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Querdenker, Anpacker und Visionäre ausgezeichnet

Raus aus dem Elfenbeinturm, rein in die Mitte der Gesellschaft: Das sind Deutschlands Wissenschaftler des Jahres und ihre Projekte, ausgezeichnet vom Deutschen Hochschulverband.

Tanja Zech, 04.04.2017
© Yannick Wegner - Bauprojekt Spinelli Barracks

Bei der Gala der Deutschen Wissenschaft in München hat der Deutsche Hochschulverband (DHV) am 3. April 2017 herausragende Persönlichkeiten und Projekte ausgezeichnet und mit Preisgeldern bedacht.

Begegnungsstätte für Geflüchtete

16 Architekturstudenten und drei Professoren der Technischen Universität Kaiserslautern haben auf einem ehemaligen Kasernengelände in Mannheim eine Begegnungsstätte für Flüchtlinge geschaffen. Innerhalb von drei Monaten planten und errichteten die angehenden Architekten einen großen Pavillon in Holzbauweise. Er dient als Treffpunkt, aber auch als Rückzugsort.

Achim Meyer auf der Heyde vom Deutschen Studentenwerk würdigte das Bauprojekt Spinelli Barracks als „Projekt für Flüchtlinge mit Flüchtlingen“. Diese durften ihre Wünsche in die Planung einfließen lassen und packten beim Bau mit an. „Sie waren glücklich, dass sie mithelfen konnten“, erzählt der Architekturstudent Tobias Kohlstruck. „Die Kommunikation lief auf Englisch, mit Händen und Füßen oder durch Vormachen.“

In diesem Jahr teilt sich somit ein großes Team die mit 5.000 Euro dotierte Auszeichnung Student/-in des Jahres“.

Einsatz für Kulturerbe und Wissenschaft

Krisen und Kriege treiben Menschen in die Flucht und rauben ihnen oft auch Vergangenheit und Zukunft. Für ihre Verdienste um den Schutz des kulturellen Erbes und den Einsatz für Wissenschaftler in Krisengebieten ist die Gerda Henkel Stiftung als „Wissenschaftsstiftung des Jahres 2017“ ausgezeichnet worden.

Besondere Würdigung erfuhr ein Programm zur Unterstützung geflohener Wissenschaftler. „Es ist beeindruckend, dass die Gerda Henkel Stiftung ihnen nach der Flucht nach Europa die Möglichkeit bietet, ihre wissenschaftliche Karriere weiter zu verfolgen und Perspektiven für den Wiederaufbau zu entwickeln“, sagte Bernhard Kempen, Präsident des Deutschen Hochschulverbandes, bei der Preisverleihung.

Das Ziel der gemeinnützigen Gerda Henkel Stiftung ist die Förderung von Geisteswissenschaften in aller Welt. Seit 2015 setzt sie sich mit dem Projekt „Patrimonies“ für den Erhalt kulturellen Erbes vor allem in Krisenregionen ein. Seit ihrer Gründung 1976 hat die Stiftung mehr als 6.600 Forschungsvorhaben mit etwa 160 Millionen Euro unterstützt. 

Ausgezeichnete Wissenschaftler

Drei weitere Wissenschaftler und ein Minister standen bei der Gala der Deutschen Wissenschaft im Rampenlicht:

  • Zum Rektor/Präsident des Jahres“ wählten die Mitglieder des Hochschulverbands schon zum dritten Mal Lambert T. Koch, Rektor der Bergischen Universität Wuppertal, der sich als Hochschulmanager und als Motivator seiner Wissenschaftler und Studenten verdient gemacht hat.
  • „Nachwuchswissenschaftler des Jahres 2017 ist Michael Saliba, Marie Curie Fellow an der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne. Er forscht im Bereich Solarenergie und hegt die Vision „dass eines Tages die ganze Sahara voll mit günstigen, nachhaltigen Solarzellen ist“.

 

  • Hochschullehrer des Jahres2017“ ist Michael Wolffsohn, Professor für Neuere Geschichte an der Universität der Bundeswehr München. Der selbsternannte Querdenker engagiert sich nicht nur wissenschaftlich. Mit seinem Wohnprojekt Atlantic in Berlin fördert er das Miteinander von Religionen und Kulturen.
  • Als Wissenschaftsminister des Jahres“ wurde der Finanzminister des Landes Mecklenburg-Vorpommern, Mathias Brodkorb, geehrt. DHV-Präsident Bernhard Kempen bezeichnete ihn als „Vorkämpfer gegen die Bürokratisierung der Wissenschaft“.

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