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So arbeiten Rechtsanwälte in Deutschland

Große Verantwortung, auch als Verteidiger: fünf Fakten zum Beruf des Rechtsanwalts in Deutschland.

Julia Bröder, 29.07.2019
Arbeit des Rechtsanwalts: Wichtig für Mandanten und den Rechtsstaat
Arbeit des Rechtsanwalts: Wichtig für Mandanten und den Rechtsstaat © dpa

Wie wird man in Deutschland Rechtsanwalt?

Es gibt mehrere Möglichkeiten, in Deutschland als Rechtsanwalt zu arbeiten: als Freiberufler mit einer eigenen Kanzlei, in einer Sozietät zusammen mit einem oder mehreren Partnern oder als Angestellter in einer Kanzlei. Die akademische Ausbildung dauert genauso lange wie bei der Vorbereitung auf den Staatsdienst von Richtern und Staatsanwälten: Auf neun Semester Regelstudienzeit folgen das Erste Staatsexamen, zwei Jahre Referendariat für die praktische Berufserfahrung und schließlich das Zweite Staatsexamen.

Zum Vergleich: In Russland dauert das Studium je nach Abschluss – Diplom, Bachelor oder Master – vier bis sechs Jahre. Bevor man die Zulassungsprüfung für den Anwaltsberuf ablegen kann, muss man zudem zwei Jahre praktisch juristisch gearbeitet haben, zum Beispiel als Assistent eines Rechtsanwalts oder an einer Hochschule.

In den USA studieren angehende Rechtsanwälte nur rund drei Jahre an einer Law School; ein Referendariat gibt es dort nicht. Stattdessen steht vor der Zulassung eine Prüfung.

Mit welchen ausländischen Abschlüssen kann man in Deutschland als Rechtsanwalt arbeiten?

Wer seinen juristischen Abschluss in einem Land der Europäischen Union, des Europäischen Wirtschaftsraums oder in der Schweiz erworben hat, darf in Deutschland in das Referendariat einsteigen – und nach dem Zweiten Staatsexamen die deutsche Rechtsanwaltszulassung beantragen.

Wer in seinem Herkunftsstaat als Europäischer Rechtsanwalt eingetragen ist, kann in eine deutsche Rechtsanwaltskammer aufgenommen werden – und dann auch auf diesem Weg in Deutschland als Rechtsanwalt arbeiten.

Wie bereiten sich Rechtsanwälte auf Prozesse vor?

Lange vor dem Plädoyer vor Gericht sind Rechtsanwälte intensiv mit Beratung und Analyse beschäftigt. Sie müssen zahlreiche Dokumente durcharbeiten und fristgerecht abgeben. Gerade in internationalen Großkanzleien ähnelt die Tätigkeit jüngerer Anwälte erst einmal der von Sachbearbeitern, bevor sie eigene Fälle bekommen. In kleineren Kanzleien beginnt der Mandantenkontakt früher.

Welche Eigenschaft ist für einen Rechtsanwalt besonders wichtig?

Empathie! Wer seine Mandanten richtig beraten und verteidigen will, muss nicht nur die Sachlage genau kennen, sondern sich auch in ihre Lebenssituation hineinversetzen können.

Welche Pflicht hat der Rechtsanwalt gegenüber seinem Mandanten?

In Deutschland hat jeder Beschuldigte das Recht auf einen Verteidiger. Die Aufgabe des Rechtsanwalts ist es, die Interessen seines Auftraggebers zu vertreten. Bei einer Strafverteidigung vor Gericht bedeutet das zum Beispiel, dass er ein möglichst mildes Urteil oder bestenfalls einen Freispruch erzielt – auch, wenn er von der Schuld des Mandanten weiß. Dafür darf der Rechtsanwalt nicht lügen, wohl aber zu den Fakten schweigen.

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