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Freihandel oder Protektionismus?

Drei Fragen an den renommierten Ökonomie-Professor Clemens Fuest, Präsident des Münchner ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung.

29.03.2018
Professor Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts
Professor Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts © ifo Institut/Romy Vinogradova

Herr Professor Fuest, zunehmend versuchen große Industrienationen mit protektionistischen Maßnahmen die heimische Wirtschaft zu schützen. Prominentestes Beispiel sind derzeit die USA mit den Handelszöllen. Stärkt das wirklich die nationale Wirtschaft?
Nein. Wenige US-Stahlunternehmen profitieren, der Rest der Wirtschaft wird geschädigt. Verlierer sind vor allem Unternehmen, die Stahl weiterverarbeiten, aber auch Konsumenten, die höhere Preise zahlen müssen. Der Schaden für die USA ist insgesamt größer als der Nutzen.

Vom Freihandel profitieren alle, denn ohne Freihandel wären viele Produkte deutlich teurer.
Clemens Fuest, Präsident des ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung

Durch protektionistische Tendenzen ist eine neue Diskussion über Vor- und Nachteile von Freihandel und Protektionismus entstanden, die häufig von Missverständnissen geprägt ist. Wer profitiert wovon?
Vom Freihandel profitieren wir alle als Konsumenten, denn ohne Freihandel wären viele Produkte deutlich teurer. Vom Freihandel profitieren außerdem die Unternehmen mit ihren Angestellten, die im globalen Wettbewerb eine starke Marktposition haben, weil sie entweder sehr billig produzieren oder eine Marktnische haben. Verlierer sind Eigentümer und Angestellte von Firmen, die im globalen Wettbewerb nicht mithalten können.

Deutschland als wettbewerbsfähiger Industrienation nützen offene Märkte in hohem Maße. Daher werden die Exportüberschüsse oft kritisiert. Zu Recht?
Wenn Deutschland mehr exportiert als importiert, bedeutet das, dass das Ausland sich immer stärker bei uns verschuldet oder wir im Ausland Vermögenswerte erwerben, beispielsweise Immobilien oder Unternehmensbeteiligungen. Steigende Verschuldung kann zu Überschuldungskrisen führen, der direkte Erwerb von Vermögen im Ausland eher nicht. Im Ausland wünschen sich viele, dass ihre Unternehmen besser ausgelastet werden und ihre Produkte sich besser verkaufen. Wenn deutsche Produkte auf den Märkten erfolgreicher sind, führt das leicht zu Ärger. Auf Dauer können die deutschen Überschüsse im Ausland Protektionismus begünstigen, deshalb sollte Deutschland beispielsweise die Unternehmenssteuern senken, um inländische Investitionen zu fördern.

Interview: Martin Orth

Informationen zur deutschen Außenwirtschaft und Handelspolitik

Außenministerium: Themenüberblick Deutschlands Außenwirtschaft

Wirtschaftsministerium: Dossier zur deutschen Handelspolitik

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