt: „Sonst riskieren wir, die Situation überhaupt nicht mehr bewältigen zu können.“

Wie dramatisch die Lage ist, zeigt die Wissenschaft mit einer ganzen Reihe aktueller Analysen. Sowohl der World Energy Outlook der internationalen Energieagentur, der Emission Gap Report des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) als auch der aktuelle Klimabericht der UN haben eine klare Botschaft. Jennifer Morgan fasst sie so zusammen: „Wir sind nicht auf Kurs.“ Bliebe es bei bereits umgesetzten Maßnahmen, würden wir auf eine Welt zusteuern, die 2,7 Grad wärmer wäre als zu vorindustrieller Zeit. Also weit über den in Paris beschlossenen 1,5 Grad. „Diese Lücke müssen wir schließen“, so Morgan. „Jedes Zehntelgrad weniger heißt weniger Verlust und Schäden, weniger Migration, weniger Konflikte.“

Wir müssen ein klares Zeichen für Solidarität setzen.
Jennifer Morgan, Sonderbeauftragte für internationale Klimapolitik

Aber, und das ist die gute Nachricht der Wissenschaft: Noch immer kann das Schlimmste verhindert werden. Für die deutsche Bundesregierung sind dabei drei Handlungsfelder zentral: zunächst die Beschleunigung der weltweiten Transformation hin zu nachhaltigen Energiequellen. Dann die Förderung multilateraler Zusammenarbeit, etwa in Form von Energiepartnerschaften. Und, vielleicht als wichtigsten neuen Fokus, die Bereitstellung von Mitteln bei klimabedingten Verlusten und Schäden. „Wir müssen ein klares Zeichen für Solidarität mit den vulnerabelsten Staaten setzen, die in diesem Bereich nach wie vor eine Hauptlast tragen“, bekräftigte Morgan, die sich speziell in diesem Themenfeld viel vorgenommen hat für Sharm el-Sheikh. Zusammen mit der chilenischen Umweltministerin wird sie die Verhandlungen um Entschädigungen für künftige Wetterkatastrophen leiten.

Für Deutschland soll die COP 27 auch eine Gelegenheit sein, in der Klimaaußenpolitik Zeichen zu setzen. Im Koalitionsvertrag der Regierung wurde das Ziel formuliert, Klimaschutz als Querschnitts- und ressortübergreifende Aufgabe zu verstehen. Unter Federführung des Auswärtigen Amts wurde das „Klima-Team Deutschland“ ins Leben gerufen, das in Sharm el Sheikh Deutschland vertritt. Während das Land auf den Klimakonferenzen bislang vom Bundesumweltministerium vertreten wurde, stoßen nun Auswärtiges Amt, Bundeswirtschaftsministerium und Bundesentwicklungsministerium als gleichrangige Akteure hinzu.

Ressortübergreifendes „Klima Team Deutschland“

Dr. Christiane Rohleder, Staatssekretärin in Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) sieht es als eine große Stärke, dass Klimaschutz inzwischen in mehreren Ministerien Chefsache ist. Aus Sicht des BMUV sei die Klimakrise als Teil einer dreifachen globalen Herausforderung zu sehen, die neben der Erderwärmung auch den Verlust von Biodiversität und die zunehmende Verschmutzung der Ökosysteme beinhaltet. „Was wir also brauchen, sind Lösungen, die möglichst mehrere Probleme gleichzeitig angehen.“ So könne man mit Maßnahmen zur Renaturierung von Lebensräumen Synergien zwischen Klimaschutz und dem Erhalt von Lebensräumen herstellen.

Das Bundeswirtschaftsministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sieht seine Aufgabe vor allem darin, grüne Transformationskonzepte in der Praxis umzusetzen. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Energiekrise. So könnten neue Flüssiggasterminals, die derzeit gebaut werden, in Zukunft auch grünen Wasserstoff und Ammoniak annehmen. Das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wiederum richtet seinen Fokus auf die Umsetzung der Energiewende in Schwellen- und Entwicklungsländern, die für zwei Drittel der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind. Im Rahmen der COP27 will man sich vor allem für das Konzept der Just Transition starkmachen, wie Jürgen Zattler, Abteilungsleiter für internationale Zusammenarbeit im BMZ betont. „Die Wende ist nicht nur ein technisches Problem, sondern ein gesellschaftlicher Kraftakt. Wir konzentrieren uns deshalb nicht mehr nur auf einzelne Projekte, sondern schauen genau: Vor welchen Herausforderungen steht das Land? Und wie können wir ihm helfen.“

Das alles passt zum Motto, das sich das Team Deutschland für die Klimakonferenz gegeben hat: mehr Ambition in Solidarität. „Die COP 27 wird aus unserer Sicht dann ein Erfolg sein, wenn wir es nicht nur schaffen, die Energiewende weiter zu beschleunigen, sondern besonders den vulnerabelsten Ländern signalisieren können, dass wir sie nicht alleine lassen, dass wir mit Ihnen zusammenstehen“, so Jennifer Morgan. 

Die wichtigsten Informationen zur COP27 findest Du hier.

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