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Koalitionen gegen die Klimakrise

Weltweite Energiepartnerschaften mit Deutschland sollen helfen, die Energieversorgung der Zukunft zu sichern. 

Klaus LüberKlaus Lüber, 17.03.2023
Solaranlage im Norden Australiens
Solaranlage im Norden Australiens © picture alliance/dpa

Vor mehr als 10 Jahren begann Deutschland ein globales Netzwerk von Energiepartnerschaften mit einzelnen Ländern aufzubauen. Den Anfang machten 2006 Indien und China, inzwischen kooperieren deutsche Unternehmen und Universitäten mit mehr als 20 Ländern. Das übergeordnete Ziel dieser bilateralen Energiekooperationen ist eine klimafreundliche, sichere und bezahlbare Energieversorgung. Dabei geht es nicht mehr nur um die Förderung von Energieeffizienz und erneuerbaren Energien in den Ländern. Auch der Aufbau einer Wasserstoff-Infrastruktur, die Unterstützung bei der Förderung Seltener Erden und sogar das Thema Cybersicherheit spielen eine zunehmend wichtige Rolle.

Australien

Deutschland und Australien arbeiten seit 2017 eng im Energiesektor zusammen. Das Land gilt als wichtiger Partner bei der Herstellung und Verwendung grünen Wasserstoffs. An den Küsten kann dafür Windenenergie, im sonnenreichen Landesinneren Photovoltaik eingesetzt werden. Natürlich muss das Gas dann auch nach Deutschland gelangen. Seit November 2020 läuft dazu die Studie HySupply, koordiniert vom Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI), der deutschen Akademie der Technikwissenschaften (acatech) und der University of New South Wales. Sie untersucht, ob eine entsprechende Lieferkette aufgebaut werden kann – mit bislang positivem Ergebnis. Im Rahmen des 2022 gestarteten deutsch-australischen Projekts TransHyDE wird erforscht, inwieweit Wasserstoff für den Transport in Ammoniak gebunden und danach wieder ausgelöst werden kann. Ende Januar 2023 traf sich Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck mit seinem australischen Kollegen Chris Bowen, um weitere Kooperationen zu beschließen.

Chile

Die deutsch-chilenische Energiepartnerschaft besteht seit 2019. Im Rahmen des Pariser Klimaabkommens hat sich das Land verpflichtet, seine CO₂-Emissionen bis 2030 um ein Drittel gegenüber 2007 zu senken. Glücklicherweise verfügt Chile über ein großes Potenzial an erneuerbaren Energien. In der Atacama-Wüste wird die höchste, direkte Sonneneinstrahlung weltweit gemessen, durchschnittlich doppelt so hoch wie in Spanien. Deutschland unterstützt Chile mit einer Reihe von Dialog- und Förderprogrammen, etwa die „Energy Challenge Germany 2023: German Start-ups for the Energy Transition in Chile“, in deren Rahmen innovative Neugründungen aus Deutschland Lösungen für den chilenischen Markt entwickeln. Mit einer Partnerschaft im Bereich Rohstoff, die Bundeskanzler Scholz Ende Januar 2023 angekündigt hat, soll die deutsch-chilenischen Zusammenarbeit noch weiter vertieft werden. Chile gilt als eines der wichtigsten Förderländer für Lithium, das für Batterien benötigt wird. Angesichts der Umwelt-, Arbeits- und Sozialprobleme im Bergbau, die für Unmut gesorgt und Projekte in diesem Sektor vereitelt hätten, sei Deutschland mit seinen hohen Standards ein idealer Partner, so Scholz. 

Bundeskanzler Olaf Scholz traf im Januar den chilenischen Präsidenten Gabriel Boric
Bundeskanzler Olaf Scholz traf im Januar den chilenischen Präsidenten Gabriel Boric © picture alliance/dpa

Israel

Im März 2022 unterzeichneten Deutschland und Israel eine gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit im Energiesektor. Im vergangenen Jahrzehnt hatten Israel begonnen, Offshore Erdgas zu fördern, das das Land autark machen soll. Dennoch hat Israel sich ehrgeizige klimapolitische Ziele gesetzt. Bis 2050 sollen die Treibhausgasemissionen um 85 Prozent gegenüber 2015 gesenkt werden. Dafür soll der Ausbau erneuerbarer Energien, auch mithilfe deutscher Expertise, vorangetrieben werden. 2030 soll ein knappes Drittel des Stroms durch Photovoltaik und die Gewinnung kinetischer Energie aus Meeresströmungen und Wellengängen gewonnen werden. Große Kooperationspotenziale zeigen sich auch im Bereich Cybersicherheit. Angriffe auf kritische Infrastruktur im Energiebereich stellen eine ernste Bedrohung dar. Im Rahmen der Partnerschaft soll gezielt die Resilienz von Energiesystemen verbessert werden. Auch in der Wasserstoffwirtschaft will Deutschland in Zukunft eng mit Israel zusammenarbeiten. Aktuell gibt es Bemühungen zum Bau einer Pipeline im östlichen Mittelmeer, die Israel über Zypern und Griechenland mit dem restlichen Europa verbinden könnte.

Marokko

Marokko gehört zu den Vorreitern im Bereich erneuerbarer Energien – und das nicht nur auf dem afrikanischen Kontinent. Im Klimaschutz-Index 2022 belegt das Land Platz acht – dicht hinter Ländern wie Schweden und Norwegen. Schon heute deckt Marokko 20 Prozent seines Energiebedarfs mit grünem Strom aus Wasserkraft, Wind und Sonne. Erklärtes Ziel ist es, den Anteil bis 2030 auf 52, im besten Fall auf 86 Prozent zu erhöhen. Eine Energiepartnerschaft mit Deutschland besteht seit 2012 und wurde kürzlich im Rahmen der 2021 verabschiedeten Nationalen Wasserstoffstrategie der Bundesregierung noch einmal vertieft. Auf Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung wurde eine „Allianz zur Entwicklung des Power-to-X-Sektors“ vereinbart, zu dem auch die Umwandlung grünen Stroms in den Energieträger Wasserstoff gehört. Eine der Herausforderungen dabei ist die Bereitstellung des Rohstoffs Wasser, denn daran herrscht Mangel in Marokko. Es muss durch Meerwasserentsalzung gewonnen werden. Entsprechende Anlagen werden, auch mit Unterstützung der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und der deutschen Entwicklungsbank KfW, gerade im ganzen Land gebaut. 

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