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Mobilität neu denken

Johanna Kardel arbeitet daran mit, den Umstieg auf einen nachhaltigen Verkehr zu ermöglichen – durch den Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos.

Helen SibumHelen Sibum, 23.05.2023
Johanna Kardel
Johanna Kardel © art/beats

Sie wollen einen Beitrag zur Energiewende leisten, um der Klimakrise entgegenzutreten: Wir stellen Menschen vor, die mit ihren Ideen und ihrem Engagement den Ausbau erneuerbarer Energien in Deutschland und weltweit vorantreiben.

„Ich bin sicher, wir werden unsere Straßen nicht wiedererkennen“, sagt Johanna Kardel, wenn man sie nach Deutschlands Verkehr im Jahr 2050 fragt. Ihr selbst fällt es von Berufs wegen leicht, sich diese mobile Zukunft vorzustellen: Vor ihrem inneren Auge sieht sie „viel öffentlichen Nah- und Radverkehr, der sich die Straßen mit autonom fahrenden, elektrobetriebenen Privatfahrzeugen teilt“. Außerdem würden überall erneuerbare Energien wie Photovoltaik produziert, auf der Straße und daneben. Für diese Vision arbeitet Johanna Kardel beim E-Mobility-Unternehmen Elli tagtäglich.

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Denn die Zeit drängt. Derzeit ist der Verkehr einer der größten Verursacher von Treibhausgasen in Deutschland. 2022 sorgte er für etwa ein Fünftel der Emissionen. Und die sollen in den nächsten Jahren drastisch sinken: Bis 2030 will Deutschland den Ausstoß von Treibhausgasen um 40 Prozent gegenüber 2020 reduzieren. Spätestens 2045, so sieht es das Klimaschutzgesetz vor, soll das Land klimaneutral sein. Dafür braucht es unter anderem die „Verkehrswende“, also den Umstieg auf eine nachhaltige Mobilität.

Mobilität ist ein Grundbedürfnis, für uns alle.
Johanna Kardel

„Mobilität ist ein Grundbedürfnis, für uns alle“, sagt Kardel, die an diesem Morgen mit der U-Bahn zum Münchener Büro von Elli gefahren ist. „Das geht natürlich nicht überall, gerade in ländlichen Gebieten ist die Elektromobilität deshalb ein wichtiger Faktor.“ Auch hier hat Deutschland klar definierte, ehrgeizige Ziele: Bis 2030 sollen mindestens 15 Millionen vollelektrische Autos auf den Straßen unterwegs sein. Derzeit sind es rund eine Million. Um die Entwicklung zu beschleunigen, erhalten Käuferinnen und Käufer eines E-Autos einen Umweltbonus. Außerdem fördert die Bundesregierung Forschung zur Batteriefertigung und den Aufbau der Produktion in Deutschland.

Doch mit den Fahrzeugen und dem Antrieb ist es nicht getan – für die Verkehrswende muss auch die Ladeinfrastruktur ausgebaut werden, die öffentliche wie die private. Hier kommen Johanna Kardel und ihre Kolleginnen und Kollegen von Elli ins Spiel. Das Tochterunternehmen von Volkswagen bietet ein Ladegerät für die Nutzung zu Hause an. Der unscheinbare Kasten ist kaum größer als ein Schuhkarton und kann beispielsweise in der Garage an der Wand montiert werden. Außerdem ermöglicht die Firma über eine App Zugang zu mehr als 500.000 öffentlichen Ladepunkten verschiedener Anbieter in Europa.

Johanna Kardel ist dabei für regulatorische Fragen zuständig – Visionen werden schließlich nur Realität, wenn sich auch jemand ums Kleingedruckte kümmert, um die rechtlichen Rahmenbedingungen. Kardel hat sich nach ihrem Masterabschluss in Europastudien in verschiedenen Jobs mit dem Thema erneuerbare Energien und Recht beschäftigt. So arbeitete sie unter anderem beim Verbraucherzentrale Bundesverband dafür, dass die Interessen von Bürgerinnen und Bürgern in neuen Energiegesetzen ausreichend berücksichtigt werden.

Es gibt noch viel zu tun, aber das macht meine Arbeit so spannend.
Johanna Kardel

Seit eineinhalb Jahren ist sie bei Elli und betrachtet Gesetzesvorschläge daraufhin, was sie für die Praxis der Elektromobilität und der Energiewende bedeuten. „Außerdem halte ich meine Kolleginnen und Kollegen auf dem Laufenden, welchen rechtlichen Rahmen es für neue Produkte gibt.“ Darüber hinaus betreut die junge Frau Pilot- und Forschungsprojekte, die Elli gemeinsam mit Netzbetreibern, Hochschulen und Stiftungen durchführt. „Ich arbeite an der Schnittstelle von Technik und Regulierung.“

Kardel findet, dass man die Verkehrswende groß denken muss. E-Autos sollen demnach nicht nur Verbraucher von Strom sein, sie sollen ihn auch speichern und überschüssige Energie wieder abgeben können. Kreisverkehr statt Einbahnstraße – oder „bidirektionales Laden“, wie die Fachfrau sagt. Kardels Arbeitgeber bietet deshalb nicht nur die Ladeboxen und die App an, sondern ist auch Energieversorger und liefert Ökostrom – fürs Auto, aber auch für den sonstigen Bedarf zu Hause. Das E-Auto soll Teil des Energiesystems werden. „Auf dem Weg dahin gibt es noch viel zu tun“, sagt Kardel, „aber gerade das macht meine Arbeit so spannend.“