Die Zukunft beginnt in Stade
Das Carbon-Valley in Norddeutschland ist Deutschlands Schmiede für die Technologie der Zukunft. Hier soll bald ein fliegendes Auto abheben.
Deutschland. Papenburg? Kreuzfahrtschiffe! Aurich? Windräder! Stade? Carbon! Viele kleinere Städte im Norden Deutschlands haben sich durch wegweisende Technologien international einen Namen gemacht. Jetzt ist Stade auf dem besten Weg, zum Inbegriff für carbonfaserverstärkten Kunststoff (CFK) zu werden. Das CFK Valley mit 120 Unternehmen vor den Werkstoren von Airbus gilt als weltweit am besten vernetztes Cluster der Branche. Auf Initiative des europäischen Flugzeugbauers gegründet, bietet es neben einem Forschungszentrum und einer privaten Hochschule mit einem weltweit einmaligen Studiengang zu Carbon vor allem internationale Kontakte. Dr. Gunnar Merz, geschäftsführender Vorstandsvorsitzender des CFK Valley, spricht von einem „Meta-Cluster“.
Carbon inspiriert
Grundlage des Erfolgs sind die positiven Materialeigenschaften des Verbundwerkstoffes. Mit Kohlenstofffasern verstärkte Kunststoffe sind deutlich stabiler und leichter als zum Beispiel Aluminium. Deshalb eignen sie sich hervorragend für den Flugzeugbau. Auch im Automobilbau, im Schiffsbau, bei Windrädern oder in der Architektur findet der Werkstoff immer häufiger Anwendung. Meist werden aus Carbonfasern gewebte Matten verwendet, die in Epoxidharz eingelegt und unter Wärmeeinwirkung zu einem Bauteil vergossen werden. Allerdings ist das Material relativ teuer, die industrielle Produktion noch nicht wirtschaftlich und das Recycling nicht ausgereift. Aber auch dafür bietet das Cluster schon erste Lösungen. CFK Valley Stade Recycling ist das weltweit erste Unternehmen, das ein Wiederaufbereitungsverfahren entwickelt hat.
Science-Fiction oder bald Realität?
Wohin die Entwicklung führen könnte, hat Airbus auf dem Genfer Automobil Salon im März 2017 gezeigt. Gemeinsam mit Italdesign hat der Flugzeugbauer ein futuristisches Flugauto mit einer Carbonzelle für zwei Passagiere entwickelt. „Das Erschließen einer dritten Dimension für den städtischen Verkehr würde die Art und Weise, wie wir leben, revolutionieren“, sagte Mathias Thomsen, Leiter Urban Air Mobility bei Airbus. Für Ende 2017 ist ein Testflug geplant.