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Reinheitsgebot oder Craft Beer

Immer mehr Mikrobrauereien mit besonderen Bieren stellen das Reinheitsgebot in Frage.

01.08.2016
Craft beer
© dpa/Sophia Kembowski - Craft beer

„Hopfen und Malz – Gott erhalt’s“ – seit 500 Jahren gilt in Deutschland ein Reinheitsgebot für Bier. Außer Hopfen und Malz dürfen nur Wasser und Hefe in das flüssige Kulturgut, so ist es in der vom bayerischen Fürsten Wilhelm IV. in Ingolstadt erlassenen Vorschrift aufgeführt. Aus den Vereinigten Staaten von Amerika und Skandinavien ist nun eine Bewegung nach Deutschland herübergeschwappt, die beim Bierbrauen gerne mit weiteren Zutaten experimentieren würde: Die Craft Beer-Brauer. Meist kleine hippe Mikrobrauereien haben vor allem in Deutschlands Großstädten vor einigen Jahren angefangen, geschmacklich außergewöhnliche Biere herzustellen.

Auch beim Craft Beer, also handwerklich (craft) gebrautem Bier (beer), sind Hopfen, Malz und Hefe die entscheidenden Zutaten. Es gibt jedoch eine große Auswahl an diesen Zutaten, die in der richtigen Mischung Craft Beer ihren besonderen Geschmack verleihen: Hopfen mit Aromen von Zitrus und Frucht ist ein häufiger Bestandteil von Craft Beer, harzige Nuancen oder der Duft von Südfrüchten und roten Beeren finden sich ebenfalls in einigen Sorten. Spezielle Hefen, besondere Malzen und Aromahopfen können allerlei Fruchtnoten ins Bier zaubern, ohne dass es je mit echten Früchten in Kontakt gekommen ist.

Demnächst auch Früchte und Gewürze im Bier?

Weil viele Craft Beer-Brauer gerne auch mit anderen Zutaten wie Früchten oder Gewürzen im Bier experimentieren würde, ist eine Diskussion entbrannt, wie weit das Reinheitsgebot Ausnahmen zulassen soll. In einigen Bundesländern ist die Zulassung für Biere, die nicht dem Reinheitsgebot entsprechen, einfach: Traditionelle und lokale Biersorten wie Leipziger Gose oder Berliner Weiße, die gerade eine Renaissance erleben, erhalten als sogenannte „besondere Biere“ und „Spezialitäten“ einen Sonderstatus und eine Ausnahmeregelung. Nicht so in Bayern, dem Land der Bierbrauer. Hier liegt jede zweite Brauerei in Deutschland, gebraut wird streng nach Reinheitsgebot. Traditionalisten fürchten, dass dem Bier künstliche Aromen, Farbstoffe und Stabilisierungsmittel zum Beispiel für eine schöne Schaumkrone zugefügt werden könnten. Die Erneurer argumentieren mit der Geschmacksvielfalt, die dem Markt und Konsum ganz neue Impulse geben könnte.  

Internationales Berliner Bierfestival vom 5. bis 7. August 2016

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