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Ökonomin mit Blick für das Wesentliche

Ausgezeichnete Expertin: Die Wirtschaftswissenschaftlerin Nicola Fuchs-Schündeln erhält den Leibniz-Preis 2018.

19.03.2018
Nicola Fuchs-Schündeln: „Es geht um das Wohlergehen der Menschen“.
Nicola Fuchs-Schündeln: „Es geht um das Wohlergehen der Menschen“. © Uwe Dettmar

Deutschland. Elf Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler werden am 19. März mit dem wichtigsten deutschen Förderpreis für Forschung ausgezeichnet, dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis. Eine der Preisträgerinnen ist Nicola Fuchs-Schündeln, Professorin für Makroökonomie und Entwicklung an der Goethe-Universität in Frankfurt. Sie hat die Wirtschaftswissenschaften durch innovative Methoden bereichert und legt besonderes Augenmerk darauf, wie Wirtschaft den Alltag von Menschen beeinflusst.

Frau Professor Fuchs-Schündeln, Sie erhalten als Ökonomin den Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2018 für außergewöhnliche Analysen in einem traditionsreichen Fach. Was spornt Sie an?
Bei meinem Auslandsstudium in Argentinien Mitte der 1990er-Jahre, inmitten einer Wirtschaftskrise, erkannte ich, wie wichtig die wirtschaftliche Entwicklung für das Wohlbefinden der Menschen ist. Für mich sind die Fragen des Faches daher zutiefst sozialwissenschaftlich. Obwohl wir in den Wirtschaftswissenschaften in der Regel eher quantitativ und mit abstrakteren Modellen arbeiten, geht es doch im Kern um das Wohlergehen der Menschen. Das treibt mich an. Ich widme mich in meiner Forschung den Analysen von Konsum-, Spar- und Arbeitsverhalten und Präferenzen der Menschen.

Zu Ihren Karrierestationen zählen die US-Elite-Universitäten Yale, Stanford und Harvard. Warum haben Sie sich dann für die Rückkehr nach Deutschland entschieden?
In Deutschland und Europa tut sich sehr viel in der Forschungs- und Universitätslandschaft. Es macht mir viel Freude, an diesen Entwicklungen mitzuwirken. Zum Beispiel haben wir an der Goethe-Universität eine strukturierte Doktorandenausbildung in den Wirtschaftswissenschaften aufgebaut, deren Absolventen sich auch im internationalen akademischen Markt behaupten. Zudem befasse ich mich in Teilen meiner Forschung mit der deutschen Wiedervereinigung, so dass ich immer enge Kontakte nach Deutschland behalten habe. Die deutsche Teilung und Wiedervereinigung ähneln einem hochspannenden, lebendigen Labor. Schließlich lebten die Menschen 45 Jahre in zwei unterschiedlichen ökonomischen Systemen.

Ich hoffe, dass der Frauenanteil in den Wirtschaftswissenschaften weiter wachsen wird.
Leibniz-Preisträgerin Nicola Fuchs-Schündeln

Ihre Analysen sind wirtschaftspolitisch gefragt. Wie wichtig sind neue Blickwinkel in der vermeintlichen „Männerdomäne“ Wirtschaftswissenschaften?
Ich glaube, dass gerade in der politischen Beratung Diversität sehr wichtig ist. In der Konfrontation mit anderen Denk- und Herangehensweisen können neue Ideen entwickelt und gesellschaftliche Entwicklungen aufgegriffen werden. Insofern hoffe ich auch, dass der Frauenanteil in den Wirtschaftswissenschaften weiter wachsen wird. Aber auch die Privatwirtschaft könnte noch viele Talente besser für sich nutzen.

Interview: Bettina Mittelstraß

Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2018

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