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Australien als gefragter Rohstoffpartner

Australien könnte dank Energiewende und Elektrifizierung vor einem neuen Rohstoffboom stehen: Gute Aussichten für die Partnerschaft mit Deutschland.

Autorin Barbara BarkhausenBarbara Barkhausen, 08.11.2023
Bergarbeiter mit Bohrgerät
Bergarbeiter mit Bohrgerät © Parilov/Adobestock

Der Name der Stadt Greenbushes im Südwesten des Bundesstaates Westaustralien ist selbst in Australien kaum jemandem ein Begriff. Rund drei Stunden Fahrt sind es von dort bis Perth. Gerade einmal 365 Menschen leben in Greenbushes, trotzdem wird dort der größte Lithiumabbau der Welt betrieben. Greenbushes ist ein „riesengroßer“ Tagebau „mit übergroßen Lastkraftwagen und Baggern“, wie Matt Bohlsen die Mine beschreibt. Bohlsen ist einer der Direktoren des Critical Minerals Institute, einer internationalen Organisation, die sich ganz auf kritische Rohstoffe wie Lithium konzentriert, einem wichtigen Bestandteil in Batterien für Elektroautos.

Einer der größten Rohstoffproduzenten der Welt

Greenbushes, wo rund ein Drittel des Weltbedarfs an Lithium abgebaut wird, ist aber nur ein Abbauort von vielen. Australien ist ein mit Rohstoffen geradezu gesegneter Kontinent. Was einst mit dem Goldrausch in den 1850er Jahren begann, hat sich zu einer der wichtigsten Industrien des Landes entwickelt. Heute ist der Kontinent einer der größten Rohstoffproduzenten der Welt.

Die Modernisierung Japans, Koreas und Chinas schritt auch dank der Rohstoffe aus Australien so schnell voran. Neben dem Eisenerz, aus dem der für Infrastrukturprojekte und Hochhäuser so wichtige Stahl hergestellt wird, verfügt Australien über Kohle, Blei, Zink, Nickel, Kobalt, Lithium, Bauxit, Vanadium, Graphit und Gold. Auch weniger bekannte Bodenschätze wie Rutil, Zirkon, Ilmenit, Tantal, Industriediamanten, Kupfer und seltene Erden werden gefördert.

Goldmine in Kalgoorlie, Westaustralien
Goldmine in Kalgoorlie, Westaustralien © Hans/Adobestock

Deutschland ist bereits 2017 eine Partnerschaft mit Australien in den Bereichen Energie und Rohstoffe eingegangen. Denn für die Energiewende in Deutschland, die Digitalisierung sowie für eine Reihe von Zukunftstechnologien werden metallische Rohstoffe benötigt. Die globalen Lieferengpässe im Zuge der Corona-Pandemie haben die Abhängigkeit von diesen Rohstoffen deutlich vor Augen geführt. Durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine haben sich die Risiken zusätzlich erhöht. In Deutschland selbst oder der unmittelbaren Nachbarschaft können nur noch wenige Rohstoffe abgebaut oder weiterverarbeitet werden.

Partnerschaft dient auch dem Ausbau erneuerbarer Energien

Mit der Kooperation wollen Berlin und Canberra die Energieproduktivität erhöhen und den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben. Die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeswirtschaftsministerium Franziska Brantner reiste im April 2023 mit einer Wirtschaftsdelegation nach Sydney, um sich unter anderem für eine stärkere Vernetzung von Unternehmen beider Länder einzusetzen.

In Deutschland und Europa sind Kupfer, Lithium, Nickel, Kobalt, Mangan und seltene Erden derzeit besonders gefragt, nachdem zahlreiche neue Batteriefabriken für Elektrofahrzeuge in Betrieb gegangen oder in Planung sind. Will Europa Abhängigkeiten aus China abbauen, braucht es laut Matt Bohlsen Rohstoffe aus Australien, Kanada, Brasilien oder afrikanischen Ländern. Vor allem die ersten beiden Länder weisen, wie er sagt, „ein sehr geringes Staatsrisiko“ auf, was sie zu „idealen Partnern der Wahl für Deutschland und Europa“ mache. Auf dem Kontinent gibt es guten Arbeitsschutz, strikte Umweltauflagen, hohe Sicherheitsstandards und einfache und schnelle Genehmigungsverfahren für neue Minen.

Arbeiter einer Erzmine im australischen Bundesstaat New South Wales
Arbeiter einer Erzmine im australischen Bundesstaat New South Wales © Michael Evans/Adobestock

Von der Rohstoffkooperation zwischen Deutschland und Australien profitieren beide Seiten. Ein Großteil der Bergbaumaschinen, die für den Abbau der Rohstoffe in Australien gebraucht werden, stammt beispielsweise aus Deutschland. Dadurch eröffnet sich mit der Kooperation auch ein Geschäftsfeld für deutsche Firmen.

Energiequellen weiter diversifizieren

Für Australien besteht eine doppelte Chance in der steigenden Nachfrage nach Lithium und in der Kapazität des Landes, daraus Lithiumhydroxid herzustellen. Während Lithium ein wichtiger Bestandteil von Batterien ist, steckt Lithiumhydroxid in Schmierfetten für Autos und Flugzeuge. Auch bei den seltenen Erden verfügt Australien über wichtige Vorräte, darunter Neodym, Praseodym, Terbium und Dysprosium. Letztere sind von besonderer strategischer Bedeutung, da China nach Angaben der Europäischen Union je nach Mineral bis zu 100 Prozent des weltweiten Angebots kontrolliert. Seltene Erden sind für Hochleistungsmagnete in Windenergieanlagen und Elektromotoren in E-Autos unerlässlich. Außerdem kommen sie bei der Produktion von Drohnen, Lasern und Nachtsichtbrillen zum Einsatz.

Gemeinsames Wasserstoffprojekt HySupply

Australien und Deutschland forschen gemeinsam daran, die Energiequellen in Deutschland weiter deutlich zu diversifizieren. Beispielhaft für die bilaterale Zusammenarbeit ist das Wasserstoffprojekt HySupply, das die deutsche und australische Bundesregierung gemeinsam in Auftrag gegeben haben. Hier zeigten erste Zwischenergebnisse der Studie bereits, dass der Import von nachhaltig produziertem australischem Wasserstoff für Deutschland funktionieren würde: So sollte es weder technisch noch ökonomisch größere Probleme beim Transport geben – trotz der großen Distanz von 20.000 Kilometern.

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