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Jobwunder in Afrika

Die Textilindustrie in Äthiopien boomt – auch dank deutscher Unternehmen.

Martina Propson-Hauck, 15.03.2018
Arbeiterinnen in einer modernen Textilfabrik in Addis Abeba
Arbeiterinnen in einer modernen Textilfabrik in Addis Abeba © dpa

Deutschland. „Die Textilindustrie in Äthiopien boomt“, berichtet die aktuelle Ausgabe von „akzente“ dem Magazin der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ). 350.000 Jobs sollen bis 2022 entstehen. Dafür lässt die Regierung Industrieparks bauen, heißt es. „In Hawessa, einer 300.00 Einwohner-Stadt rund 270 Kilometer südlich der Hauptstadt Addis Abeba, ist der Plan bereits aufgegangen. 18 internationale Textilunternehmen haben sich dort niedergelassen, 20.000 Arbeitsplätze sind entstanden.“

Als eines der ersten Unternehmen hat sich Tchibo in Äthiopien engagiert. Der Hamburger Kaffeeröster hat sich in den vergangenen Jahren auch zum weltweit drittgrößten Anbieter von Bio-Baumwolle entwickelt. Auf der Unternehmenswebsite finden sich zahlreiche Berichte über das Engagement in Afrika – so über die Arbeit der Abteilungsleiterin Kokobe Urga. Sie leitet beim Tchibo-Lieferanten Ayka Addis Textile in Äthiopiens Hauptstadt Addis Abeba eine Abteilung mit 200 Mitarbeitern und hat sich von der ungelernten Hilfskraft zur Abteilungsleiterin hochgearbeitet.

Insgesamt sind nach Unternehmensangaben 6000 Mitarbeiter des Lieferanten Ayka Addis Textile an der Produktion von Tchibo-Produkten beteiligt. In Addis Abeba wird bei Ayka Addis Textile die entkörnte Baumwolle versponnen, verstrickt, gefärbt, zu Textilien genäht und verpackt. Tchibo habe das lokale Unternehmen unterstützt, als erste Textilproduktion für den Export in Äthiopien von Anfang an faire Arbeitsbedingungen zu schaffen. Neben den Aufstiegsmöglichkeiten für die Textilarbeiterinnen gebe es als Teil des Engagements von Ayka unter anderem auch eine gewerkschaftlich organisierte Arbeitnehmervertretung, kostenloses Mittagessen, einen unentgeltlichem Transport zur Fabrik sowie einer medizinischen Grundversorgung auf dem Fabrikgelände.

Wir glauben an die Zukunft Afrikas
Patrick Zahn, CEO von KiK

Auch das deutsche Textilunternehmen KiK ist in Äthiopien engagiert. Allerdings aus etwas anderen Gründen. Man suche wegen der gestiegenen Nachfrage eine Ergänzung zu den asiatischen Beschaffungsmärkten, heißt es. 2017 hat der Textildiscounter sein Einkaufsvolumen in Afrika vervierfacht. Insgesamt hat KiK im vergangenen Jahr rund 12 Millionen Baumwoll-T-Shirts, Leggins, Jeans und Softshell-Jacken aus Äthiopien, Ruanda, Kenia und Ägypten importiert. Um die Standards des Unternehmens zu erfüllen wurden außerdem 2000  Textilarbeiter in Afrika geschult. CEO Patrick Zahn nennt als Grund für das Afrika-Engagement seines Unternehmens aber auch die Intention, die Menschen zum Bleiben zu bewegen. „Wir glauben an die Zukunft des afrikanischen Kontinents und sehen uns zugleich in der Verantwortung, die Afrikainitiative der Bundesregierung zu unterstützen“, sagt Zahn.

Der Boom in Äthiopien hat verschiedene Ursachen. Einerseits sind die Löhne in asiatischen Ländern wie China deutlich gestiegen. Auf der anderen Seite schätzen die Arbeitgeber an Äthiopien, dass es dort eine lange Tradition der Textilherstellung gibt, sowohl in traditioneller Weberei als auch in der industriellen Fertigung. Außerdem seien die  Energiekosten niedrig, die Transportwege nach Europa kurz und die politische Lage in Äthiopien stabil

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Bislang kommen zwar nur 0,01 Prozent der weltweiten Kleidungsexporte aus Äthiopien, doch die Branche wächst schnell. Laut einer McKinsey-Studie will knapp ein Drittel von 40 befragten Textilunternehmen in den nächsten fünf Jahren in Äthiopien produzieren lassen. Die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) unterstützt diese Entwicklung im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ). Mit einem Budget von vier Millionen Euro sollen über drei Jahre Unternehmen der Textil- und Bekleidungsindustrie fit gemacht werden für internationale Märkte, vor allem durch die weitere Verbesserung der Sozial- und Umweltstandards.

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