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Virtuell starten, live weiterlernen

Trotz Corona-Pandemie: Welche Chancen bestehen, ein europäisches Auslandssemester zu erleben – und welche Alternativen es gibt.

Gunda Achterhold, 26.10.2020
Studieren unter Pandemie-Bedingungen
Studieren unter Pandemie-Bedingungen © AdobeStock

Andere Länder kennenlernen, interessanten Menschen begegnen, den Alltag in einer fremden Umgebung erleben: Ein Studium oder Semester im Ausland gehört für viele junge Menschen einfach dazu. Doch die Corona-Pandemie macht es ihnen im Moment nicht leicht. Sechs Fragen und Antworten zeigen, was innerhalb Europas möglich ist.

Wegen der Corona-Pandemie ist es derzeit schwierig, während des Studiums Auslandserfahrung in Deutschland oder einem anderen europäischen Land zu sammeln. Wo bekommen Interessierte Rat?

Direkte Ansprechpartner sind die Fakultäten und das International Office der eigenen Hochschule. „Das Interesse an einem Auslandsaufenthalt ist ungebrochen“, beobachtet etwa Ingrid Lange, Direktorin des Internationalen Universitätszentrums der Technischen Universität (TU) Freiberg. Angesichts wieder zunehmender Reisewarnungen ist die Planung jedoch schwierig. „Geldgeber wie der DAAD zeigen sich jedoch flexibel und unterstützen Studierende auch dann, wenn sie früher als geplant zurückkehren müssen.“ Lange erwartet auch über die Corona-Pandemie hinaus deutliche Veränderungen: „Mischformen aus Präsenzphasen und virtuellen Formaten werden den internationalen Austausch in Zukunft deutlich stärker prägen.“

Welche neuen Modelle des Austauschs stehen zur Verfügung?

Zum Wintersemester 2020/21 erweitert die EU ihr Programm Erasmus+ um virtuelle und hybride Formen der Mobilität. Neu ist, dass ein Studium oder Praktikum digital beginnen und – sofern möglich – mit physischer Anwesenheit weitergehen kann. Vorteil: Bei neuen Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie kann der Aufenthalt verkürzt und der Austausch virtuell zu Ende geführt werden. Auch Unterbrechungen zwischen der virtuellen und der physischen Mobilitätsphase sind möglich.

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Gibt es auch rein virtuelle Austauschformate?

Ja. Die Freie Universität (FU) Berlin beispielsweise hat gemeinsam mit ihren Partneruniversitäten im Europäischen Netzwerk „Una Europa“ ein Pilotprojekt zur Förderung der virtuellen Mobilität untereinander gestartet: Die Initiative „Virtual Mobility in Emergency“ bietet interdisziplinäre Online-Kurse an, für die sich Studierende im Rahmen von Erasmus+ bewerben konnten. Die Leistungen werden angerechnet. „Mit diesem Angebot haben wir Studierende erreichen können, die ein Auslandssemester zum gegenwärtigen Zeitpunkt schon abgehakt hatten“, sagt Dr. Herbert Grieshop, Leiter für Internationales an der FU Berlin. Das in kürzester Zeit gestartete Projekt soll ausgebaut werden. „Wir sehen darin eine Möglichkeit, die Mobilität auch nach Corona weiter zu erhöhen.“

Bekommt man eine Erasmus-Förderung auch, wenn man von zu Hause aus studiert?

Wer im Ausland Online-Kurse belegt oder im Home-Office ein Praktikum antritt, erhält den Status eines Erasmus-Studierenden – und damit beispielsweise auch einen kostenlosen Sprachkurs. Den Mobilitätszuschuss für die Lebenshaltungskosten bekommt jedoch nur, wer ins Ausland geht.

Ins Ausland gehen und dort digital studieren – lohnt sich das?

Überall in Europa haben Hochschulen die Lehre weitgehend auf digitale Formate umgestellt. Die Deutsche Hannah Potthoff studiert seit einem Monat an der Università Cattolica del Sacro Cuore in Mailand Geschichte. Den Campus besucht sie so gut wie nie, von den wenigen Präsenzveranstaltungen sind internationale Studierende ausgeschlossen. Die 25-Jährige wusste allerdings, dass sie sich auf ein weitgehend digitales Studiensemester einlässt: „Im Grunde ist die Situation wie in Berlin. Aber wenn man eine Uni nicht kennt und kaum Möglichkeiten hat, Kommilitonen kennen zu lernen, fühlt man sich schon alleingelassen.“ In ihren Kursen lernt sie zusammen mit Studierenden, die in Frankreich, England oder China vor dem Bildschirm sitzen. Persönliche Kontakte findet die Master-Studentin vor allem über das Erasmus Student Network (ESN), das macht vieles leichter.

Sollten Studierende ihr Austauschsemester lieber verschieben?

Wann sich die Situation entspannen wird, weiß niemand. Fest steht: Die räumlichen Kapazitäten der Hochschulen sind wegen Corona begrenzt und werden es voraussichtlich noch eine Weile bleiben. Experten raten daher dazu, die Angebote virtueller und hybrider Mobilität anzunehmen – schließlich haben Studierende nur bestimmte Zeitfenster, in denen sich ein Auslandssemester überhaupt realisieren lässt.

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